Er stieg kometengleich auf – und war doch ein Hochstapler von Anfang an. Und ein gefährlicher dazu: Kürzlich aufgetauchte Dokumente belegen, dass Karl-Theodor zu Guttenberg dem von ihm gepflegten Bild in nahezu allen Belangen widerspricht. In Wahrheit ist der Bundesminister ein eiskalter Egoist und Machtmensch, der buchstäblich über Leichen geht, wenn es gilt, seinem ersehnten Ziel näher zu kommen: der Weltherrschaft.
München, 5. Dezember 1971. Unter zehn Vornamen macht er’s nicht. Sogar mit dem Namen Nikolaus schmückt sich das Kind des Dirigenten Enoch zu Guttenberg und dessen Frau Christiane, einer geborenen Gräfin von und zu Eltz – obwohl der Nikolaustag noch längst nicht angebrochen ist.
Nie kann Karl-Theodor es abwarten, immer muss er der Erste sein. Schon früh ergeht sich der Spross eines fränkischen Adelsgeschlechts in Allmachtsfantasien, bisweilen auch in sadistischen Späßen, denen nur allzu oft seine eigenen Eltern zum Opfer fallen. So pflegt ihnen der Dreijährige des öfteren beim Sonntagsspaziergang durch den Englischen Garten davonzulaufen und sich hinter einem Baum zu verstecken, während die Eltern in Panik am Ufer des Kleinhesseloher Sees nach ihm suchen und seinen Namen rufen. Zu Hause experimentiert er mit Haustieren, die in den wenigsten Fällen die Torturen überleben. Im Hobbykeller wirft Karl-Theodor mit Dart-Pfeilen auf Fotos berühmter Persönlichkeiten wie Gandhi oder Mutter Teresa. In der Grundschule piesackt er schwächere Mitschüler bis aufs Blut. Gleichwohl hat dies, wohl aufgrund seiner Herkunft, nie Konsequenzen. Noch viele Jahre später erinnern sich Lehrer mit Verwunderung daran, dass Karl-Theodor, obwohl der mit Abstand unbeliebteste Junge der Schule, stets zum Klassensprecher gewählt wurde. Was zu Guttenberg mit Gewalt nicht erreichen kann, das regelt er mit Geld.
1977 zerbricht die Ehe der Eltern, wohl nicht zuletzt an den zahllosen Gemeinheiten des kleinen Tyrannen. Dieser, hochintelligent und von fescher Erscheinung, wächst zu einem stattlichen jungen Mann heran, der reihenweise Mädchenherzen bricht. Kaum jemand ahnt, dass er sich in seiner Freizeit Nazi-Devotionalien bestellt und nächtelang an einem ausgeklügelten Plan feilt: seinem Aufstieg zur Macht – mit allen Mitteln. Guttenberg ist ein leidenschaftlicher Anhänger der alten Ordnung, ist auch der Wiedereinführung der Leibeigenschaft nicht abgeneigt. Politisch steht der Emporkömmling am äußersten rechten Rand. Er schäme sich für die Stauffenbergs und andere, die am 20. Juli 1944 Schande über den deutschen Adel gebracht hätten, erklärt er vor Vertrauten.
„Mit Gewalt geht alles besser“
Nach dem Abitur zieht es den Lebemann, wenig überraschend, zum Militär. Bei den Kameraden des Bataillons 233 der Gebirgsjäger in Mittenwald gilt er als „harter Hund“, bringt es bis zum Stabsunteroffizier der Reserve. Später studiert er Politologie in München, dann Jura in Bayreuth. „In Beirut“, so wird er später sagen, „hätte ich das alles mit dem Revolver geregelt, in Bayreuth musste ich es mit Geld tun“. Geld – davon hat der Bonvivant reichlich. Kaum bekannt war bisher, dass die Guttenbergs ihren Wohlstand durch moralisch höchst fragwürdige Beteiligungen mehren. Bei unmenschlichen Bedingungen unter Tage schuftende Minenarbeiter in Südamerika und minderjährige Bangladeshis sorgen dafür, dass die Guttenbergs wahrhaft fürstlich residieren können. Guttenberg schafft sich Dutzende von Tropenholzmöbeln an, stattet sein Schloss verschwenderisch mit Elfenbeinparkett aus. Man zeigt, was man hat.
