Ein Publizist ist ein Journalist, Schriftsteller oder Wissenschaftler, der mit eigenen Beiträgen zu aktuellen Themen – beispielsweise Analysen, Kommentaren oder Aufrufen – an der öffentlichen Meinungsbildung teilnimmt. (Wikipedia)
Evelyn Hecht-Galinski ist weder Journalistin noch Schriftstellerin, geschweige denn Wissenschaftlerin, kann also per definitionem keine Publizistin sein. Obwohl „Die Tochter“ mithin so wenig eine Publizistin ist wie Reuven Moskovitz ein promovierter Historiker, stellt sie sich jedoch in ihrer „Monatskolumne aus dem hinteren Kandertal“ als eine solche vor – als sei die Voraussetzung dafür bereits erbracht, wenn man sich mit hochrotem Kopf in die Tastatur erbricht, um das Ergebnis auf eben so erlesenen Seiten wie dem Palästina-Portal wiederzufinden.
Der Faszination des Schwachsinns erlegen, haben wir eine Weile öfter auf solche Seiten geschaut als es gerechtfertigt wäre. Gerade Arendts Online-“Stürmer“ ist ja eine ergiebige Schürfgrube für einschlägige Abseitigkeiten, und es schadet auch nichts, zu wissen, wie man auf der anderen Seite tickt. Der Grusel lässt über die Jahre allerdings nach, weil sich die „Israelkritiker“ vom Schlage Arendts, Melzers und Hecht-Galinskis einander in punkto Engstirnigkeit, Unoriginalität und Langeweile gegenseitig überbieten. Mit der Zeit zappt man viel seltener durch ihr Paralleluniversum, gähnt bei den immergleichen absurden Lamenti und schüttelt den Kopf über das demonstrierte Maß an Einfältigkeit. Aus diesem Grunde haben wir die Rentner-Rasselbande eine ganze Weile ignoriert; zweifellos eine Steigerung der Lebensqualität, unsere Zeit auf Erden ist ja begrenzt, und man möchte sie ungern verschwenden, indem man sich mit derart unappetitlichen Zeitgenossen beschäftigt.
Gleichwohl ist man als ethnologisch interessierter Mensch versucht, gelegentliche Blicke auf die rätselhaft anmutenden Riten dieser uns fremd und primitiv erscheinenden Gemeinschaft zu werfen. Im Rahmen unserer Feldforschung schauen wir deshalb mal wieder kurz in die Monatskolumne aus dem hinteren Kandertal, wo EHG sich einmal mehr ihrem Lieblingsthema hingibt: dem gefühlten „Maulkorberlass für Israelkritiker“.
Wie gewöhnlich stehen Umfang und Grad der Aufgeregtheit in reziprokem Verhältnis zur Qualität des Inhalts, daher raten wir unseren Lesern, sich keinesfalls die ganze Suada anzutun. Ein Extrakt möge hinreichen, um eine Ahnung davon zu erhalten, was Menschen wie Hecht-Galinski denken. Und nebenbei auch zur Erheiterung beitragen.
Dass EHG wie keine andere aus ihrem zwielichtigen Milieu um sich beißt, erklärt ihre stete Angst vor dem erwähnten „Maulkorb“. Diesmal sieht sie den Israelkritikern einen solchen umgehängt, weil eine widerliche Propagandaausstellung zur „Naqba“ in der Stadtbibliothek Freiburg abgesagt wurde.
Wie groß muss die Angst vor einer Ausstellung sein, die nur mit Bildern arbeitet, die für sich sprechen („Bilder ohne Worte“).
Nun eignen sich „Bilder, die für sich sprechen“ hervorragend zur Lüge und zur Indoktrinierung besonders für Leute, die nicht lesen können. Und wir reden hier nicht etwa von offiziellen Fotos, von denen in Ungnade gefallene Mitstreiter Stalins von einem Tag auf den anderen verschwanden, nicht von manipulierten Bildern, die gerade im Nahostkonflikt schon des öfteren für Aufregung sorgten, sondern von einseitig ausgewählten Bildern – um nichts anderes ging es in Freiburg. Man stelle sich vor, jemand eröffnet eine Ausstellung, auf der ausschließlich Bilder von ausgebombten Deutschen im Zweiten Weltkrieg gezeigt werden und erklärt dazu, der verbrecherische alliierte Luftkrieg gegen deutsche Städte habe 1940 begonnen, soundsoviele Millionen Deutsche das Leben gekostet, soundsoviele Millionen obdachlos gemacht etc. – und man bekommt einen Eindruck vom Wert dieser Darstellung.
