Ja, ich gebe es zu: Ich habe mich vom Mossad kaufen lassen. Ich bin auch kein Künstler. Ich heiße nicht einmal Erhard Arendt. Aber der Reihe nach.
Weiß der Himmel, wie die ausgerechnet auf mich gekommen sind. Jedenfalls rief mich, es ist schon Jahre her, eines Morgens jemand an, er sprach gut Deutsch, mit einem leichten Akzent. Ob ich nicht Lust hätte, was im Internet zu machen, es würde „der guten Sache dienen“, Geld spiele keine Rolle. Um die Wahrheit zu sagen: Es ging mir damals nicht besonders gut, ich hatte zuletzt als Karussellbremser und Automatenaufsteller gejobbt, nichts Festes, und das war schon Monate her, da kam mir das eigentlich sehr gelegen. Worum es denn ginge? „Um das Eine“, raunte der Mann. Das, was alle in Erregung versetze. Ich verstand sofort: die Juden! Was ich denn machen solle, fragte ich den Anrufer.
„Wir regeln das für Sie“ meinte er. Ich solle nicht zu viele Fragen stellen. Ja, und so kam ich bald zu meiner neuen Identität. Mein Verbindungsmann übergab mir einen gefälschten Personalausweis und klärte mich über meine Legende auf. Ein Künstler solle ich nun sein und unter meinem Tarnnamen „Erhard Arendt“ ein „Palästina-Portal“ betreiben. Die Mossad-Leute richteten mir dann auch ein Atelier ein, in dem ein abgebrochener usbekischer Kunststudent unter meinem neuen Namen alles Mögliche zusammenschrubbelte, während man mich im Umgang mit einem Computer schulte. Schon nach drei Tagen war ich in der Lage, ins Internet zu gehen, was meine Ausbilder sichtlich freute („Genau der richtige Mann für uns!“). Na, und dann haben sie mir gesagt, es ginge gegen Israel und ich solle so richtig vom Leder ziehen. Tabus gäbs keine, das wurde mir gleich versprochen, man würde mich mit allen möglichen Links versorgen. Ich solle nur fleißig jeden Tag in die Tasten hauen. Zuerst war ich ja etwas misstrauisch, zumal ich absolut keine Ahnung vom Nahostkonflikt hatte und nur die üblichen Klischees kannte, aber ich wollte meinen Job gut machen und habe mir extra einen Duden gekauft. Den hat mein Führungsoffizier gleich in den Müll geschmissen („Brauchst du nicht“). Ich solle so schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen sei und herzhaft losfreislern, die Vorwürfe Richtung Judenstaat könnten gar nicht bizarr genug sein. Und es müsse sich eben authentisch anhören. Das ist die Erklärung dafür, warum auf meiner Seite obskure Persönlichkeiten wie „Kai Dickmann“ oder „Cem Ödzimier“ auftauchen.
Zu spät habe ich erkannt, dass die nur einen Einfaltspinsel suchten, der die Israelkritikerzunft in Verruf bringen sollte. Aber da war ich schon zu sehr in meiner Rolle gefangen. Die Mossad-Leute ermunterten mich, maßlos zu übertreiben, pro Tag müssten folgende Begriffe mindestens je zehnmal vorkommen: Apartheid, Völkermord, Kriegsverbrechen, neuer Holocaust, Opfer der Opfer usw. So hat das Ganze eine Eigendynamik bekommen, die ich gar nicht beabsichtigte. Aber irgendwie machte es, zumindest am Anfang, auch Spaß, ich hatte ja sonst nichts zu tun, und meine Auftraggeber zahlten immerhin 50 Euro mehr als den Sozialhilfesatz. Und ich durfte auch meine anale Fixierung ausleben, so oft „Kacke“, „Häufchen“, „Toilette“ et cetera schreiben, wie ich wollte. Dauernd schickten sie mir Links zu völlig verqueren Texten, die Autoren waren vollkommen übergeschnappt, die hätte man zu keinem anderen Thema auf der Welt befragt. In schöne Kreise war ich da geraten: geltungsbedürftige No-Names, naive Spinner und gefährliche Extremisten. Immerhin wurde mein Name (also nicht mein wirklicher) langsam bekannt, über Google findet man meinen Quark heute überall direkt hinter den Namen richtiger Autoren, da war ich stets unerbittlich, klebte an ihnen wie Hundekot an der Schuhsohle. Ich achtete darauf, jeden Artikel zum Thema zu kommentieren, das ging bald ziemlich flott, zumal ich das Geschriebene, wie man mir eingebleut hatte, unter keinen Umständen noch einmal durchlesen sollte, bevor ich auf den „Senden“-Knopf drückte. Irgendwann verkam das aber zur langweiligen Routine, es wurde ja zwangsläufig öde, immer das Gleiche zu schreiben, und die künstliche Empörung fiel mir auch nicht immer leicht.
