Ein guter Mann hat uns vor einigen Jahren das Arafat-Prinzip erklärt: Erst läuft man mit dem Kopf gegen die Wand. Dann stellt man fest, dass man so nichts erreicht und sich eine blutige Nase holt. Also läuft man noch einmal gegen dieselbe Wand. Und stellt wieder fest: Es bringt nichts und tut weh. Folglich rennt man anschließend nochmal gegen die Wand, usw. usf..

Arabische Kreislaufstörung: Karikatur von Dosh (aus: Ephraim Kishon, Pardon, wir haben gewonnen, dtv, 1971).
Getreu diesem Prinzip unterstützen die palästinensische Führung und ein Großteil der palästinensischen Bevölkerung traditionell, grundsätzlich und bis zum bitteren Ende jeweils den durchgeknalltesten Erzextremisten, den es in der Region zu finden gibt. Auch auf die Gefahr hin, sich damit selbst unter seinen Brudervölkern zu isolieren. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist die Entscheidung der PLO, sich nach der Besetzung Kuwaits im Jahre 1990 unverbrüchlich an die Seite des irakischen Diktators Saddam Hussein zu stellen. Und das, obwohl die gesamte Weltgemeinschaft sich gegen den Despoten wandte, sogar Syrien Truppen für die Operation „Desert Shield“ abstellte und der amerikanische „Wüstensturm“ sich längst zusammenbraute. Tausende verdutzte Palästinenser, die im Januar 1991 in Kuwait City den Beschuss israelischer Städte mit Scud-Raketen bejubelt hatten, wurden wenig später jäh aus der Party gerissen und von den befreiten Kuwaitern deportiert.
Angesichts dieser Tradition kann es kaum wundern, dass die Palästinenser sich auch heute wieder die falschen Freunde suchen: Laut einer jetzt vorgestellten Umfrage des Pew Research Centers ist zwar in großen Teilen der muslimischen Welt die Beliebtheit radikaler Islamisten im Schwinden begriffen. Doch mit ihrem untrüglichen Gespür für falsche Entscheidungen jubelt ein Großteil der Palästinenser der iranisch-libanesischen Terrororganisation Hisbollah zu: 61 Prozent der Palästinenser haben ein positives Hisbollah-Bild. Und sogar 65 Prozent der Palästinenser finden deren Führer Hassan Nasrallah richtig knorke. (Die Hamas ist dagegen auf dem absteigenden Ast, ganz offensichtlich ist man schwer enttäuscht von deren totalen Versagen auf dem Schlachtfeld von Gaza während Operation Cast Lead im vergangenen Jahr.)
Selbst für palästinensische Verhältnisse überraschend ist jedoch eine andere Zahl: Die absolute Mehrheit der Palästinenser vertraut Osama – wait for it – bin Laden. Womit wir wieder beim Thema „durchgeknalltester Erzextremist“ wären. Und bei einer weiteren sprichwörtlichen Erkenntnis über die Palästinenser: Sie versäumen nie eine Gelegenheit, eine Gelegenheit zu versäumen.
Die Deportation von Tausenden Palästinensern ist bei uns ohne das geringste Echo geblieben – Kuwaitkritiker haben sich bis heute nicht zu Wort gemeldet. Da fehlte wohl einfach das Stimulans.
Ku-was? 😯
Man sieht an der Dosh’schen Zeitung, dass es nach dem Erfinder Nasser-Prinzip heißen müsste.
Die Karikatur aus dem Beitrag hat mich dazu animiert, ein wenig in dem zitierten Buch von Kishon zu stöbern. Dabei bin ich über die Kurzgeschichte „Ein Sieg der gerechten Sache“ gestolpert und musste feststellen, daß diese von Kishon 1967 als Satire geschriebene Geschichte, etwa 40 Jahre später erschreckend reale Züge angenommen hat.
Ich zitiere hier mal ein paar Auszüge aus der Geschichte (nicht, weil ich zu faul zum Abtippen der ganzen Geschichte bin, sondern damit nicht irgendein armer Verlag sich in seinen Rechten verletzt fühlt 😉 ):
Der Antrag Pakistans, Israel für die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Sowjets zu verurteilen, wurde dem Vorsitzenden des Sicherheitsrats in den frühen Morgenstunden zugestellt. Die sofort einsetzenden Fühlungnahmen unter den einzelnen Delegationen ergaben jedoch, daß die erforderliche Stimmenmehrheit sich kaum erzielen ließe, da der Antrag außer von Pakistan selbst nur von Nigeria, Polen, Jugoslawien, Algerien, Saudi-Arabien, Weißrußland und der Sowjetunion unterstützt wurde.
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Bevor der Sicherheitsrat zusammentrat, gelang es dem israelischen UNO-Delegierten Joseph Tekoa, der Vollversammlung den Standpunkt Israels klarzumachen.
„Nicht Israel ist in das Territorium der CSSR eingedrungen, sondern die Warschauer-Pakt-Staaten unter Führung der Sowjetunion“, sagte er. „Es müßte also die Sowjetunion verurteilt werden, nicht wir.“
Daraufhin verließ der sowjetische Delegierte Jakob Malik demonstrativ den Sitzungssaal und rief dem Vertreter Israels von der Türe her zornbebend zu: „Diesmal werden Ihnen diese Göbbels-Methoden nichts nützen! Sie spielen mit dem Feuer!“
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Die Atmosphäre wurde immer gespannter. Ein von der algerischen Delegation verteiltes Pamphlet nannte Israel eine „Erpressernation“. In der „Prawda“ erschien ein scharfer Angriff auf die „Nazikohorten von Tel Aviv und ihre schamlosen imperialistischen Annexionen“.