Die Palästinenser als Opfer – etwas anderes können sich EHG und Konsorten nicht vorstellen. Sie sind immer unschuldig. 10.000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen? „Opfer israelischer Willkürhaft.“ Regelmäßige Vernichtungsdrohungen aus Teheran? „Falsche Übersetzungswiederholungen gegen den Präsidenten Ahmadinedschad und Falschbehauptungen“, um „bewusst Angst“ zu erzeugen. Terroristische Hamas? „Auch David Grossmann befürwortet einen Dialog“. Morde und Menschenrechtsverletzungen? Eine Spezialität des Staates Israel, einer „Ethnokratie“, eines „Apartheidstaates“.
Dass die Juden durch den Zionismus und die Errichtung eines Staates in ihrer historischen Heimat ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen haben, ist EHG ein täglicher Quell der Frustration und des besinnungslosen Zorns. Dass es Menschen gibt, die Israel in seinem Existenzkampf in einer feindseligen Region beistehen, ist ihr unverständlich. Wie verbohrt diese Freunde des jüdischen Staates doch sind, wenn sie zu einem Israelkongress keine Muslime einladen! Umgekehrt gehts doch schließlich auch:
Im Gegensatz dazu wurde ich auf dem Palästinenser Kongress als Rednerin eingeladen Zensurlos wurde diese meine Rede im gesamten arabischen Raum live per Al Djazeera ausgestrahlt!
Was hätte Al-Jazeera auch zensieren sollen? Schließlich präsentieren sich Hecht-Galinski und ihresgleichen doch unversöhnlicher und giftiger als es die meisten Araber tun, was sie von sich geben, ist 1:1 die Position von Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah, die von der zivilisierten Welt auch als solche betrachtet werden. Und warum? Weil Israel entscheidet „wer auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt wird“.
Natürlich wünscht sich die „Publizistin“ nichts sehnlicher, als selbst entscheiden zu dürfen, wer auf diese Liste kommt – wobei man gewiss nicht zweimal zu raten braucht. Was sind schon Weißes Haus, Downing Street No. 10 und Bundeskanzleramt, wenn sich Malsburg-Marzell zu Wort meldet, um knallharte Forderungen zu stellen:
Ich sage, Jerusalem muss endlich wieder geteilt werden, damit es gleichberechtigt auch für Palästinenser wieder zu ihrer Heimstätte wird.
Hugh! Sie hat gesprochen. Israel sei nämlich „längst anerkannt von der Weltgemeinschaft – aber in den Grenzen von 1967 und mit einer Hauptstadt TEL AVIV.“ Nicht einmal West-Jerusalem mag die „Publizistin“ den Israelis lassen, deren Selbstbestimmungsrecht offenbar nur von zwölf bis mittags gilt. Was sieben Millionen Israelis dazu zu sagen haben, ist für sie ohnehin unmaßgeblich; auf eine Hedy Epstein („selbst Emigrantin, verlor ihre Familie in Auschwitz“) hat die Welt gefälligst zu hören, auf Holocaustüberlebende in Israel, die – wie im März 2002 im Park-Hotel von Netanya – zum Ziel islamistischer Selbstmordattentäter werden, natürlich nicht.
Lassen wir es gut sein und kommen wir zum Schmankerl des Stücks: die Klage der „Tochter“ über einen Journalisten der übelsten Sorte.
Besonders schlimm ist der Artikel von Walter Herzinger, einem „ausgerasteten“ Schreiber in der Welt online.
Walter Herzinger? Wir dachten immer, der Kollege hieße Richard. Heißt er auch. Aber so schludrig wie Hecht-Galinski mit allen Fakten umgeht, so sind auch Namen und Begriffe für sie nur Schall und Rauch: Ein Zaun mutiert zur Mauer, eine pluralistische Demokratie zum Apartheidstaat, eine Terrorbande zur demokratisch gewählten Partei und Richard eben zu Walter.
