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Archive for the ‘Helden’ Category

Was sich seit nunmehr 18 Tagen in Israel und dem Gazastreifen abspielt, ist wie geschaffen dafür, die Motive der vorgeblichen Palästinafreunde und Israelkritiker vorzuführen. Die Tatsachen sind eindeutig: Eine islamistische Terrororganisation, die seit sieben Jahren die Herrschaft über 1,8 Millionen Menschen im Gazastreifen ausübt (de facto reicht ihr Einfluss deutlich länger zurück), läutet nach 2008/2009 und 2012 die dritte Runde im ewigen Jihad gegen den jüdischen Staat ein. Nachdem sie in dieser Zeit mit mehr als 12.000 Raketen den Menschen in Südisrael das Leben zur Hölle gemacht hat, verfügt sie zu Beginn der dritten Runde über ein Arsenal von ca. 10.000, vor allem über Tunnel aus Ägypten eingeschmuggelte Raketen mit deutlich größerer Reichweite.

Als sie diese in deutlich größerer Zahl als bis dato auf Städte in Israel abschießt – und zwar direkt aus dicht bevölkerten Gegenden, aus Hochhäusern, neben Schulen, Kindergärten, Kliniken – ist die Regierung in Jerusalem zum Handeln gezwungen und beginnt am 8. Juli mit der Operation „Protective Edge“, hebr. Zuk Eitan (Fels in der Brandung). Zunächst erfolgen Luftangriffe auf Hamas-Ziele (Führungspersonal, Operationszentren, Abschussrampen, Raketen- und Sprengstoffdepots etc.); fünf Tage später sind bereits mehr als 783 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Schließlich startet Israel am 17. Juli, nach einem Versuch von Hamas-Terroristen, durch einen Tunnel auf israelisches Gebiet vorzudringen, die Bodenoffensive, wohl wissend, dass damit auch die eigenen Verluste unweigerlich ansteigen werden.

Wie sich herausstellt, sind die Terror-Tunnel, von denen his heute über 30 gefunden wurden, das zweite große Problem neben dem massiven Raketenbeschuss. Dieser kann eingedämmt werden – durch das zwar teure, aber hocheffektive Raketenabwehrsystem „Eiserne Kuppel“, das die Zivilbevölkerung Israels in den Ballungszentren des Landes schützt. Aber alle zehn Minuten heulen die Alarmsirenen im Land, ein normales Leben wird drei Viertel aller Israelis damit unmöglich gemacht. Der Staat ist also gezwungen, die Gefährdung seiner Bürger auszuschalten, und da ist es mit der Abwehr von Raketen allein nicht getan. Zudem erweisen sich die erwähnten Terror-Tunnel als womöglich noch größere Gefahr: Zwei Mal versuchen Hamas-Terrorkommandos, durch kunstvoll ausgestaltete unterirdische Gänge israelische Kibbuzim in der Nähe des Gazastreifens zu erreichen – das realistische Szenario beinhaltet neben Massakern an den Bewohnern auch die Verschleppung weiterer, weil sich Geiselnahmen in der Vergangenheit als effektives Mittel erwiesen haben, Gesinnungsgenossen aus israelischer Haft freizupressen. Auch deshalb werden in den Tunnels, die die israelische Armee bei der Bodenoffensive im Verlauf der folgenden Tage aufspürt, neben Waffen und Sprengstoff auch Betäubungsmittel und Handschellen gefunden.

