„Um einen Feuerball rast eine Kotkugel, auf der Damenseidenstrümpfe verkauft und Gauguins besprochen werden“, lästerte Walter Serner anno 1920 in „Letztere Lockerung“ ab.
Wohl nicht in seinen kühnsten Träumen hätte sich der Dadaist vorstellen können, welche Ungeheuerlichkeiten seinen nihilistischen Exerzitien neun Jahrzehnte später Nahrung geben könnten. Betrachten wir einmal mehr die verlogene Unverfrorenheit, mit der Antisemiten weltweit ihre Neigung unter dem fadenscheinigen Deckmantel der Israelkritik ausleben. Da rotten sich die übelsten Regimes unter der Sonne zusammen, um ausgerechnet im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen auf eine parlamentarische Demokratie einzuprügeln, da stellt sich ein Präsident, der ohnehin groteske Wahlen noch fälschen und Demonstranten hängen lässt und der bereits erwähnter parlamentarischer Demokratie bei jeder Gelegenheit ein baldiges Ende prophezeit, vor die Staatengemeinschaft und zeigt mit dem nackten Finger auf angezogene Leute. Da machen Journalisten um failed states und wirkliche Völkermordgebiete wie Somalia und Darfur einen weiten Bogen und treffen sich lieber an der Levante, wo sie sich beim Gläschen Wein und einer frischen Brise lustvoll über die Art und Weise mokieren, in der ein zivilisierter Staat einen asymmetrischen Krieg gegen eine Terrorbande führen muss, die sich hinter den eigenen Zivilisten verschanzt. Da predigt ein Richter, der zu Apartheidzeiten Schwarze an den Galgen brachte, der parlamentarischen Demokratie Israel, die ihre Bürger vor täglichem Raketenterror bewahren muss, Mores, und Antisemiten stürzen sich begierig auf seine „Untersuchungsergebnisse“ wie Scheißhausfliegen auf die Kloschüssel. Für sie, die sich nicht entblöden, Israel mit dem Südafrika der Rassentrennung zu vergleichen, ist dieser feine Herr, wen wundert’s, eine respektable Persönlichkeit. Skandinavische Krimiautoren träumen wie der Irre von Teheran von einer Welt ohne Zionismus. In Großbritannien werkelt man an einem akademischen Boykott von Universitäten, an denen Juden und Araber gemeinsam studieren und erlässt Haftbefehle gegen israelische (Ex-)Minister, während im eigenen Land islamische Fanatiker zum Heiligen Krieg aufrufen dürfen. In Deutschland, dem Land der Eichmänner, gehen die altneuen Antisemiten noch schamloser zu Werke, verleumden den Staat Israel in Wort und Schrift, so erbärmlich zudem in der Form, dass es die Sau graust, und stellen neben Sehenswürdigkeiten von Weltruf Karikaturen nach „Stürmer“-Art aus. Auf der rastlosen Suche nach Frieden werden in diesem Land ausgerechnet Terroristen zum Dialog eingeladen, die noch jeden Versuch, Frieden zu schaffen, zerbombt haben.
Ach so: Walter Serner war jüdischer Herkunft. Er hieß eigentlich Seligmann, konvertierte als junger Mann zum Katholizismus und änderte seinen Namen. Es nützte ihm nichts: Er wurde trotzdem von Antisemiten verfolgt, seine Schriften wurden von den Nazis verboten und Serner selbst, längst im Prager Exil lebend, nach Theresienstadt deportiert und in Minsk ermordet. Immerhin hat er nicht mehr erleben müssen, wie ekelhaft sich Antisemiten noch nach dem Holocaust, dem er zum Opfer fiel, aufführen können. Eloquent, wie er war, wäre ihm da sicher noch ein anderes Wort für diese Welt eingefallen.
Wollen Sie nicht diesen Appell an die Vernunft unterstützen?
http://www.jcall.eu/?lang=de
Nein, und zwar aus dem einfachen Grund, dass es kein Appell an die Vernunft sondern an die Unvernunft ist. Unvernünftig ist es nämlich, wider alle Erfahrung zu glauben, mit weiteren Zugeständnissen sei Frieden zu erlangen. Das, was seit 17 Jahren passiert ist, zeigt im Gegenteil eines, leider: dass Einlenken und Kompromissbereitschaft als Zeichen von Schwäche gedeutet werden und den Hass und die Hoffnung, Israel zerstören zu können, nur weiter anstacheln.