Diese kleine Episode sagt viel über Evelyn Hecht-Galinskis Grundproblem aus. Sie hätte natürlich googeln können, um den Namen zu verifizieren, aber sie war sich wohl sicher, und aufs Nachprüfen verzichtete sie deswegen, weil der Glaube, Herzingers Vorname laute Walter, ihr vollkommen reichte. Sie braucht auch keine Reise nach Israel zu unternehmen, sie weiß auch so, dass es ein „Apartheidstaat“ ist. Und sie muss nicht nachschauen, wie die Palästinenser zum „Friedensprozess“ stehen, weil sie felsenfest davon überzeugt ist, dass der Grund allen Übels Israel ist.
Wie es in einem alten Bonmot heißt: Das ist das ganze Elend – dass die Dummen sich so sicher sind, und die Gescheiten so voller Zweifel.
Warum interessiert sich die Tochter eigentlich für Israel?
Sie wohnt doch in Deutschland. Und hier muss sie sich doch unheimlich wohl fühlen:
Milliardengeschäfte mit dem Iran
Ein antisemitisches Zentrum für Antisemitismusforschung
Einseitige Bundestagsbeschlüsse gegen Israel
Hecht-Galinski interessiert sich nicht die Bohne für Israel, sie hat ja keine Ahnung von Politik, Kultur, Gesellschaft. Sie benutzt die Nahostproblematik als Hebel, um sich in die deutsche Öffentlichkeit zu katapultieren, die sich wiederum sonst nicht die Bohne für sie interessieren würde.
zum thema ‚apartheid‘ und israel möge man sich folgendes zu gemüte führen:
http://www.letstalkisrael.com/
aber das ist bei hg, e wohl ‚eulen vor die säue werfen‘!
Wenn Die Tochter und ihre Geschwister im Geiste die wenigen Einschränkungen, denen „Kritik“ an Juden und ihrem Staat überhaupt noch unterliegt (außer natürlich am Al-Kuds-Tag und außer wenn Muslime „demonstrieren“; dann nämlich ist alles erlaubt), als Maulkorb empfinden, dann ahnt man, welche tabulosen Infamien ihnen hinter den Zähnen auf der Zunge brennen.
Weißt gar nicht, was Du hast: Frau Hecht-Galinski schreibt doch von Richard Herzinger, hehe.
Ob sie´s selbst gemerkt hat? Oder hat sie etwa – Gott bewahre – SoE gelesen?
Der Artikel ist fast perfekt. Nur eine Sache stört mich: Müssen Sie wirklich das blöde „WK2“ schreiben? Bringt das was? Können Sie nicht einfach „Zweiter Weltkrieg“ schreiben? Die Buchstaben oder der Speicherplatz werden ja wohl nicht ausgegangen sein, um diese banal-flapsige Abkürzung zu verwenden.
Ich finde, der Zweite Weltkrieg ist ernst genug, um das nicht mit einer Abkürzung, die dem Denglisch entstammt, mal eben hinzuklatschen. („WK2“ ist sowieso Quatsch. Es heißt ja nicht „Weltkrieg zwei“. Also wenn schon, dann „ZWK“.)
Sie haben natürlich recht – wollte nur nicht das Wort Krieg zweimal in einem Satz verwenden. Aber Sie haben mich überzeugt.
Die Ausstellung hat übrigens neben sorgsam ausgewähltem Bildmaterial eine Menge Textfelder. Die Darstellung des Unabhängigkeitskrieges ist wirklich sehr kreativ. Der Bürgerkrieg beginnt, „die deutlich überlegenen zionistischen Milizen“ sind sofort aktiv. Araber gibt es nur als Opfer, Amin Al-Husseini – wer war das? Kommt nicht vor, dann kann man eine Lüge sparen.
Eine Schande, dass das erst das zweite mal ist, dass jemand von der Ausstellung Abstand nimmt. Sicher findet sich noch ein Freiburger ev. Gemeindehaus als Asyl, aber immerhin.
