Er hatte es faustdick hinter den Ohren, das sah man ihm gleich an. Schlau, liebenswürdig im Auftreten und doch gleichzeitig einer, der beinhart sein konnte, wenn es darauf ankam. Und es kam oft darauf an im Leben des Yitzchak Shamir. Fast seine gesamte Familie verlor er im Holocaust. Im Kampf um den Staat Israel stand er an vorderster Front, und als er Ministerpräsident war, erkannte er schnell die Fallstricke, die im sogenannten Friedensprozess lauerten. Sich selbst zu belügen, das wusste er, kann mitunter tödlich sein. Zeitlebens war er davon überzeugt, dass die Araber sich nie mit der Existenz des jüdischen Staates abfinden würden. Dafür wurde ihm selbstredend das Etikett „Hardliner“ angepappt, auch wenn er im Frühjahr 1991 trotz des Beschusses israelischer Städte mit Saddam Husseins Scud-Raketen auf einen Gegenschlag verzichtete. Es war damals einfach schlauer, sich nicht provozieren zu lassen, und Shamir war Pragmatiker.
Das zeigte sich auch, als er mit Shimon Peres eine Regierung der nationalen Einheit bildete und auf dem Posten des Regierungschefs rotierte. Shamir war eben ein Demokrat, im Gegensatz zu einem Mahmoud Abbas, der heute ohne demokratische Legitimation als „Palästinenserpräsident“ durch die Welt tingelt und nicht daran denkt, Wahlen abzuhalten; dennoch hält man Abbas für moderat, denn ein Araber gilt ja einem alten Bonmot zufolge schon dann als moderat, wenn ihm die Munition ausgegangen ist.
Yitzchak Shamir aber war ein kleiner großer Mann. Die eine Stunde, die ich ihn vor 20 Jahren im Büro des Ministerpräsidenten im Gespräch erleben durfte, blieb in Erinnerung. Gestern ist der kleine, gewitzte, schlaue, kämpferische alte Mann 96-jährig gestorben.
Er ruhe in Frieden.