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It was a daring raid. Even by Israeli standards.

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Futter für Otto Normalverleumder

Februar 25, 2014 von Claudio Casula

In Israel leben etwa 150.000 Christen. Sie genießen, wie Muslime, Drusen und andere Glaubensgemeinschaften auch, Religionsfreiheit, leben unbeschwerter und sicherer als in jedem islamischen Land. Laut Spiegel online jedoch steht ihr Glaube „unter Beschuss“ respektive laut zitiertem Geistlichen gar unter „Dauerbeschuss“. Noch hat es niemanden erwischt; dafür, dass man die Israelis gern trigger happy heißt, scheinen sie schlecht zu zielen. Aus irgendeinem Grund, der in den Präferenzen deutscher Nahostberichterstatter zu suchen sein mag, wird jedenfalls nicht die anhaltende Terrorisierung und Verdrängung arabischer Christen durch radikale Islamisten thematisiert; vielmehr suggeriert Annette Langer, es seien Juden, und zwar die von der radikalen Sorte der hilltop youth, die den Christen ans Leder wollten. Zu dumm, dass es bei der Verdächtigung bleiben muss, denn: „Beweise gibt es nicht“.

Da aber dem deutschen Journalisten, geht es um Israel, schon Gerüchte ausreichen, wenn sie sich denn zu einer noch so fadenscheinigen Anklage des jüdischen Staates verwursten lassen, wird aus der dürren Faktenlage dennoch ein entsprechender Artikel zusammengeschustert. Als wüsste sie nicht, dass palästinensische Islamisten seit etlichen Jahren sowohl jüdische als auch christliche heilige Stätten zu schänden pflegen und als merkte sie nicht, dass diese Passage ihren ganzen Text höchst fragwürdig erscheinen lässt, zitiert Annette Langer aus einem offiziellen Bericht wie folgt:

Die in Washington ansässige „Organisation Search for Common Ground“ hat Angriffe auf heilige Stätten in Israel von April 2011 bis November 2013 aufgelistet. 17 Mal wurden christliche Einrichtungen geschändet, 23 Mal muslimische – aber auch 41 Mal jüdische.

Was Annette Langer hier zugibt: dass jüdische Einrichtungen demnach so häufig geschändet werden wie christliche und muslimische zusammen (wobei noch nicht einmal sicher ist, wer in welchem Fall der Täter war). Aber nehmen wir zugunsten der Autorin einmal an, nur eine dieser Konstellationen sei wichtig genug für Spiegel online, und ausschließlich jüdische Täter seien verantwortlich für Übergriffe auf christliche Einrichtungen, und in einem Zeitraum von zweieinhalb Jahren habe es 17 Fälle von Schändungen durch Juden gegeben, dann kommen wir auf sieben Fälle pro Jahr. Zum Vergleich: Laut Chronik der Amadeo-Antonio-Stiftung wurden allein im Jahr 2013 erheblich mehr antisemitische Vorfälle in Deutschland registriert, ohne dass jemand beim Spiegel auf die Idee käme zu behaupten, der jüdische Glaube lebe in Deutschland unter (Dauer-)Beschuss.

Wahrscheinlich ist man beim Spiegel auch nicht wirklich überzeugt davon, dass Christen im Heiligen Land etwas auszustehen hätten. Aber der Artikel passt in die Gesamtstrategie des Blattes: Wenn man nur immer wieder neue Mini-Fässchen mit echten oder vermeintlichen Missständen und Problemen aufmacht (neue Straßenschilder, die Sesshaftmachung von Beduinen, die hohen Mieten in Tel Aviv, ein geplanter archäologischer Park in der Davidstadt, der Umgang mit illegalen Einwanderern, Extra-Öffnungszeiten für orthodoxe Museumsbesucher, die Streckenführung der Stadtbahn in Jerusalem oder auch nur ein Sack Reis, der im Shouk umgekippt ist), dann bleibt am Ende bei Otto Normalverleumder hängen, dass der jüdische Staat ein Hort der Intoleranz und der Ungerechtigkeit sein muss, gleichgültig was 300.000 Deutsche, die jedes Jahr das Land besuchen, erleben mögen. Und wenn man ausgerechnet dem einzigen Staat im Nahen Osten, der allen Bürgern die freie Ausübung der Religion garantiert, unterstellt, er verfolge Christen (oder ließe es zu), dann ist auch das nur ein weiteres kleines schmutziges Puzzleteilchen im großangelegten Projekt, Israel permanent an den Pranger zu stellen und letztlich zu delegitimieren. Schweinejournalismus ist ein durchaus passendes Wort dafür.

 

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