Bitte schreibt diesem OB Salomon eine mail, der bekommt jetzt sicher eine Menge böse Post.
@Jenny
Fordern sie es nicht heraus. Als Antwort auf diese Website könnte EHG irgendwann die Website http://www.letsstalkisrael.com (Lets stalk Israel) eröffnen.
Gibts doch schon. Nennt sich aber „Palästina-Portal“.
„Wie es in einem alten Bonmot heißt: Das ist das ganze Elend – dass die Dummen sich so sicher sind, und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Ist mir bisher noch nicht aufgefallen, dass CC oder die überwiegende Anzahl der hier Kommentierenden voller Zweifel sind.
Keine Sorge, auch uns passen viele Dinge nicht. Die müssen wir hier aber nicht plattwalzen, weil die Israelis dieses Geschäft selbst besorgen. Und da es ziemlich unzweifelhaft sein dürfte, dass Terrorismus und eiserne Verweigerung eines Kompromisses nicht aus der Misere heraushelfen, müssen wir in dieser Beziehung gewiss nicht zweifeln.
ich sag’s noch viel schlichter, da ich deutsche Deutsche bin, wären es unterirdisch schlechte Manieren, würde ich Israel und/oder Israelis kritisieren. Es gibt Dinge, die gehören sich einfach nicht.
Man muß nich bei jedem Chor mitsingen, man kann auch erkennen, daß für einen selbst vielleicht was Spezielles gilt.
Ganz im Gegenteil! Gerade Sie als Deutsche sind verpflichtet, den Juden die mühsam erteilten und gewonnenen Lehren aus dem Holocaust einzubimsen.
Aber im Ernst: Was ist für Sie eine „deutsche Deutsche“? Meinen Sie damit vielleicht eine nichtjüdische deutsche Staatsbürgerin? Dazu bin eines der männlichen Gegenstücke. Die Annahme, Sie oder ich dürften den israelischen Staat nicht kritisieren, nur weil wir Deutsche sind, spielt den „Israelkritikern“ in die Hände, die ja ständig von einem historisch bedingten Maulkorb für Deutsche in Sachen Nahost faseln.
Nein, wäre ich überzeugt davon, dass all das, was die Hamas-Propaganda und Pallywood Israel ans Bein binden wollen, der Wahrheit entspräche, würde ich das auch sagen, deutscher Pass hin oder her.
Allein, ich finde hier aus der Ferne nicht sehr viel an Israel auszusetzen. Aus der Nahsicht mag es mehr zu kritisieren geben, aber das tun die Israelis selbst, wie CC oben hervorhebt, mehr als genug.
Meiner Meinung nach ist es eine objektive Tatsache, dass es an Israel — zumal unter den obwaltenden Umständen — viel mehr zu loben und zu bewundern und zu verteidigen als zu kritisieren gibt. Und wenn ich auch als „deutscher Deutscher“ nicht die angeborene Pflicht habe, Israel zu verteidigen – allen Grund dazu habe ich sehr wohl.
Grrrr …
Malte
ich kann mein Verhalten nicht danach richten, was Israel-Bashern gefällt oder nicht. Ich lasse mir von denen auch nicht indirekt vorschreiben, was ich für richtig halte.
Ich justiere mein Verhalten nach dem, was ICH für gute Manieren halte. Und die sagen mir, so wie ich sie verstehe und worin ich mich an das halte, was Mr. Knightley Jane Austen’s Emma predigte, daß Israel-Kritik durch ne zumindest zu einem Viertel als arisch zertifizierte Deutsche daneben ist und nen üblen Geruch absondert. Wenn ich mich Bece-Brocess mäßig berufen fühle, gibt’s genug Täter auf der Welt, die meiner Aufmerksamkeit würdiger wären. Wären gute Manieren ein Maßstab gewesen, hätten Leute sich nicht beeumelt, wenn sie sahen, wie ein alter Mann gezwungen wurde, den Gehsteig mit ner Zahnbürste zu säubern.