Die Mossad-Agenten, Experten in psychologischer Kriegsführung, haben das schnell bemerkt. Sie rieten mir, der Einfachheit halber nicht auf Argumente einzugehen sondern immer nur „Selber!“ zu geifern. Falls ich mal übers Ziel hinausschösse, sei das kein Drama, im Gegenteil „umso besser“, für Anwalts- und Prozesskosten würde man schon aufkommen. So wurde ich auch zum Lockvogel, der Dünnbrettbohrerinnen wie die Galinski oder die kaputte Rohlfs zu Wort kommen lassen sollte, damit die ihren Stuss in der Öffentlichkeit verbreiten konnten. Alles nur, um Kritiker der israelischen Politik als vollkommen bekloppt desavouieren zu können! Als ich merkte, was da wirklich gespielt wurde, wie perfide die am ganz großen Rad drehten, da wollte ich aussteigen. Ich muss wohl nicht betonen, dass die gleich ungerührt damit drohten, mich auffliegen zu lassen. In meinen Kreisen sei ich dann „erledigt“, das könne man in diesem Fall auch ganz wörtlich nehmen.
Und so mache ich weiter, obwohl ich mich manchmal vor mir selbst ekle, wenn ich meine üblichen „Genozid“-Vorwürfe gegen den Staat der Holocaust-Überlebenden in die Tasten kloppe, Abbas als „Quisling“ bezeichne und die Hamas-Bande reinwasche. Wenn ich so tu, als seien sieben Millionen Israelis verrückt und Typen wie Melzer und Moskovitz helle Köpfe. Nach Israel werde ich nie fahren, ich könnte den Leuten da nicht in die Augen sehen. Ich schäme mich ja so. Andererseits muss man doch von irgendwas leben.
(Dank an Pater Aceto Balsamico, der das Beichtgeheimnis brach, um seine brisanten Aufzeichnungen Spirit of Entebbe zuzuspielen)
Ein echter Genuss.
Ich habe mir dieses exklusive Geständnis im Stillen durchgelesen und musste laut lachen – mehr geht nicht!
Absolute Weltklasse! Und eben, 50 Euro mehr sind fuer manch kaputte Existenz schon kriegsentscheidend 😉
Köstlich! Danke!!!
Dank an Pater Aceto Balsamico –
dieses spruechlein wird mir noch einige duestere stunden erhellen.
von Herzen Danke
…..wenn „Eddy“ nicht so entsetzlich dämlich wäre,
dann wäre auch mir zum Lachen.
Aber leider bleibt mir bei den Texten der „Antis“ das Lachen im Hals stecken.
Eddys JüngerInnen sollten/könnten Ihren Text lesen.
Ganz einfach, DANKE!
Nanu, ist doch noch gar kein Purim, und schicker auch nicht???
Habe mich köstlich amüsiert.
Wirklich brillant!
Der Arendt meint das gar nicht ernst?
ach, da bin ich ja beruhigt. dann hat wohl auch der mossad die kosten übernommen, die dem superkünstler vom gericht wegen seinen verbalen entgleisungen mir gegenüber aufgebrummt worden waren. mit so einer supermacht im rücken kann man es sich auch locker leisten, die eine oder andere unterlassungserklärung nicht zu unterschreiben und die anwälte beider parteien fürstlich zu entlohnen.
ich hatte schon angst, es würde einen armen mann treffen, der sich nicht mal mehr ein rechtschreibprogramm leisten kann und nun kleinen kindern vor aldi die lollies klauen muss.
Großartige Idee. Wäre es möglich, dass Adam Ermash, früher Jöran Jermas, der als „Israel Shamir“ schreibt auch für den Mossad arbeitet?
einfach nur geil. mein abend wurde eben gerettet, von einem kleinen feinen stück bester satire. danke dafür (und nochmal danke für die tollen bilder von jerusalem + tel aviv;))!
Nun, der Typ ist mit einer Iranerin verheiratet. Wahrscheinlich hat der Mossad die auf ihn angesetzt. Oder Ahmadinejad himself.
Wie auch immer, seine Seite sieht aus wie Würfelhusten draufgekotzt.. Für einen „Künstler“ eine reife Leistung.
Mäßiges Schülerzeitungsniveau – also für das Brodersche Kampfdackelgeschwader „Satire“…
*gähn*
Arbeiten die vielleicht alle für den Mossad und der Mossad nur zum Schein für Israel?
Oder kann es sein, dass ein Antisemit der ist, der sich für die Juden und den Staat Israel ausspricht? Oder ist so einer nur der Dumme, der auf ein gesichertes Einkommen verzichtet?
@Georg
Sie scheinen alles zu verwechseln. Erhard ist kein Antisemit. Antisemitismus ist in Deutschland seit der Nazizeit verboten:
http://www.ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/begriff_abschaffen.php
Erhard, der verhinderte „Künstler“ macht auf „Israelkritiker“ und „Palästinenserfreund“.
