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Larger Than Life: Arik Sharon ist tot

Januar 11, 2014 von Claudio Casula

Nach acht Jahren zwischen Leben und Tod ist Ariel Sharon gestorben. Ein Mann, der mit dem Pflug ebenso umzugehen wusste wie mit dem Schwert, wie Mitch Ginsburg in der Times of Israel schreibt – ein Text, der Arik gerecht wird und nichts mit den in gehässigem Ton vorgetragenen üblen Nachrufen in deutschen Online-Zeitungen gemein hat.

Ja, Ariel Sharon war nicht everybody´s darling. Er konnte es auch nicht sein, trotz des ihm nachgesagten umwerfenden Charmes und seines Sinns für trockenen Humor, schon deshalb nicht, weil sein Leben dem Schutz Israels gewidmet war – und das reichte vielen schon, um ihn zu hassen. Für sein geliebtes Land hielt Arik oft genug den eigenen Kopf hin, und wenn es um die Sicherheit Israels ging, kannte er keine faulen Kompromisse. Er war ein Mann, der sich nicht vor Entscheidungen drückte – gerade dann nicht, wenn sie schmerzhaft, riskant oder folgenreich sein konnten. Er machte Fehler – aber er war auch in der Lage, aus ihnen zu lernen und seine Strategie zu ändern. Wenn er ja sagte, meinte er ja, wenn er nein sagte, meinte er nein; das machte ihn, den angeblich unberechenbaren „Bulldozer“, weit berechenbarer als es verschlagene Wichte wie Yassir Arafat oder sein Nachfolger Abu Mazen je sein konnten, die der Weltpresse dies und den eigenen Leuten jenes erzählten.

Wer larger than life ist, ist meist auch umstritten. Damit konnte Ariel Sharon leben. Er war immer Realist, daher machte er sich auch keine Illusionen.

Die arabische Welt ist noch nicht bereit, das Recht der Juden auf einen israelischen Staat in dieser Region anzuerkennen. Und ich bezweifle, dass sie es jemals sein werden.

Das ganze Wesen des „Nahostkonflikts“ in einem Satz zusammenzufassen, das passt zu ihm; ein Mann der großen Worte, der visionären Reden war er nie. Als Farmer und als Soldat war er Pragmatiker durch und durch, kein Ideologe. Auch in der Siedlungsfrage nicht, wie die Räumung der israelischen Ortschaften im Sinai zu Beginn der 80er-Jahre und im Gaza-Streifen 2005 zeigte. Allerdings waren beide Entscheidungen Resultat nüchternen Kosten-Nutzen-Denkens. Für den Sinai bekam Israel einen bis heute andauernden, Frieden genannten Waffenstillstand; für den Gazastreifen einen Raketenhagel – Arik Sharon hätte gewusst, wie darauf zu reagieren ist, allein, da hatte ihn ein Schlaganfall bereits außer Gefecht gesetzt; mit einem wie ihm an der Spitze der Regierung in Jerusalem hätte die Hamas ihr hässliches Haupt gar nicht erst erhoben, und wenn doch, dann hätte Sharon Mittel und Wege gefunden, sie dauerhaft unschädlich zu machen. So setzte der ganze Schlamassel genau dann ein, als Arik nach zwei Notoperationen ins Koma fiel. Die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um Typen wie Haniya und al-Zahar zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat, dazu hatten Sharons Nachfolger nicht den Schneid. Bei zwei Militäreinsätzen wurde auf halbem Wege kehrt gemacht. Seither gehts nicht vor und nicht zurück.

Ariel Sharon war einer der Letzten der alten Garde, einer, der noch das Vertrauen Ben-Gurions genoss. Einer, der sich nicht aus lauter Angst, anzuecken oder einen Mitstreiter zu verprellen, zu zweifelhaften Entschlüssen drängen ließ, sondern seinen Weg ging. Dabei blieb so mancher auf der Strecke, was gar nicht anders sein konnte, denn Sharon war die Hälfte seines Lebens Soldat. Aber ihm wurde auch Unrecht getan; an dem 1982 von christlichen Phalangisten in den Beiruter Palästinenservierteln verübten Massaker trug er nur eine indirekte Mitschuld, weil er das Rachebedürfnis der verbündeten Milizen nach dem Mord an Bashir Gemayel unterschätzt hatte; und den Ausbruch der „Al-Aqsa-Intifada“ schob (und schiebt) man ihm nur zu gern in die Schuhe, obwohl man es längst besser wissen könnte.

Hingegen traf der Begriff Bulldozer schon auf ihn zu (oder sagen wir: er konnte einer sein). Und es kam vor, dass er „bei Rot nicht hielt“, wie Shalom Hanoch einst sang. Ariel Sharon war eben kein Warmduscher, kein Beipackzettelleser. Sondern einer, wie es ihn nicht eben häufig gibt.

Israel weiß, was es ihm zu verdanken hat; im Sechstagekrieg und vor allem im Yom-Kippur-Krieg ging er beherzt zu Werke und schlug diejenigen, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben hatten, vernichtend. Die verheerende Terror-Intifada würgte er ab, Arafat machte er zu einem armen Würstchen, das zuletzt wie ein Rumpelstilzchen in der Muqata herumtobte; und er leitete den Bau des Sicherheitszauns ein – ein entscheidender Schritt zur notwendigen Loslösung von den Palästinensern, mit allen Konsequenzen diesseits und jenseits der faktischen Grenze. „Niederlage“ – dieses Wort existierte nicht in Ariel Sharons Wortschatz. Sein bleibendes Vermächtnis findet man nicht umsonst auf dieser Seite unter „The Spirit“.

Arik Sharon war immer ein Kämpfer; selbst als er im Koma lag, gab er nicht auf. Aber jeder Kampf ist irgendwann zu Ende. Der „Warrior“, wie er sich in seiner Autobiographie nannte, ist nun erlöst und kann auf seiner Farm im Negev beigesetzt werden – in der Erde des Landes, das er so liebte, neben der Frau, die er so liebte. Kein Piepen der Geräte mehr, nur noch die Stille der Wüste.

RIP, Arik.

Arik

 

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