Nun fehlt dem jungen Parvenü nur noch eine schöne Mätresse an seiner Seite. Im Jahr 2000 ehelicht er die blonde Stephanie, eine Ururenkelin des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck – genau die richtige Partie, um ganz nach oben zu gelangen. Rasch ist sie seinem öligen Charme verfallen, wird ihm hörig. Nach außen erscheint das Glamour-Paar perfekt, die Boulevardblätter überbieten einander in Lobhudeleien. Doch hinter der glänzenden Fassade sieht es ganz anders aus: Karl-Theodor betrügt seine junge Gattin schon in der Hochzeitsnacht mit zwei ukrainischen Zwangsprostituierten. Zahllose Affären des gutaussehenden Freiherrn lassen Stephanie immer öfter zur Flasche greifen. Ihre Ehe ist hoffnungslos zerrüttet. Später engagiert sie sich, mutmaßlich nicht zufällig, gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern, tritt sogar, von ihrem PR-süchtigen Mann ermutigt, bei einem Krawallsender im Fernsehen auf.
Doch bis dahin muss Karl-Theodor, längst Mitglied der rechtsextremen CSU, noch eine Strecke Weges hinter sich bringen. Der Freistaat Bayern, seit Jahrzehnten unter der Alleinherrschaft der Partei ächzend, scheint ihm das richtige Terrain zu sein, um zum Sprung nach Berlin anzusetzen. Frühzeitig legt er sich auf die militärische Option fest. Als Mitglied der Atlantik-Brücke und des Aspen-Instituts setzt er immer wieder auf die Gewaltkarte. Am frühen Nachmittag des 11. September 2001 knallen bei Guttenbergs die Champagnerkorken: Der Hausherr kündigt großspurig an, nun werde man „die Terrornester in Afghanistan mit Stumpf und Stiel auszurotten“. Tatsächlich drängt er acht Jahre später, kaum zum Verteidigungsminister ernannt, die USA zum Einsatz völkerrechtlich geächteter Waffen. Immer bizarrer werden seine Auftritte, jedenfalls wenn er sich unter seinesgleichen wähnt. So erinnert sich ein Bediensteter daran, den Hausherrn einmal in schallendes Gelächter ausbrechen gehört zu haben, als sich das Paar einen Film im Heimkino zu Gemüte führte. Guttenberg hat Lachtränen in den Augen, schlägt sich immer wieder auf die Schenkel, während seine Gattin wie versteinert auf die Leinwand blickt. Es läuft: „Schindlers Liste“.
Stephanie zu Guttenberg, inzwischen von Alkohol- und Tablettensucht gezeichnet, erträgt die Launen ihres Mannes nur schwer. Ein ums andere Mal von Karl-Theodor gedemütigt, hält sie sich am Personal schadlos. Eine Magd erinnert sich, wie die Hausherrin manchmal stundenlang mit Sara Netanyahu telefoniert, der kapriziösen Ehefrau des rechtsnationalistischen israelischen Premiers. Wie andere Frauen Kochrezepte, so tauschen sich die beiden darüber aus, wie den Bediensteten das Leben möglichst schwer zu machen sei.
Rasanter Aufstieg und jäher Fall
„KT“ ist derweil fast ganz oben angekommen. Sich hochzuschlafen, hat der fränkische Freiherr nicht nötig, Geld und Verbindungen haben das ihre getan. Angela Merkel beruft ihn im Februar 2009 in ihr Kabinett, nicht ahnend, dass der neue Bundesminister für Wirtschaft und Technologie bereits sein Auge auf das Verteidigungsressort geworfen hat. Guttenbergs Plan: als oberster Dienstherr die Wehrpflicht abzuschaffen und mithilfe der ihm treu ergebenen Soldaten seiner Privatmiliz Angela Merkel wegzuputschen. Schon wenige Monate später ist Guttenberg fast am Ziel seiner Wünsche. Fast: Sein PR-Auftritt im afghanischen Kundus gerät zum Bumerang. Guttenberg reist mit seiner schwer leberkranken Frau und seinem Leibjournalisten, dem Speichellecker Johannes B. Kerner, zu den deutschen Soldaten, setzt sich mal wieder in Szene. Die Öffentlichkeit goutiert dies jedoch nicht. Wie groß wäre die Empörung erst, wenn sie wüsste, dass der Minister mit den völlig verrohten Soldaten Jagd auf afghanische Zivilisten macht? Diese Tour, so Guttenberg später im engsten Kreise, habe ihm fast so viel Spaß gemacht wie die Safari in Ruanda, auf der er zwei Exemplare der bedrohten Art der Berggorillas erlegt habe: „Erst die Affenmutter, dann ihr Junges“, so Guttenberg ungerührt.