Außerdem habe ich den Juni 1967 in einer mehrheitlich jüdischen (ex-deutsch südamerikanisch) Clique erlebt, was mich offenbar unwiderruflich hat Partei werden lassen. Jedenfalls haben all die Medienberichte in Jahrzehnten, in denen ich den Schmutz nur habe vorbeiplätschern lassen, nicht kuriert. Ich saß auf’m Zaun doch im Bauch unerschütterbar pro.
Doch dann im März 2006 erschien in der LRB der M&W-Artikel und da wußte ich, daß der Bauch wieder kreißt. Dann kam der Libanon-Krieg wird seinem haarsträubenden „unverhältnismäßig“. Bis vor kurzem dachte ich, das sei nur für mich neu gewesen, doch dann kam das Seaman-Interview in der JPost. Es war für alle neu. Da wußte ich, daß auf’m Zaun sitzen, keine Alternative mehr ist.
und während des Libanon-Kriegs entdeckte ich Blogs, wie diesen hier und lernte die ganze abscheuliche Wahrheit kennen und ja, ich lasse immer immer einen Wahrscheinlichkeitscheck neben her laufen. Bloß weil ich mit CC und anderen einer Meinung bin, heißt nicht, daß ich meine Normal-Lesegewohnheiten an der Garderobe abgebe.
Welche Möglichkeiten habe ich? Mein Wissensstand ist vergleichsweise gering, aber ich scheine, zumindest auf Englisch gut darin zu sein, dabei mitzuhelfen, Unholde lächerlich zu machen und die Suppe zu versalzen. Hin und wieder relativiere ich auch Deutschland’s guten Ruf bei Israelis a bisserl i.e. es gibt keinen Grund „uns“ zu für voll kuriert zu halten.
@ Silke vom November 11, 2010 um 11:43:
Einiges aus Ihrem Kommentar bliebt mir mangels Insiderkenntnissen unverständlich (Bece-Brocess? M&W-Artikel in der LRB??).
„… ne zumindest zu einem Viertel als arisch zertifizierte Deutsche“ heißt dann aber wohl, dass sie „mehrheitlich“ Jüdin sind? Oder bezieht sich das „zertifiziert“ auf einen unter der Naziherrschaft erbrachten „Ariernachweis“ für einen Großelternteil von Ihnen? (Dies nur, weil mich Ihre Selbstbeschreibung als „deutsche Deutsche“ irritiert.)
Dagegen ist nichts einzuwenden.
Partei bin auch ich. Spätestens seit Sharon Gaza geräumt hat und die Hamas statt mit „positiven Signalen“ mit Raketen antwortete.
Hat Deutschland bei Israelis einen guten Ruf? Aus Deutschland gibt es doch nur Lippenbekenntnisse für sie. Allerdings auch, zugegeben: U-Boote. Das ist handfest, was Reales. Und doch: Sollten Israels Feinde jemals übermächtig werden, wird Deutschland keinen Finger krumm machen (schon gar keinen Abzugsfinger), um dem jüdischen Staat wirkungsvoll beizustehen. Lieber spendieren die Deutschen „hinterher“ selbstgefällig ein weiteres Mahnmal für die ermordeten Juden. Das ist preisgünstiger und ungefährlicher und pazifistischer.
Belassen wir beide es bei unseren zahlreichen Gemeinsamkeiten in der „Israel-Frage“ und einer einen kleinen Differenz.
Zugespitzt ausgedrückt: Meine Parteinahme für Israel wird nicht von meinem deutschen Pass bestimmt, sondern von meinem Sinn für Gerechtigkeit. Abgesehen davon glaube auch ich, dass eine gewisse Parteilichkeit (Parteilichkeit ohne Blindheit) zugunsten des jüdischen Staates für Deutschland und für Deutsche durchaus als Tugend gelten sollte.
Viele unserer Landleute scheinen demgegenüber eher die latente bis offene Feindseligkeit gegenüber Israel als zeitgemäße deutsche Tugend anzusehen und zu pflegen.