So läuft es aber nicht mehr, dass müssen sich die Damen und Herren aus Europa nun einmal anhören. Sie sind es nicht, die im Fall der Umsetzung der von ihnen geforderten Schritte die absehbare Katastrophe ausbaden müssen. Es sind vielmehr die Israelis, die sich weiteren Raketen, Terroranschlägen und Entführungen gegenüber sähen und die ihre Söhne in einen weiteren Krieg schicken müssten.
So ist jcall nichts weiter als ein Appell schöner Seelen, die ihren Edelmut auf dem Rücken anderer demonstrieren. Wenn die Unterzeichner sich wirklich um den Frieden sorgten, würden sie dafür plädieren, endlich jegliche Unterstützung für Hamas und Fatah einzustellen und für den Aufbau einer palästinensischen Zivilgesellschaft eintreten, damit am Ende wirklich Frieden dabei rauskommt und nicht eine weiterer, noch blutigerer Krieg.
Obwohl: Sie würden gewiss einen zu Herzen gehenden Nachruf auf den Staat Israel schreiben.
Nachtrag: Lesenswerter Kommentar hier.
Was Deutschland betrifft:
Allerorts wird gegen Antisemitismus protestiert, erzogen, umerzogen, wenn es gegen rechten Antisemitismus geht.
Allerorts wird aufgeklärt, anerzogen und verbreitet, dass Israel ein völkerverachtender Verbrecherstaat ist, der einzige im Nahen Osten.
An einer VHS in Herford kommt es seit längerer Zeit zu einseitig anti-israelischen und pro-palästinensischen Bildungsangeboten. So auch unter dem Deckmantel einer Veranstaltung „Partnerschaften und Austausch mit arabischen Ländern“. http://www.vhsimkreisherford.de/File/pal%C3%A4stina%20israel%20arabische%20l%C3%A4nder-2010-ab%20april.pdf
Es gibt sehr viele negative Beispiele, die nur einem Ziel dienen, nämlich Israel zu schaden.
Die Dadaisten bekämpften die traditionelle Kultur als eine der Hauptquellen für den Wahnsinn, der sich vor allem im 1. Weltkrieg zeigte.
Die traditionelle Kultur und Weltsicht gewann jedoch und formierte sich zum Irrsinnsweltmodell der Nazizeit um.
Die Dadaisten hatten endgültig verloren.
Vielleicht ist die heutige Kultur, die u.a. die oben beschriebene Welt produzierte, eine „säkularisierte“ Version und Kombination der genannten, „alten“ Weltmodelle inklusive einer „designmäßigen“ Perfektion der psychologischen Manipulation.
Dieser „Fortschritt“ hat sogar das Element der Komik besetzt und zu neuen Höhen geführt, wie in obigem Artikel zu lesen. So gibt es auch kein Cabaret, das es der Komik eines Ahmadinejad auch nur annähernd gleichtun könnte.
Das Problem ist, dass es kein Gespür mehr für Komik gibt. So hätte ein lachendes deutsches Volk den Komiker H. aus der Politik hinauslachen können. Ahmadinejad wäre im weltweiten Gelächter ertrunken. Aber nein, man nimmt alle diese Scherzbolde Ernst und lässt sie gewähren.
Und so ist auch das Cabaret Voltaire längst geschlossen.
oh mann, das von dem südafrikanischen Richter wusste ich gar nicht. Wo soll man das auch mitbekommen, wenn man nicht gerade in der englischsprachigen Wikipedia nachschaut?
Das ist ja nur noch Wahnsinn, alles ein abgekartertes Spiel.
Ergänzend möchte ich noch etwas zum Zusammenhang von Komik und Entsetzen anführen, die nahe beieinander liegen. Etwa so:
Da gab es also einmal ein paar Schwachköpfe, die etwas vom „arischen Volk“ fantasierten. Und es gab einige weitere Schwachköpfe, die denen das für bare Münze abnahmen. Auftritt Komiker H. mit unverwechselbarem Gezappel: „Wir müssen das reinrassige arische Volk auferstehen lassen!“. Lautes Gelächter im Publikum. Alle verstehen, dass der Komiker sich auf jene Schwachköpfe bezieht und deren absurden Unfug aufzeigen will. Nach der Vorstellung ist „arisches Volk“ ein neues Schlüsselwort für Witze und die genannten Schwachköpfe wagen es nicht mehr, ihre Thesen zu äußern. Sie würden nämlich nichts als Gelächter ernten.