Die Vorkommnisse auf dem Segelschulschiff Gorch Fock werfen plötzlich ein grelles Licht auf den Brutalo-Alltag der Bundeswehr, der durch die rücksichtslose Art des neuen Ministers ein nicht mehr hinnehmbares Ausmaß angenommen hat. Guttenberg ist außer sich vor Zorn. Vor seinen Paladinen brüllt er herum. Er lasse sich so etwas nicht mehr bieten, der Kapitän habe auf die Meuterei wie ein „Weichei“ reagiert, wie ein „Saunauntensitzer“, ein „Foliengriller“; er gehöre auf der Stelle kielgeholt. Der Minister lässt den Kapitän in Ketten legen, erklärt der Öffentlichkeit gegenüber jedoch, er habe den Mann des Kommandos enthoben, um Konsequenzen aus den bekannt gewordenen Vorfällen zu ziehen. Der skrupellose Machtmensch Guttenberg nimmt keine Rücksicht auf die Ehre des Offiziers. Wenig später wird bekannt, dass Teile seiner Doktorarbeit offensichtlich abgeschrieben wurden, ja, der Verdacht keimt auf, dass Guttenberg die Arbeit von einem Ghostwriter verfassen ließ. Nun ist die Stunde der Wahrheit gekommen, Guttenberg muss handeln: Entweder er setzt seine Putschpläne kurzfristig um oder das Spiel ist verloren. Einen Plan B besitzt Guttenberg nicht: „Wenn mir die Vorsehung nicht wohlgesonnen ist“, so sagte er einmal vor Vertrauten, „dann jage ich mir eben eine Kugel durch den Kopf. Wie der Führer.“
„während die Eltern in Panik am Ufer des Kleinhesseloher Sees nach ihm suchen und seinen Namen rufen“ – Auch die konnten sich halt seinem Charme nicht entziehen – so wie wir:
Uneingeschränkte Solidarität mit Dr. zu Guttenberg!
GRANDIOS!
und an @feliksdzerzhinsky Das sagten viele Deutsche Frauen auch von Hitler
Tja, aber wie sagte Lenin: „Gott ist tot“. Hitler ist, wenn er nicht in Neuschwabenland UFO fliegt, vermutlich auch tot. Aber dottore lebe hoch.
Wenn ich das richtig verstanden habe, zielt diese Satire darauf ab, dass Guttenberg verleumdet oder gar dämonisiert wird und ihm eigentlich lächerliche Selbstverständlichkeiten auf eine überzogene Art und Weise vorgeworfen werden. Das ist natürlich Quatsch. Guttenberg ist der Darling verschiedener Medien, in allen anderen ist er zumindest ständig präsent. Das Volk liebt ihn, seine Karriere ist ein Novum in der deutschen Politik.
Man könnte der deutschen Öffentlichkeit eher vorwerfen, übermäßig für Israel Partei zu ergreifen, als ihr eine unverhältnismäßige Kritik an Guttenberg nachzusagen. Insofern finde ich das hier albern.
Dazu kommt, dass es aktuell nicht um ein Vergehen Guttenbergs geht, das über Gebühr beachtet würde. Es geht in erster Linie darum, dass Guttenberg das Vergehen, das ihm nachgewiesen ist, leugnet und dabei jeden Tag mit peinlicheren Lügen auftritt. So wird die Debatte natürlich nicht enden, denn viele Leute können es nur schwer ertragen, wenn man sie für ganz dumm verkaufen will.
Ich wüsste nun noch gerne, wie Du das siehst: Sollte man ihm das mit der Doktorarbeit durchgehen lassen, ist sowas in Ordnung und kann mal passieren? Ich kann das wirklich nicht verstehen, wie noch Leute ohne politische Agenda Guttenberg verteidigen können, aber hier passiert es ja doch.