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Die Kulissengespräche erreichten ein kritisches Stadium. Jugoslawien und Nigeria brachten einen neuen Tadelsantrag ein, in dem Israel des Genocids beschuldigt wurde, begnügten sich jedoch unter belgischer Einwirkung mit einer gemäßigten, auch von Saudi-Arabien akzeptierten Fassung, die nur noch von „neofaschistischen Sklavenhändlern und Mördern des tschechoslowakischen Volkes“ sprach.
…
Tatsächlich hatte die unerschütterliche Haltung unserer großen überseeischen Freunde zur Folge, daß die Sowjetunion ihren Tadelsantrag zurückzog und dafür von den Westmächten die bindende Zusage auf einhellige Unterstützung des polnischen Kompromißantrags erhielt, der besagte:
„Der Sicherheitsrat bedauert den im Zusammenhang mit Ost-Europa erfolgten Aggressionsakt und sieht sich veranlaßt, Israel nachdrücklich vor jedem gegen die Grundsätze der Vereinten Nationen gerichteten Vorgehen zu warnen.“ Auf Antrag Weißrußlands erhielt diese Resolution noch die folgende Zusatzklausel: „Israel wird ferner aufgefordert, keine weiteren Erdbeben im Iran zu verursachen.“ Nach Annahme der Resolution vertagte sich der Sicherheitsrat auf unbestimmte Zeit.
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern – da ist halt doch was dran 😉
Kann nicht sein, dass Kishon das 1967 geschrieben hatte. Ich erinnere mich genau an die Invasion des Warschauer Paktes im Sommer 1968. Ganze Tage und Nächte ab 21. August 1968 flogen die Kohorten von Tupolews (oder was ähnliches) über Südpolen in Richtung der tschechischen Grenze. Man konnte nicht schlafen, so laut war es. Und die riesigen Kolonnen von polnischen und russischen Panzern haben die damals nicht die besten polnischen Strassen total kaputt gefahren.
Kishon war ein Satiriker aber ein Prophet war er nicht. Auf jeden Fall konnte er nicht 1967 den Prager Frühling und sein jahe Ende voraussehen.
@ Joram
Du hast natürlich völlig recht mit dem Prager Frühling. Da bin ich gestern nicht darauf gekommen, die Jahreszahl zu prüfen.
Auf der anderen Seite habe ich mich auch nicht mit der in meiner Ausgabe des Buches genannten Jahreszahl geirrt. Da steht wirklich als Publikationsjahr 1967. Ich vermute, daß die ersten Geschichten aus diesem Jahr stammen und andere dann später geschrieben wurden. In manchen Büchern, die als Geschichtensammlung herausgegeben werden, steht manchmal korrekterweise für jede einzelne Geschichte das Publikationsdatum. Dies scheint der Verlag in diesem Falle nicht so gewissenhaft gemacht zu haben. Eine andere Erklärung habe ich dafür sonst nicht.
Aber, danke für den Hinweis!
Shalom
Avram
Hallo Avram,
in der Tat wurde die Geschichte eingefügt. Ich müßte noch mal meine Ausgabe von dem Buch suchen, aber ich erinnere mich dunkel, dass Kishon die Geschichte 1968 geschrieben hat und entweder in einer Wochenzeitung, oder der Yediot veröffentlich wurde. Soweit ich mich an meine Ausgabe noch entsinne war unter der Geschichte eine Anmerkung vom Verlag, oder Kishon selber.
Trotzdem war Kishon mit seinen Satiren und Ansichten der Zeit voraus, wobei meine Lieblingsgeschichte aus dem Buch immer noch die Partnerschaft zwischen Goldstein und dem Araber Salah ist. Ich glaube die hieß „Tagebuch einer Partnerschaft.“
Der Blog Wahrheitsgraben gibt folgende Ausgabe an:
aus: Ephraim Kishon, Pardon, wir haben gewonnen, dtv, 1971
@ taylor1944
Die tägliche Kishon-Kolumne wurde damals im „Ma’ariv“ veröffentlicht.
Im Vorwort steht, daß die Geschichten zwischen dem Sechs-Tage-Krieg und einem Jahr danach geschrieben wurden. Das erklärt dann wohl die Geschichte mit dem Prager Frühling.
Das Buch scheint in unterschiedlichen Exemplaren aufgelegt worden zu sein. Mein Exemplar (ein Ullstein Buch) enthält die genannte Geschichte leider nicht.
Und zum Schluß lasse ich noch einmal Kishon zu Wort kommen:
Jeder Bewohner dieses Landes hat das gesetzlich verbriefte Recht, frei auszusprechen, was er denkt. Aber es gibt kein Gesetz, das irgendeinen anderen Bewohner verpflichten würde, ihm zuzuhören.
Shalom
Avram
Also so blöd finde ich den „Arafat Prinzip“ nicht. Einiges hat er damit schon erreicht. Räumung der Gaza Streifen z.B.
Ihr „jute Minsch“ (guter Mensch) hat offensichtlich nicht bemerkt, dass es dazu gehört nach dem jedem Stoss laut zu jammern und ab und zu die kleine Sandburge zu zertrampleln (weiche Ziele waren ja immer beliebt).
[…] der Palästinenser der iranisch-libanesischen Terrororganisation Hisbollah zu. Rowlf, the Dog, Spirit of Entebbe, 08.02.10 über die traditionelle Fehlentscheidungs-Freudigkeit der […]