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Skandal: Terroristen gezielt bekämpft! »

Schädel statt Stahlhelm!

Oktober 12, 2012 von Claudio Casula

Es ist schon ein paar Jahrzehnte her, aber ich erinnere mich noch gut an meinen Lehrer in den Sozialwissenschaften. B. Olschewik (Name geändert) trug ganz lange Haare und einen beeindruckenden Bart, gehörte den Grünen an und warnte uns im Unterricht vor dem „militärisch-industriellen Komplex“, der den nächsten Weltkrieg heraufbeschwören könnte. Sehr bald schon. Praktisch am nächsten Morgen. Damals, Anfang der 80er-Jahre, wurde das Lehrerzimmer von etlichen Leuten seines Schlages bevölkert. Kein Wunder, es war die Zeit des NATO-Doppelbeschlusses und damit die große Zeit der deutschen Friedensbewegung, der späten Rache der Nazis an den Amerikanern. Man schlang sich Palästinensertücher um den Hals, hörte auf Friedensveranstaltungen BAP für lau, abends spielte jemand am Lagerfeuer auf der Klampfe Bob Dylans „Blowin´ in the wind“ und das weiche Wasser brach den Stein. Später fuhr man im Rahmen einer Bonn-Exkursion der Oberstufe auf die Hardthöhe, wo das Bundesministerium der Verteidigung residierte, und stellte furchtbar kritische Fragen. Nach dem Abi ging, wer unbedingt aus der Reihe tanzen wollte, zur Bundeswehr, wofür er sich dann allgemein zu rechtfertigen hatte. Kriegsdienstverweigerer erfreuten sich indessen uneingeschränkter gesellschaftlicher Akzeptanz. Die Zeiten, in denen man als junger Mann von einem älteren Semester erst einmal mit einem zackigen „Hamse jedient?!“ begrüßt wurde, waren längst vorbei.

 

Das End´ ist nah!

 

Wie gesagt, als echter Querdenker ging man zum „Bund“. Und in der Tat gab es, insbesondere unter den Unteroffizieren, etliche Hirnabstinenzler; auch sonst brachte der Wehrdienst mancherlei Unbill mit sich. Eines jedoch konnte man dem Laden nicht vorwerfen: in irgendeiner Form kriegstreiberisch tätig zu sein. Jedenfalls legte man uns nicht nahe, „den Russen“ als Feind zu betrachten und bei der nächsten Gelegenheit umzunieten. Gleichwohl machte sich im Lande die Gewohnheit breit, Verweigerern grundsätzlich lautere Motive zu unterstellen, während Soldaten mit Argwohn betrachtet wurden. Schon damals, das merkte man bald, war das Verhältnis der Bürger zum „Staatsbürger in Uniform“ reichlich verkorkst. Denn der große NATO-Partner war Amerika, und der Amerikaner wollte die Pershing II stationieren und Deutschland zum Schlachtfeld für den Atomkrieg, also das Armageddon machen. The end was near. Shocking!

Der Krieg brach dann doch nicht aus, weil der vermeintlich minderbemittelte „Schauspieler“ Ronald Reagan schlauer war als all die klugen Deutschen, die sich über ihn lustig machten. Dreißig Jahre später hat sich die Gesellschaft allerdings noch weiter von ihren Streitkräften entfernt als es seinerzeit möglich schien. Und so nimmt es nicht wunder, dass der Bundeswehr, einer Parlamentsarmee, deren Einsätze der vom Volk gewählte Bundestag beschließt, inzwischen so sehr misstraut wird, dass in Nordrhein-Westfalen die üblichen Verdächtigen von der marxistisch-leninistisch orientierten Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend bis zur DFG-VK als notwendiges Korrektiv betrachtet bzw., wie es offiziell heißt, „unterschiedliche Institutionen und Organisationen gleichberechtigt und gleichgewichtig einbezogen und berücksichtigt“ werden, wenn es darum geht, in deutschen Schulen über Sinn und Zweck der Bundeswehr aufzuklären. Noch einmal: Die Bundeswehr, eine staatliche Institution, die in Friedenszeiten vom Verteidigungsminister und im Kriegsfall vom Bundeskanzler kommandiert wird, darf in NRW nicht mehr an Schulen in Erscheinung treten, wenn nicht Linke, Pazifisten oder Kirchenvertreter als Gegengewicht eingeladen werden – Granaten wie Jonathan Röder von der LandesschülerInnenvertretung.