Die FAZ hat es schon getroffen: http://j.mp/eH3Om6
In der Sache geb ich Dir völlig recht. Die Satire zielt allerdings ausschließlich auf die mitunter peinliche Art Enthüllungsjournalismus, wenn man Leute vorher unverhältnismäßig hochjazzt, nur um sie nachher umso lustvoller demontieren zu können. Unabhängig davon, ob und wie Guttenberg gefehlt hat – allem Anschein nach hat er es auf jeden Fall – lässt sich doch wohl kaum bestreiten, dass, gelinde gesagt, nicht für jeden seiner Kritiker der Schutz der akademischen Gepflogenheiten im Vordergrund steht, sondern das Bedürfnis, einen politischen Gegner fertigzumachen. Der Hohn, der dabei ausgerechnet von Magazinen ausgeschüttet wird, die zu seinem Image als nichtstromlinienförmiger, junger Hoffnungsträger nicht unwesentlich beigetragen haben, hat schon einen gewissen Beigeschmack. Nur darum gehts.
Vielleicht habe ich die Berichterstattung über Gutti im Vorfeld nicht ausreichend verfolgt, aber: Er hat die Medien ausreichend genutzt, um sich selbst als Saubermann zu präsentieren; und bis heute ist die legendäre Bild ja immer noch auf seiner Seite. Ob die Medien das auch aus deinen oben genannten Gründen gemacht haben, sei mal dahingestellt.
Viel schlimmer find ich aber, dass er sich als der knallharte Anpacker präsentiert, der von sich selbst sagt „ich fall nicht bei jeden Windhauch um“ (achtung, mal ohne Quellenangabe, haa-haa), aber bei geringsten Anzeichen von Konflikten seine Leute opfert (Schneiderhahn, der Kapitän der Gorch Fock, usw.) um sich als den Macher präsentieren zu können. Noch bevor überhaupt geklärt worden ist, was an den Vorwürfen dran ist.
Und dann lügt der gute man bei seiner dämlichen Dr.-Arbeit wie gedruckt, und kann nicht eingestehen, dass er nicht nur ein paar „Fußnoten“ vergessen hat. Die Stellungnahme am Freitag war ja an peinlichkeit zu überbieten. Vor allem die Selbstkorrektur gestern abend.
Herrlich.
Wär ja schön wenn er die selben Maßstäbe, nach denen er seine Untergebenen rausschmeist, auch mal an sich selbst anlegt.
Ich glaube, Verlässlichkeit ist vor allem beim Militär wichtig…
Eins noch: Und auch wenn Gysi ein Idiot ist (Über seine DDR Vergangenheit schweigen wir mal), in einem Punkt hat er Recht: Das Ansehen eines Politikers ist immer 50 % Medien und 50% Selbstpräsentation. Wäre das Franz Joseph Strauß passiert, hätte es ihm kaum geschadet. Der hatte sich aber auch nie als Moralapostel aufgeführt.
na ja: denke ich an so einen PLO-Häuptling und was dem alles an Fehlern verziehen worden ist, die er im Zeitraum von mehreren Jahrzehnten hindurch beging, und dafür sogar noch „befriedensnobelpreist“ worden ist, da liest sich sogar diese satirische Vita von Guttenberg wie die reinste Heiligenlegende
Rasend komisch. Ach Gottchen ja, schon schlimm, wie der arme zu Guttenberg unverdient durch die Medien gehetzt wird. Aber Sie sollten Ihren Lesern nicht Guttenbergs gestrige Stellungnahme vorenthalten, die an wirklicher Komik kaum zu überbieten ist: „Ich sage das ganz bewußt, weil ich am Wochenende – auch, nachdem ich diese Arbeit mir intensiv noch einmal angesehen habe – feststellen mußte, daß ich gravierende Fehler gemacht habe; gravierende Fehler, die den wissenschaftlichen Kodex, den man so ansetzt, nicht erfüllen. Ich habe diese Fehler nicht bewußt gemacht. Ich habe auch nicht bewußt oder absichtlich in irgendeiner Form getäuscht und mußte mich natürlich auch selbst fragen, meine Damen und Herren, wie konnte das geschehen, wie konnte das passieren.“ Ja, wie?
