Auf zeit.de erklärt Zeit-Herausgeber Josef Joffe die israelische Innenpolitik – leider falsch:
Wichtig ist allein, dass die Einstaaten-Ideologie auf der israelischen Seite, die durch Avigdor Lieberman und seine Partei „Unser Haus Israel“ vertreten wird, durch das Gegengewicht der Arbeitspartei geschwächt und diszipliniert wird.
Diese Erkenntnis hat Joffe exklusiv. Denn man kann von Lieberman halten was man will – ich persönlich habe auch schon sympathischer wirkende Israelis getroffen – aber ein Einstaaten-Ideologe ist er definitiv nicht. Im Gegenteil: Zur Beibehaltung des jüdischen Charakters Israels ist er sogar bereit, arabisch-besiedeltes Staatsgebiet an eine palästinensische Entität abzugeben. Tatsächlich ist Lieberman also ein höchstkonsequenter Zweistaaten-Ideologe, dessen Herangehensweise selbst israelischen Linken viel zu weit geht…
Ad Lieberman
Wer in Osteuropa (und besonders in der UdSSR) sozialisiert worden ist, ist nicht so werweichlicht wie die Westeuropäer.
Als ehem. Osteuropäer kann ich gut nachvollziehen wie Lieberman tickt. Vielleicht muss ich ihn nicht besonders sympathisch finden, aber ich weiß dass die Menschen in den Osten eben härter und direkter sind als die in Westen.
Die Lebenserfahrung zeigt, dass nur die Härte zählt und die Kompromisse zu Verlusten führen. Das ist aus humanistischer Sicht bestimmt beudauernswert und es gibt nicht zu beschönigen. Ist aber die Realität in Israel im Angesicht der andauernden Bedrohung geignet um Kompromissbereitschaft zu zeigen und Appeasement gegenüber der Terroristen zu spielen? Die Araber und Iraner würden das sofort als Schwäche interpretieren, weil sie so was niemals getan hätten. Wer Kompromisse schliesst muss doch schwächer sein. Wann werden endlich die Westeuropäer verstehen, dass die Menschen in nicht westlichen Kulturen anders ticken?
Ist es nicht anmassend, wenn ein Post-68-er Deutscher gleiche Masstäbe an sich und einen Russen oder Araber anlegt?
Wir in Osteuropa haben 1968 nur eins erlebt- die antizionistische Hetze, Vertreibung der Juden aus Polen und Einmarsch der russischen Panzer in die Tschechoslovakei.
Ja, der gute Jo Joffe. „He knows so much, and understands so little“ – wurde zwar ueber seinen Freund Tom Friedman gesagt, stimmt aber auch hier perfekt.
Interessant ist ja auch, dass Yisrael Beytenu offensichtlich einen EU-Beitritt Israels wuenscht („The desire to see Israel join the European Union and NATO“) – auch nicht unbedingt das, was man von einer rechtslastigen Partei erwarten wuerde.
[…] der zweite Vorwurf hätte durch eine wenig Recherche-Arbeit entkräftet werden können – Avigdor Lieberman lehnt im gegensatz zur Hamas eine 2-Staatenlösung nicht […]