 

Linke Aktivisten schützen vor Propaganda

 

Ein Sieg des Bündnisses „Schule ohne Bundeswehr NRW“, eines Zusammenschlusses von Aktionsgruppen wie erwähnter DFG-VK, deren Vorsitzender ehemaliges SED-Mitglied ist und auf den wirklich irren, aber authentischen Namen Monty Schädel (!) hört, der SDAJ, der Linksjugend, der GEW (ihr engagiertes Plädoyer gegen den alliierten Einsatz in Kuweit und für die Wahrung der staatlichen Souveränität des von Saddam Hussein beherrschten Irak wird mir unvergesslich bleiben!) und dem Aachener Friedenspreis, eines Vereins, der schon Flitzpiepen wie Walter Herrmann und Reuven Moskovitz sowie die inzwischen auf ein dreckiges Dutzend geschrumpften „Frauen in Schwarz“ ausgezeichnet hat. Diese Aktivisten behaupten allen Ernstes, dass „durch die Bundeswehr an der Schule die unmittelbare Regierungspolitik beworben und damit auch die Neutralität der Schule verletzt (wird)“, obwohl die Streitkräfte sich eben nicht parteipolitisch äußern, und sie verwehren sich „gegen eine zweckgeleitete Kriegspropaganda an unseren Schulen“, weil sie mit Margot Käßmann die Ansicht teilen, dass die Taliban im Grunde ganz feine Kerle sind, mit denen man reden oder auch beten kann – während der schießwütige Ami sich als unverbesserlicher Weltpolizist aufspielt.

Also tritt Monty Schädels Truppe „für die Abschaffung der Bundeswehr“ ein und informiert dafür über die „Ursachen von Gewalt“, denn es gibt immer eine Entschuldigung für Terror, und muss man sie noch so an den Haaren herbeiziehen; Gewalt per se ist nicht schlecht, es sei denn, sie wird von der NATO oder von Israel ausgeübt. Das ist ja auch der Grund, warum die Friedensbewegung sich die längste Zeit eben nicht bewegt, sondern erst dann wie ein Zombie aus der Gruft steigt, wenn, selten genug, ein westliches Land die Nase voll hat und gegen Diktatoren oder Terrorfürsten zurückschlägt. Fristeten diese Figuren früher noch eine Randexistenz, so sind sie heute längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und werden auch von der Politik als gleichberechtigte Mitspieler anerkannt, egal wie wenige dieser traurigen Gestalten zu den traditionellen Ostermärschen aufbrechen mögen. Denn selbst wenn sich die Zahl der Bundesbürger, die den Zirkus mitmachen, im Promillebereich bewegt, es finden sich noch genügend Sympathisanten in Funk und Fernsehen, die darüber berichten werden. Auf den journalistischen Arm der Pazi-Bewegung ist Verlass, schließlich hielten etliche der wohlwollend begleitenden Medienvertreter selbst mal im Bonner Hofgarten „Petting statt Pershing“-Plakate hoch – oder hätten es gern getan. „Friedhelm statt Stahlhelm“, so lautete seinerzeit eine überaus originelle Losung. Heute heißt es: „Es lernt sich besser ohne Helm“, als risse man den Kids gewohnheitsmäßig die Basecap von der Rübe, um sie durch eine Pickelhaube zu ersetzen.

 

Deutschland balla-balla

 

In einem demokratischen Land, das den eigenen Institutionen kritisch bis ablehnend gegenüber steht, werden, so steht zu befürchten, noch viele Dinge möglich sein. Henryk Broder hat bereits darauf hingewiesen, dass den Überlebenden der Konzentrationslager, die als Zeitzeugen in Schulen auftreten, auf dem Fuße SS-Männer folgen könnten, die, der Ausgewogenheit wegen, ihr Narrativ zu Gehör bringen. Und warum sollte man zum Thema Menschenrechte nicht Markus Gäfgen einladen, der als irgendwie beinahe potenzielles Opfer staatlicher Folter aus erster Hand über derart skandalöse Praktiken zu berichten weiß? Sollte die Integrationsdebatte nicht auch durch kritische Meinungen wie die von Beate Zschäpe bereichert werden? Und wenn im Politikunterricht über die demokratische Verfassung der Bundesrepublik gesprochen wird – muss dann nicht auch Pierre Vogel den Schülern erklären dürfen, warum Allah weit über dem Gesetz steht?

Deutschland schafft sich ab, Neukölln ist überall – auf dieser rasanten Talfahrt möchte das größte Bundesland nicht abseits stehen. Wenn die chinesische Redewendung „Mögest du in interessanten Zeiten leben“ wirklich eine Drohung ist, wird uns auf absehbare Zeit nicht langweilig werden. Aber, ehrlich: Schön ist das nicht.

 

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