Das ist so, dass Herr Dr. zu Guttenberg beim Abschreiben nicht hingeguckt hat. Das nennt man intuitives Schreiben, welches eine hohe Gabe ist. Er hätte für seine transatlantische, geradezu stratosphärische Arbeit daher auch noch den Ehren-Doktorhut verdient.
Lustig.
Ich finde es auch peinlich, wie man sich an Guti Guttenberg zur Zeit abarbeitet. Das erinnert mich an meine Unijahre: Eine meiner Kommilitoninnen gab eine Magisterarbeit ab, die so unter aller Sau war, dass sie gerade noch mit vier Minus durchrutschte. Bei jedem anderen Kandidaten hätte man sie schlicht abgelehnt. Bei ihr macht man das aber nicht, da Ausländerin … dabei kam sie aus einem gutbürgerlichen, wohlhabenden Haushalt, sprach perfekt deutsch und war zehnmal privilegierter als der Rest von uns.
Besonders gut im Schummeln waren übrigens die Herren und Damen Lehramtsanwärter!
Wo ist der Eklat wegen Mahmoud Abbas‘ Dissertation, die aus Holocaustleugnung für Fortgeschrittene besteht?
Aber noch was stößt mir gerade sauer auf:
Der schamlose Opportunismus, mit dem deutsche Politiker momentan gestürzte/noch zu stürzende orientalische Despoten gutmenschlich mahnen.
Jahrzehntelang ist man denen doch wer-weiß-wohin gekrochen…
und dann ist es ok wenn Gutti sich seine Dr.-Arbeit…wie auch immer erschlichen hat? Weil ihre Migrantenkomilitonin sie angeblich auch aufgrund ihrer Herkunft bekam?
Da muss man unterscheiden: hat sie es als Migrantin bekommen – dann kann man evtl. mangelnde Deutschkenntnisse ins Feld führen, ein Vorwurf, den man Dr. zu Guttenberg nicht machen kann.
Oder sie hat sie wegen der Frauenquote bekommen – das kann man Herrn Dr. zu Guttenberg allerdings vorwerfen. Wenn seine Frau die Arbeit geschrieben hat, sollte er das auch klarstellen und ihr dann den Doktorhut vermachen (weiss jemand, wie man Pomade aus der schwarzen Seide rauskriegt? Ich habe dasselbe Problem bei meinen Ohrenschützern).
@predo
nein, dass ist natürlich nicht in Ordnung. Ich wollte nur anekdotisch einstreuen, dass Unkorrektheiten bei Prüfungsarbeiten an deutschen Universitäten gang und gäbe sind. Ansonsten finde ich es relativ belanglos, wer wo was falsch exzerpiert hat und wo keine Quellenangaben gemacht und so weiter.
Darum ging es in Claudios Text ja auch nicht, sondern um die Art und Weise, wie sich sämtliche drittrangigen Klatschkolumnisten jetzt auf ihren Kadaver stürzen …
das es unregelmäßigkeiten gibt, ist klar. die gibts immer wo menschen aufeinandertreffen.
nur ist das ein unterschied wenn ich eine arbeit zusammenklabauer.
über die berichterstattung kann man sagen was man will; als er der große Strahlemann war, hatts seltsamerweise auch niemanden gestört dass er so in den himmel gelobt wurde.
Nach meinem Wissensstand ist bei einem Plagiatsverdacht (nicht nur) bei Dissertationen seitens der Universität, die den Doktotitel Titel vergibt, ein Verfahren einzuleiten, an dessen Ende entweder die Bestätigung oder die Aberkennung der Doktortitels steht.
Im Fall Guttenberg ist wohl mit Sicherheit zu erwarten, dass Letzteres geschehen wird.
Was mir etwas dubios erscheint, ist die schnelle Einbeziehung der Öffentlichkeit. Der Zeitpunkt lag nämlich unmittelbar vor der ersten großen Wahl in diesem Jahr (Hamburg) und sie geschah durch einen Gutachter, dessen Neigung einer bestimmten Richtung gehört.
Mir scheint es daher nicht so weit hergeholt, wenn ich vermute, dass dem Zeitpunkt der Öffentlichmachung auch gewisse wahlkampftaktische Erwägungen zugrunde lagen.