Bekanntlich fehlte aber der Humor. Der Komiker H. wurde Ernst genommen.
Der zu Grunde liegende, absurde Unfug und die Übersteigerung desselben durch den Komiker wurde zum Weltmodell. Die schärfste Waffe, die es gibt, das Lachen, war stumpf geworden und Folge dessen wurden alle anderen Waffen scharf gemacht.
Es ist zu sehen: Wenn die übersteigerten Aussagen der Komik statt zum Lachen zum Weltmodell führen, ist das Entsetzliche nur noch einen Schritt weit entfernt.
Nehmen wir den Komiker Ahmadinejad. Er weiß, dass es ein paar Schwachköpfe gibt, die etwas von „Holocaustindustrie“ faseln und Ähnliches. Er tritt auf die Bühne und und sagt: „Holocaust hat es nie gegeben“. Das Publikum lacht, denn es weiß natürlich, dass A. mit seiner verrückten Übertreibung nur die Schwachköpfe „ins Rechte Licht“ rücken will, die Derlei von sich geben. Diese letzteren werden damit zum Gespött.
Und wieder hat der Humor versagt. Die Zuhörer haben nicht gelacht und statt dessen den Komiker zum Staatslenker gemacht. Sie erklären die Absurdität zur Realität und so kriecht hinter dem verpassten Lachen das Entsetzen heraus. Atomwaffen werden gebaut, man spricht vom „wischen von der Landkarte“.
Offensichtlich scheint mit hier der Bezug zwischen Humor und Entsetzen. Wenn das Lachen an der richtigen Stelle ausbleibt, droht das Entsetzliche.
Wie Goya in einen seiner Drucke schrieb: „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“, so gilt auch: „Der Mangel an Humor gebiert Ungeheuer!“.
Wehe, wenn die falschen Komiker nicht richtig verstanden werden….
@ jozy
Englischsprachige Wikipedia nicht nötig:
„Goldstone: „Galgen ist gerechte Abschreckung“
Von: Ulrich W. Sahm (Jerusalem)“
Ganzer Artikel 7. Mai 2010 Hintergrund; siehe
http://www.israelnetz.com
Margot
@jozy
Inzwischen stehts sogar in der deutschen Wikipedia 😉
gut so.. wirklich kaum zu fassen, kaum zu fassen. was für ein widerwärtiges schw… ich kanns kaum fassen, dass so einer .. menschenrechtskommission…mann mann mann
Ja, so sieht man: Das „Cabaret Wirklichkeit“ ist nicht zu übertreffen. Dass so ein Mann einen solchen Report vorlegt, hätte das nicht weltweit ein schallendes Gelächter hervorrufen müssen? Stattdessen werden des Kaisers neue Kleider bewundert und beklatscht, die aus reiner Bosheit, reinem Hass bestehen. Man ist sich einig, diesen nicht zu sehen, sondern vielmehr das, das gar nicht da ist.
Welch feines Verwirrspiel…
Wenn Antisemiten sich treffen…
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-Nationalraete-Vischer-und-Mueller-bei-den-Verschwoerern/story/17277238
@christian
Fremdschämen ist angesagt.
Ist nicht das erste mal, dass der grüne Daniel Vischer mit antisemitischen Äusserungen auffällt. Ist schon als eifriger Verteidiger der Minarette unangenehm aufgefallen.
Lieber Claudio,
nicht nur „werden in diesem Land ausgerechnet Terroristen zum Dialog eingeladen“ wie Sie zutreffend notieren. In diesem „Dialog“ geht es – wie aus dem Eröffnungspapier zur „8th Palestinians in Europe Conference“ unmissverständlich hervorgeht – um die Erfüllung eines langgehegten Wunsches: „Solving the issue of Palestinian refugees is a key element towards the final solution. Abandoning their problem is to abandon a solution.“ (http://www.alawda.eu/berlin2010/images/stories/guide_en.pdf). Dass jener feuchte Traum einer „final solution“ vor garnicht allzu langer Zeit bereits Thema einer „Konferenz“ in Deutschlands Hauptstadt war, dürfte viele Teilnehmer, unter ihnen etliche hinlänglich bekannte „Antizionisten“, zusätzlich beflügelt haben. Und die Tatsache, eine solche Konferenz am ausgerechnet 8.Mai zu veranstalten, spricht für sich.