[…] Claudio Casula kommentiert die hysterisch-verlogene Reaktion Der Tochter auf die Absetzung der Propagandalügen-Ausstellung „Die Nakba“ in Freiburg. […]
ich kenne Israelis und Diaspora-Juden nur von comment-threads und da lese ich „Berlin is different“ und es scheint tatsächlich einiges zu geben, was da besser ist, doch daß es das schon sein soll i.e. daß sich in Berlin Kunden in einem Straßencafé mit Passanten auf Hebräisch unterhalten können, ohne daß was passiert oder sie scheel angeguckt werden und daß das z.B. in Paris nicht ratsam wäre, bringt mir doch ein paar Horrorschauer ein.
Bece Brocess ist ein Tippfehler und ein bei Letters of Rungholt geklauter „Spitzname“, richtig heißt es Peace Process. Wenn Du mal Englisch mit sächsischem Akzent gehört hast, wird Dir Lila’s Schöpfung gefallen.
M&W sind Mearsheimer und Walt und der Artikel im März 2006 in der London Review of Books markiert die Geburt der „Israel-Lobby“ http://www.lrb.co.uk/v28/n06/john-mearsheimer/the-israel-lobby – der Artikel war ursprünglich von The Atlantic in Auftrag gegeben worden und dann von denen, wie üblich ohne Angabe von Gründen abgelehnt worden. Die LRB hat dann zugegriffen. Erst danach ist der Artikel wohl in erweiterter Form auf der Uni-Webseite erschienen und dann zum Buch geworden. Daß Atlantic, das damals noch ein supertolles Blatt war, den Artikel nicht genommen hat, wußte ich zum Zeitpunkt der Lektüre nicht. Mein Urteil war ein vollständig unabhängiges, allein im stillen Kämmerlein.
Nein ich bin keine Jüdin, ich bin Volldeutsche und zu einem Viertel von mir habe ich einen Ahnenpass, was bedeutet, daß irgendwer in meiner Familie wohl Aspirationen gehabt haben muß.
Was pro Israel anlangt, ich sage nicht, was Du sagst: Ich sage, weil ich Deutsche bin, steht es mir nicht an, Israel zu KRITISIEREN oder anders ausgedrückt, wenn ich nix Gutes zu sagen habe, habe ich gefälligst das Maul zu halten.
Ansonsten finde ich, daß Pilar Rahola es unnachahmlich auf den Punkt gebracht hat. Und um gleich dem nächsten Einwand vorzubeugen: sie sagt PFLICHT und ich stimme zu.
Because as a non-Jew I have the historical responsibility to fight against Jewish hatred and currently against the hatred for their historic homeland, Israel . To fight against anti-Semitism is not the duty of the Jews, it is the duty of the non-Jews.
nickcohen.net/2010/06/07/homage-to-pilar-rahola/
Silke:
„ich sag’s noch viel schlichter, da ich deutsche Deutsche bin, wären es unterirdisch schlechte Manieren, würde ich Israel und/oder Israelis kritisieren. Es gibt Dinge, die gehören sich einfach nicht.“
Entschuldige, aber das entspringt der gleichen Motivation wie der der „Israelkritiker“ wie Ahrendt, Hecht-Galinski usw., nämlich an Israel andere Kriterien anzulegen als an andere Staaten.
Auch dieses „gerade wir als Deutsche sollten in Bezug auf Israel dieses oder jenes sagen bzw. nicht sagen“ stößt mir übel auf, weil sich dahinter entweder Hetze oder Lobhudelei verbirgt, beides hat Israel nicht nötig. Sachliche Kritik sollte immer unbeeinflusst vom Sender und Empfänger sein.
Wobei Kritik an Israel sowieso Unsinn ist, man kritisiert die Regierung, einzelne Politiker, eine ganz bestimmten Vorgang usw. und nicht pauschal das ganze Land.
Wenn Du sagst, Du kritisierst keine Israelis, dann ist Dir vielleicht nicht klar, das dazu auch z.B. Journalisten des Haaretz, „Aktivisten“ von Breaking the Silence und arabische Abgeordnete, die gegen Israel hetzen, gehören.
Ich muss aber sagen, das man in Diskussionen über Israel gar nicht zu dem Punkt kommt, an dem man sachliche Kritik äußern kann, weil man die ganze Zeit damit beschäftigt ist, die antisemitische und antiisraelische Hetze auseinander zu nehmen.