Einst hatte Uwe Barschel, seinerzeit Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, vor Beginn des Wahlkampfs seinen Konkurrenten Björn Engholm nachgewiesenermaßen bespitzeln lassen. Engholm wusste schon früh davon, gab aber vor, erst unmittelbar vor der Wahl davon erfahren zu haben, um sich dann umso verletzter geben zu können. Als dieses wahlkampftaktische Timing aufflog, trat der mittlerwile zum Ministerpräsidenten Gewählte zurück.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Nach meiner Auffassung wird Guttenberg der Doktortitel aberkannt werden, und die Einbeziehung der Öffentlichkeit erscheint mir bei Prominenten gerechtfertigt (wenn auch nicht die Art, mit der die Presse z. Zt. agiert). Mich stört nur ein wenig der Zeitpunkt des „Vorhang auf!“.
Hier ein Beitrag, den ich bereits an anderer Stelle angeführt habe:
Nach meinem Wissensstand ist bei einem Plagiatsverdacht (nicht nur) bei Dissertationen seitens der Universität, die den Doktotitel Titel vergibt, ein Verfahren einzuleiten, an dessen Ende entweder die Bestätigung oder die Aberkennung der Doktortitels steht.
Im Fall Guttenberg ist wohl mit Sicherheit zu erwarten, dass Letzteres geschehen wird.
Was mir etwas dubios erscheint, ist die schnelle Einbeziehung der Öffentlichkeit. Der Zeitpunkt lag nämlich unmittelbar vor der ersten großen Wahl in diesem Jahr (Hamburg) und sie geschah durch einen Gutachter, dessen Neigung einer bestimmten Richtung gehört.
Mir scheint es daher nicht so weit hergeholt, wenn ich vermute, dass dem Zeitpunkt der Öffentlichmachung auch gewisse wahlkampftaktische Erwägungen zugrunde lagen.
Einst hatte Uwe Barschel, seinerzeit Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, vor Beginn des Wahlkampfs seinen Konkurrenten Björn Engholm nachgewiesenermaßen bespitzeln lassen. Engholm wusste schon früh davon, gab aber vor, erst unmittelbar vor der Wahl davon erfahren zu haben, um sich dann umso verletzter geben zu können. Als dieses wahlkampftaktische Timing aufflog, trat der mittlerwile zum Ministerpräsidenten Gewählte zurück.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Nach meiner Auffassung wird Guttenberg der Doktortitel aberkannt werden, und die Einbeziehung der Öffentlichkeit erscheint mir bei Prominenten gerechtfertigt (wenn auch nicht die Art, mit der die Presse z. Zt. agiert). Mich stört nur ein wenig der Zeitpunkt des „Vorhang auf!“.
jeder macht fehler und hat eine weitere chanchen verdient. in meinen augen war der amtsantritt bzw. die fortführung des amtes als wirtschaftsminister bereits die zweite chanche. den er hat der bewölkerung offen über seine qualifikation ins gesicht gelogen… für mich ein skandal. ist ja sein pech das seine einzige quali damals die quotenerfüllung war, auch ist es allgemein so das politiker ihre ämter nicht zwangsläufig nach qualifikationen besetzen aber das bei einer person dann so offensichtlich über diese tatsache hinweggetäuscht und gelogen wurde, finde ich zunehmends unerträglich.
zu guttenbergs image wurde zwar inszeniert, er wurde von vielen medien für dinge gelobt die selbstverständlich waren, ein hype eben den man hinnehmen muss bzw. ertragen – für dieses medieninteresse und hypertieren kann der bürger genauso wenig wie der politiker.
wer aber derart selbst in seiner imagebildung für werte, geradlinigkeit, prinzipientreue, bodenständigkeit und verantwortung wirbt und anschliessend in diesen sachen derart selber täuscht, ja was soll man da sagen, der hat sich nunmal verfehlt! es ist ja so das die öffentliche wahrnehmung von prominenten subjektiv, drum kann ichs verstehen wenn manche ihn dennoch „toll“ finden, nur allerdings finde ich das man nicht so tun sollte als wenn er bloßes opfer wäre. persöhnlich neige ich auch zu einem strengen urteil, weil er eben ein volksvertreter ist und ich finde das wir einfach auch gesellschaftlich eine gewisse werteorientierung brauchen. habe deshalb wenig verständniss für sein lügen und täuschungen.
zu guttenberg hat niemand gezwungen seine dissertation so umfangreich während seiner abgeordneten tätigkeit zu machen, er hätte sich auch auf eine 0815 dissertation konzentrieren können…auch hatte niemand die csu und zu guttenberg gezwungen ihn zum wirtschaftsminister zu machen, wenn er keine fachliche qualifiaktion (nichtmals im ansatz) dazu hat.
