Zu Weihnachten war, wieder einmal, hier und da vom „ummauerten Bethlehem“ die Rede.
Das Licht kam aus einer Stadt,
in der die Menschen von einer Mauer umgeben
wie in einem Gefängnis eingesperrt leben müssen.
barmt etwa Arn Strohmeyer auf Arendts „Palästina-Portal“.
Die häufige Wiederholung macht die Behauptung allerdings auch nicht wahrer. Abgesehen davon, dass man von Bethlehemer Busstationen nach Jerusalem, Beit Jala, Beit Sahour, Hebron, Nahalin, Battir, al-Khader, al-Ubeidiya und Beit Fajjar gelangen kann, was das „Gefängnis“-Geschwafel ad absurdum führt: Bethlehem ist nicht von einer Mauer umgeben, schon gar nicht vollständig.
Vielmehr verhält es sich so, dass – nachdem ein Dutzend Selbstmordattentäter aus nämlicher Gegend in Israel zahlreiche Menschen ermordet und andere fürs Leben körperlich und seelisch gezeichnet hatten – es bedauerlicherweise notwendig wurde, die Terroristen durch den Bau einer Mauer entlang der Grenze zu Jerusalem in Schach zu halten, aber die Mühe und die Kosten lohnten den Aufwand: Menschenleben wurden gerettet. Für die Bewohner Bethlehems bedeutet dieser Umstand keineswegs, „eingesperrt“ zu sein, und wenn an Strohmeyers herzzerreißender Klage („Hoffnungslos ist die Lage innerhalb der großen Mauer“) etwas dran sein sollte, dann ist dies sicher nicht den israelischen Sicherheitsmaßnahmen anzulasten, sondern dem Holzweg, den die palästinensische Führung einmal beschritten und nie wieder verlassen hat, ja, den weiter zu beschreiten sie eisern entschlossen ist. Sowas kommt von sowas.