Bei genau zwei Stichworten bekommt der SZ-Lohnschreiber Hautausschlag: „Israel“ und „US-Republikaner“. Beide können für das Qualitätsblatt von der Isar einfach nichts richtig machen. Kommen beide Erreger zusammen, trifft also mit Benjamin Netanyahu und Mitt Romney der kleine auf den großen Satan – wobei sich im Fall der Süddeutschen schwer sagen lässt, wer der kleine und wer der große ist – würgt garantiert ein Redakteur einen hochgradig dämlichen Kommentar wie diesen heraus.
„Wie vertrackt die Lage im Nahen Osten ist“, glaubt man beim Münchner Leitmedium – im Gegensatz zum Präsidentschaftskandidaten – selbstverständlich zu wissen, und vor allem: wer dafür verantwortlich zu machen ist. In dieser Hinsicht gibt das Blatt stets alles. Und hat absolut kein Verständnis dafür, wenn jemand zwischen einer Demokratie, die Friedensverhandlungen anbietet und einem von zwei Terrorgruppen beherrschten Gebilde, das vor den Verhandlungen davonläuft, keine Äquidistanz einnehmen will. Für die Mullahs im Iran gilt natürlich dasselbe, denn die rechtschaffenen, dem Frieden verpflichteten Journalisten machen ja auch keinen Unterschied zwischen den Vernichtungsdrohungen aus Teheran und der israelischen Drohung mit Selbstverteidigung. Einer Rechtfertigung für diese eigentümliche Sichtweise bedarf es dabei nicht, die wird vom SZ-Leser, der noch einen Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien für ein teuflisches Werk des Mossad hält, in Szene gesetzt, um es den arglosen Mullahs in die Schuhe zu schieben, schließlich nicht erwartet.
Nicht fehlen dürfen in Wernickes Kommentar weiters die unvermeidlichen „jüdischen Wähler“ in den USA (die gerade mal 1,4 Prozent der Stimmberechtigten ausmachen und mehrheitlich Demokraten zu wählen pflegen) und die „Wahlkampfspenden“ sowie die Herabsetzung der aktuellen Intimfeinde (Romney „schwadroniert“, Bibi „säuselt“), und das Urteil, an dem schon vorher kein Zweifel bestand, ist gefällt: Romney, der die simple Tatsache anerkennt, dass Jerusalem die Hauptstadt Israels ist und nicht Tel Aviv, was allerdings für den Israelkritiker einer ungeheuerlichen Brüskierung der Palästinenser gleichkommt, hat sich als Mittler „disqualifiziert“, wohingegen die Süddeutsche sich mit diesem Artikel einmal mehr als Hort der wahrhaftigen Berichterstattung und unbestechlichen Analyse erwiesen hat.