Netter Beitrag. Offensichtlich schreiben auch Journalisten (voneinander) ab?! Imagine my surprise.
schreib gerade an einer extremst nervigen hausarbeit.
würde das gerne auch wie gutti machen.
nur hab ich das gefühl dass ich mir dann mein examen (achtung wortwitz!) in die haare schmieren kann.
Um die Debatte mal etwas zu versachlichen, haben wir hier die Diskussionsgrundlagen übersichtlich zusammengetragen:
Grundlagen wissenschaftlichen Zitierens
Kommentar von Prof. Dr. Spruth (Uni Tübingen)
“Eine Doktorarbeit ist kein Kriminalroman Herr Dr. zu Guttenberg steigt in meiner Achtung. Mit summa cum laude zu promovieren, ist eine seltene Auszeichnung, die besonders strenge Voraussetzungen und zusätzliche externe Gutachten erfordert.
Die derzeitigen Angriffe richten sich deshalb weniger gegen Herrn Dr. zu Guttenberg, sondern in erster Linie gegen die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Bayreuth. Die dortige Promotionskommission setzt sich aus sechs hochkarätigen Wissenschaftlern sowie mindestens einem externen Gutachter zusammen. Summa cum laude erfordert einen einstimmigen Beschluss der Kommissionsmitglieder und des externen Gutachters. Es kann unterstellt werden, dass die Gutachter über den Stand der Wissenschaft auf ihrem eigenen Fachgebiet bestens informiert sind.
Eine Doktorarbeit ist kein Kriminalroman, auch wenn viele Kritiker den Unterschied verwischen möchten. Sie ist eine eigenständige wissenschaftliche Leistung und erfordert eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Stand der Wissenschaft. Hierzu ist es üblich, wenn nicht sogar erforderlich, seitenweise aus anderen Quellen zu quotieren. Ein Plagiat liegt nur dann vor, wenn ein relevanter fremder Beitrag als eigene wissenschaftliche Leistung dargestellt wird. Ein derartiger Vorwurf ist bis heute aber nicht erhoben worden. Das bloße Quotieren von Textpassagen rechtfertigt diesen Verdacht jedenfalls nicht. Quellenangaben für verwendete Textbausteine sind dann zwingend erforderlich, wenn damit zwischen fremden wissenschaftlichen Beiträgen und den eigenen wissenschaftlichen Leistungen unterschieden wird.
In allen anderen Fällen ist die Quellenangabe eine übliche und sicher sehr erwünschte Höflichkeitsgeste gegenüber dem Autor, aber auch nicht mehr. Die Frankfurter Allgemeine verdient Anerkennung für ihren hervorragenden Journalismus. Sie ist aber keine wissenschaftliche Fachzeitung. Ein Textbaustein aus der Frankfurter Allgemeinen mag eine brilliante Formulierung enthalten, trägt aber kaum etwas zu dem wissenschaftlichen Beitrag und Wert einer Doktorarbeit bei. Der Versuch, einem erfolgreichen Politiker auf diese Weise am Zeug zu flicken, ist schlechter politischer Stil. Hier wird der Versuch unternommen, auf diese Art und Weise etwas anzuhängen.”
Prof. Dr.-Ing. Wilhelm G. Spruth, Böblingen”
Nun hat er seinen Titel auf innovative Weise zurückgegeben – kreativer Umfang nicht nur mit Fakten, sondern auch dem Recht – das mache mal einer nach!
Ich habe über Jahre Seminar- und Examensarbeiten und Dissertationen „begutachtet“. Das ging bei Seminar- und Examensarbeiten so: Randbemerkungen mit Bleistift, Gutachten mit Maschine (1 bis 2 DIN-A4-Seiten), Benotungsvorschlag.
