Dass größere Bauprojekte in Israel wie etwa der Ben-Gurion-Airport sich zuweilen etwas in die Länge ziehen und damit auch die Kosten in die Höhe treiben, ist bekannt. Ein aktuelles Beispiel ist das berüchtigte Stadtbahnprojekt in Jerusalem.
Nicht, dass solche unfreiwilligen Jahrhundertprojekte weltweit beispiellos wären, wie ein Blick auf die Dauerbaustelle Elbphilharmonie in Hamburg zeigt, jedoch sind die meisten Ursachen für die Verzögerung schon made in Israel, als da wären Schlamperei (Schienen wurden fehlerhaft verlegt, aufgerissen und neu verlegt) und Jerusalemer Gegebenheiten: Überall, wo gegraben wird, kann auch etwas gefunden werden. Manchmal sind es Archäologen, deretwegen die Bauarbeiten gestoppt werden, manchmal Orthodoxe, die befürchten, dass ein alter jüdischer Friedhof entweiht wird.
Und last but not least spielt auch hier wieder die Politik eine destruktive Rolle. Nicht die Lokalpolitik allerdings, sondern die große, denn ein Straßenbahnbauprojekt mag in Sydney, Paris oder Berlin ein Straßenbahnbauprojekt sein, in Jerusalem, wo auch das Umfallen eines Sacks Reis Aufsehen erregt, ist es nicht weniger als ein Politikum mit Ausstrahlung bis zum Hudson River: Die Palästinenserführung will das Projekt gewissermaßen entgleisen lassen, weil sie nicht anerkennen will, dass Jerusalem ungeteilt bleiben wird. Und wer Nein zu einem Stopp des Terrors sagt, Nein zu Friedensverhandlungen, Nein zur Akzeptanz eines jüdischen Staates, der sagt dann auch Nein zu einem Nahverkehrsprojekt, das für jüdische und arabische Bewohner der Stadt Vorteile bringt – was jeder bestätigen kann, den das Verkehrschaos in der Innenstadt schon einmal in den Wahnsinn getrieben hat. So sind etwa auf der 14 Kilometer langen Linie 1 von Pisgat Ze’ev über die Jaffa Road bis zum Har Herzl auch drei Haltestellen in Shuafat eingeplant. Aber zulasten der eigenen Leute ein trübes propagandistisches Süppchen zu kochen, darin hat die PLO, die noch nie eine konstruktive Rolle irgendwo gespielt hat, seit jeher Übung, und so wird sie zunächst bei der Arabischen Liga petzen, die so endlich wieder einen Tagesordnungspunkt hat, auf den sie sich einigen kann, und dann auch international alle Register ziehen, um das Projekt aufzuhalten. Und wie immer wird sie sich damit ins eigene Knie schießen, denn die Zeit und Energie, die sie zur Zerstörung des Bestehenden und Zukünftigen aufbringt, fehlt ihr, wo sie eigentlich etwas aufbauen soll. Sie lernt einfach nichts dazu.
Wir aber sehen bereits silbrig-glänzende Bahnen durch Jerusalem kurven. Schick sehen sie aus.
Aber gleichzeitig wird natürlich gejammert, Israel würde die Infrastruktur in Ostjerusalem vernachlässigen…
Zu den Zuegen kann man so seine Meinung haben (und meine ist, dass es leider ein ziemliches Prestigeprojekt ist und nicht viel mit wirtschaftlichen und praktischen Ueberlegungen zu tun hatte, da dafuer ein besser geplantes Bussystem ausgereich haette und so die Jerusalemer Milliarden fuer Jahrelange Bauarbeiten ohne nix bezahlen.)
Anyway, dass sollte uns nicht davon abhalten, endlich mit dem Auszug aus Europa zu beginnen und nach Israel zu kommen: 😉
http://aro1.com/wordpress/arye/aliyah/auf-zum-auszug-aus-europa-oder-warum-antisemitismus-jetzt-das-problem-der-europaer-ist/
Ist ja keine U-Bahn, also kann das Projekt gar nicht so zionistisch sein…