Dass seine verhunzte Webseite wie die Satire einer ernsthaften Kritik aussieht und ein Kindergartenniveau hat, muss zwangsläufig Mossad dahinten stecken. Man weiß doch, Jöden stecken hiner jedem Übel. Und arendtsche Webpräsenz sieht ziemlich übel aus. Nur für die gehirnlose Arendtsfans kann das wie eine echte Kritik aussehen. Das Institut hat eine tolle Arbeit geleistet. Wer die Arendtseite sieht, glaubt sofort, dass er ein Irre ist.
Kishon hätte seine Freude daran gehabt.
Sehr schöne Enthüllungsstory!
Im übrigen:
„[…]ich hatte zuletzt als Karussellbremser und Automatenaufsteller gejobbt[…]“
Ist es Zufall, dass dieser Abschnitt klingt als sei er vom Frühstyxradio (FSR) inspiriert?
@ Bimon
Sie liegen ganz richtig. ;o)
Aber lieber gut geklaut als schlecht selbst geschrieben.
BRAVO!
[…] Entlarvt: “Palästina-Portal” israelischer Propagandatrick! Ja, ich gebe es zu: Ich habe mich vom Mossad kaufen lassen. Ich bin auch kein Künstler. Ich heiße nicht einmal Erhard […] […]
Danke wirklich klasse !
[…] mal wieder: Die besten Antisemiten sind halt doch die Juden, wie Claudio Casula am Beispiel der Aufdeckung der „wahren Identität“ eines Dortmunder Superkünstlers aufzeigt. (Vorsicht, […]
@ claudio
Sie tanzen wirklich noch ums Feuer. Mußte am lautesten lachen. Auch wie sie die Rolle vom fleißigen, braven Hänschen spielen und sich selbst beweisen.
Für weitere „investigative“ Recherchen:
http://www.mtv.de/videos/560464
@ willow
Beantworte Dir Deine Fragen selbst und denk noch bevor Du was schreibst. Darum geht’s.
@ Casulo
Wenn sie alle substantiellen Kommentare löschen, die Ihnen nicht in das Konzept passen, dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, dass Sie nur die immergleichen Postings von denselben Hohlbroten abdrucken müssen. Das wirft nicht nur ein Licht auf die geistige Substanz ihrer Leserschaft, sondern auch auf ihr Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit, falls Sie damit etwas anzufangen wissen.e
@ Unicorn
Ebenso pauschale wie absurde Verleumdungen des jüdischen Staates kann ich beim besten Willen nicht als „substantiell“ erkennen. Jeder, der schon mal einen Fuß auf israelischen Boden gesetzt hat, weiß, dass etwa das ganze Apartheid-Gequatsche ein Auswurf krankhaften Hasses ist, nichts weiter. Berechtigte Kritik ist sachliche Kritik, und sachliche Kritiker sind unter ausgewiesenen Antizionisten, die es unter Terrorstaat- und Rassismus-Vorwürfen nicht machen, seltener als ein Einhorn. So verdienen sie sich die Verarsche, ob sie nun jüdische oder nichtjüdische Antisemiten sind.
Sehr schön! Das ist ja jetzt, wo ich zufällig darauf stoße, noch genau so zutreffend wie auch unterhaltsam (will ich jedenfalls mal schwer hoffen!)
Also nee! Soo geht das heutzutage nicht mehr! Es werden für solche Aufgaben sogenannte Schreib-Bots eingesetzt, das sind so Programme, die endlos Antworten auf posts loslassen, die oberflächlich betrachtet so sinnvoll sind, wie die psychoanalytischen Sitzungen bei Weizenbaums Programm. Irgendwie lustig, aber nach 5 Beiträgen kennt man alle 200 folgenden voraus. Bei Telepolis gab es diese „engine of agression“, das Programm meine ich wegen ähnlicher Rechtschreibfehler im User „Ferenc“ bei http://www.politik-forum.at/member2638.html wiedergefunden zu haben.
“ 5664 | Beiträge des Mitglieds (1.84% aller Beiträge / 4.58 Beiträge pro Tag)“ – das schafft nur ein Programm. Und dies sind nur die Beiträge in diesem Forum!
Mfg Stuff
[…] sich unwillkürlich aufdrängt: Ist diese Webseite echt? Meint es Arendt hier wirklich ernst??? Oder ist er nur ein vom Mossad bezahlter Agent, der absichtlich eine so unterirdische Seite erstellt? Und warum unterstellt Arendt immer allen […]
Köstlich. Ein weiteres Beispiel:
Shit happens!
http://anti3anti.wordpress.com/2010/12/14/jcall/
[…] Ahnung hat sich ja bereits vor geraumer Zeit bestätigt: „Erhard Arendt“ ist ein Büttel des Zionismus, und jetzt hat man es ihm auch in den mehr als zweifelhaften Kreisen, in denen er zu verkehren […]
[…] Monaten nutzt Erhard Arendt nun schon sein sogenanntes Palästina Portal, um gegen mich zu hetzen. Er nennt mich einen „Hassprediger“ und […]
[…] Altermedia, des „islamkritischen“ Blogs PI-News, des „israelkritischen“ Palästina-Portals und des „kapitalismuskritischen“ Forums […]