Oft habe ich Arbeiten im Gesamtumfang von 1000 bis 1500 Seiten abgeliefert. Der Herr Lehrstuhlinhaber verzog sich in sein Arbeitszimmer, kam nach einer Stunde mit den definitiv benoteten Arbeiten wieder heraus – alle um eine halbe oder ganze Note heraufgesetzt.
Dissertationen musste ich umfangreicher beurteilen und ausführlich mündlich referieren. Dass der gute Mann, ein Star seines Fachs, sie selber wirklich gründlich gelesen hat, das gab es, dürfte aber eher der Ausnahmefall gewesen sein.
@ Rojas
Schon mal was von Satire gehört?
@ predo
Wie bitte?
@ predo
Vorsicht beim Thema FJ Strauss: Der ist immerhin als Verteidigungsminister zurueckgetreten!
um dann später als ministerpräsident und kanzlerkandidat wiederzukommen.
wobei ich meinte: fast wäre er kanzlerkandidat geworden.
der artikel von chrishan, bzw. statement von dem professor.
ganz ehrlich: ich find den link dazu nich. nur die ganzen verteilungen bei facebook. nicht mal n kommentar aus ner zeitung.
da wir gutti haltloses zitieren vorwerfen wollt ich mal gründlich sein 🙂
Du,
geht nicht um „seine“ Arbeit, sondern was der GUTE seit über einer Woche hier anbietet.
Hätte er wirklich Anstand, wüsste er auch was konsequent wäre.
Dir würden dann sicher die passenden Phrasen einfallen.
Würde des Amtes und so…
Nach einer akademischen Denkpause hätte er sich dann ganz gross und GUTmensch zurück melden können. Hier bei mir nennt man sowas Fatzke.
SPIEGEL, Stern, FR, Süddeutsche u.a. geht es längst nicht mehr um KTzG’s „Arbeit“, falls dies überhaupt der Fall gewesen sein sollte….
Bei SPON wird tagtäglich im Abstand von wenigen Stunden eine neue Meldung verbreitet und noch vor die Weltnachrichten gesetzt.
Nehmen wir einmal an, es ginge statt um KTzG um Ruprecht Polenz: alle linken Medien hätten das Thema schon mehr oder weniger abgehakt, weil Polenz für die Opposition keine Gefahr darstellt.
Allein darum geht es. Das Glaubwürdigkeitsgefasel kann ich sowieso nicht mehr hören, weil es mittlerweile mehr als überstrapaziert wird.
So übel die Hetzjagd ist und so sehr ich auch den Eindruck von geifernden Meuten habe, Guttenberg ist oberster DienstHERR aller Soldaten und ich habe gehört, daß wenn einer auf ner Bundeswehrakademie erwischt wird, daß ihn das dann einen Dienstgrad kostet.
Daß der Dienstherr darf, was dem Soldaten verwehrt iss, geht aber nu leider mal gar nich – vorausgesetzt die Bundeswehrakademien verfahren tatsächlich so.
Ja, die BundeswehrHOCHSCHULEN/Universitäten (mit Promotions- und Habilitationsrecht!) verfahren tatsächlich so – wer abschreibt, wird, je nach Umfang und krimineller Energie, degradiert, relegiert oder verliert sogar ganz seine Offiziersstellung. Leider galten aber die Maßstäbe für die Untergebenen noch nie für die obersten zivilen Dienstherren. Die viel größere Gefahr dabei ist, dass, wenn sich das zivile Oberkommando nicht die Achtung sondern Ver-Achtung des Generalstabes einhandelt, in diesem Putsch-Neigungen entstehen. Das lässt sich weltweit nachweisen. Und die Generäle, die dann an die Oberfläche gespült werden, haben meist recht radikal-antidemokratische Ansichten. Das, und in meinen Augen nur das, macht zu Guttenberg so gefährlich, zumal er auch noch unsere Soldat(inn)en in unsinnige Einsätze schickt und die Expertise seiner militärischen Berater ignoriert, um Karriere zu machen. Denen ist einer, der das Wort Krieg vermeidet, aber die Sache realistisch sieht, lieber, als einer, der von Krieg faselt (was überfällig war), dann aber die Ereignisse schönredet und ihr Blut auf dem Altar seines Emporkommens opfert. Da muss er sich nicht wundern, wenn ihm irgendwann jemand einen Dolch in den Rücken bohrt.