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: In Umfragen wird immer wieder festgestellt, das viele Deutsche Ressentiments gegen Israel und gegen Juden haben. Doch ist das wirklich ein Wunder? Die Berichterstattung in Deutschland besteht doch nur aus Verfälschungen, Verdrehungen und offensichtlichen Lügen sowie der Gleichsetzung Israel=Juden, wie soll sich da ein anderes Meinungsbild entwickeln?
Wer nicht zufällig auf Blogs wie diesen hier trifft, hat kaum die Chance, mal ein anderes Bild zu sehen.
[…] gemacht etc. – und man bekommt einen Eindruck vom Wert dieser Darstellung. Claudio Casula, Spirit of Entebbe, 07.11.10 über die Argumentationsweisen der Friedenshetzer und Israel-„Kritiker“ – […]
Popeye
was Israelis anlangt touché
was den Staat Israel anlangt bin ich nicht überzeugt, habe jetzt aber keine Zeit, da weiter sprachlich dran rumzubasteln und halte mich an das, was mein Bauch sagt.
Dafür daß Du mich mit Arendt & Co. in einenTopf schmeißt bedanke ich mich ganz herzlich und hoffe, daß Du es es nicht so gemeint wie geschrieben hast. Wenn Du mich ohne im Zweifel für den Angeklagten missinterpretieren willst, wünsche ich Dir weiterhin viel Spaß. Ich werde Dir sicher auch in Zukunft noch so manche Gelegenheit dazu bieten, denn für mich gilt:
Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht dasselbe.
Die Nakba-Ausstellung findet nach einer einstweiligen Anordnung nun doch in städtischen Räumen statt.
@Silke
Entschuldige, klang härter, als ich es gemeint habe! Ich wollte nur auf die unterschiedlichen Maßstäbe in Bezug auf Israel aufmerksam machen, was ich im positiven wie negativen Bezug nicht gut finde.
(Was nichts an der Tatsache ändert, das Israel alleine durch seine herausragenden Leistungen sich von anderen Staaten unterscheidet)
@Silke
„Ich sage, weil ich Deutsche bin, steht es mir nicht an, Israel zu KRITISIEREN oder anders ausgedrückt, wenn ich nix Gutes zu sagen habe, habe ich gefälligst das Maul zu halten.“
„……denn für mich gilt:
Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht dasselbe.“
Nicht schlecht, deine Argumentation.
Verbuche ich mal unter der Sparte : Argumentationshilfen für Israelkritiker. 🙂
danke Culatello
schön, daß ich meine persönliche Variante von „gerade ich als Deutsche“ nun doch verständlich machen konnte, denn ich glaube, daß „ihnen“ nie und nirgendwo das Feld überlassen darf
Popeye
danke! angenommen!
wäre aber „nicht nötig gewesen“ ich bin gut im Nehmen 😉
ist mir gerade noch eingefallen
das Argument „doch nicht auf deren Niveau absinken“ wird in den Blogs, in denen ich viel Spaß habe, besonders gern gebraucht von den sagen wir mal „ich doch nicht“ Trolls, also Leuten, die in gepflegter Sprache israelischen und Diaspora Zionisten (ich meine die, die in Troll-Kreisen Zios genannt werden) „Wahrheiten“ servieren, als hätten sie nie ne Kinderstunde von innen gesehen. Bei denen ist auch „freie Meinung“ und „offenes Visier“ sehr beliebt. Wenn ich die dann um die von ihnen gewünschte seriöse Diskussion bringe, kommt gern der Vorwurf, ich wolle doch nicht auf das Niveau usw. absinken.
nur der Vollständigkeit halber, auch wenn ich bis jetzt noch vor keiner Schlammschlacht gekniffen habe, es sei denn, ich finde nix, was verhindert, daß sie nicht „den Troll füttert“, so pflege ich mich doch dem vom Bloginhaber locker tolerierten Sprachgebrauch anzupassen. Mit anderen Worten ich finde ad hommen oft ziemlich nützlich.
Ein weiteres beliebtes Argument ist auch, daß man sich damit selbst beschmutzt, dem halte ich entgegen, daß sich das mit nem extra-Gang unter die Dusche leicht beheben läßt.