Über die Hamas müssen wir an dieser Stelle nur wenige Worte verlieren. Sie ist aus guten Gründen u.a. von den USA und der EU als Terrororganisation gelistet; sie hat Hunderte von Israelis bei Bombenattentaten vor, während und nach der „Al-Aqsa-Intifada“ ermordet, sie hat die rivalisierende Fatah 2007 in einem blutigen Putsch aus dem Gazastreifen vertrieben; sie hat den eliminatorischen Judenhass in ihrem Programm verankert und erzieht schon die Kleinsten in den Kindergärten zum antisemitischen Jihad. Sie erschießt „Kollaborateure“ ohne viel Federlesens auf offener Straße und schleift die halbnackten Leichen auf Motorrädern hupend durch die Straßen Gazas. Sie benutzt Hilfsgelder, um Terrortunnel zu bauen und Waffen und Raketen zu kaufen, weil sie aufs Wohlergehen der Bevölkerung scheißt, sie benutzt diese Bevölkerung, um ihre Waffendepots und Kommandozentralen zu schützen, sie flüchtet in Ambulanzwagen, schießt aus Krankenhäusern, deponiert (bisher in zwei Fällen nachgewiesen) gar Raketen in Schulen – und missbraucht auch Moscheen, sie lässt eiskalt alle Toten, selbst die eines natürlichen Todes gestorbenen und die ermordeten „Verräter“, für die Idioten im Westen als Opfer Israels in die Statistik eingehen. Kurz: Sie pfeift auf alle Regeln eines halbwegs zivilisiert ablaufenden Krieges.

Würde sie sich in offener Schlacht stellen, wäre das Gaza-Problem binnen eines halben Tages erledigt. Aufgrund ihrer durch und durch skrupellosen „Kampf“weise ist es jedoch extrem schwierig, sie zu schwächen oder gar zu entmachten und zu entwaffnen, ohne dass Zivilisten in größerer Zahl in Mitleidenschaft gezogen werden. Das wissen die radikalen Islamisten genau, und hier liegt – eben weil man ihr, wie wir noch sehen werden, auf diese eigentlich weithin sichtbare Leimrute kriecht – ihr großer Vorteil.

Da der großangelegte Angriff mittels Raketentrommelfeuers wegen „Iron Dome“ nicht den gewünschten Erfolg bringt, Tel Aviv also nicht „in Schutt und Asche gelegt“ werden kann, wie es ein Hamas-Führer etwas zu optimistisch ausgedrückt hatte, zieht man mal wieder Plan B aus der Schublade: der Weltöffentlichkeit mittels der zahlreich vertretenen Medien vorzugaukeln, eigentlich das Opfer einer israelischen Aggression zu sein. Und bis auf wenige Ausnahmen zieht die Nummer: Sehr bald konzentriert man sich weltweit auf die „Opfer“zahlen, die unverhältnismäßig seien. Da die Israelis ihre Zivilbevölkerung schützen (Iron Dome, Luftschutzbunker, Code-Red-Apps), liegen sie beim zynischen Bodycount hoffnungslos zurück, zumal die Hamas alles dafür tut, die eigene Zivilbevölkerung mit zur Zielscheibe zu machen.

Dies wird von einigen Journalisten zwar durchaus erkannt, dennoch spielt man dem mörderischen Kalkül der Islamisten in die Hände, indem man auf die zivilen „Opfer“ fokussiert. Stand heute (Tag 18 des Krieges) ist in deutschen Medien grundsätzlich von über 800 getöteten „Palästinensern“ die Rede; in Israel kursieren nach Rückmeldung der Armee realistische Zahlen von bisher 300-500 getöteten Hamas-Terroristen, was mehr oder weniger bedeuten würde, dass auf einen getöteten Zivilisten ein Hamas-Terrorist kommt, aber die interessieren weder Spiegel online noch die Süddeutsche Zeitung. Diese machen auf gewohnte Weise Stimmung, titeln „Israel droht mit verstärkten Angriffen“, nachdem die Hamas eine kurze Waffenruhe gebrochen hat und weisen die Schuld am Beschuss einer UN-Schule Israel bereits zu, als die UN selbst noch nicht weiß, welche der in der Gegend schießenden Parteien das Objekt getroffen haben könnte. Insbesondere im Fernsehen kommen Gestalten wie Jürgen Todenhöfer und Michael Lüders zu Wort, die zwar alles andere als Nahostexperten sind, dafür aber genau das erzählen, was die Medienfritzen ihrer Klientel verklickern möchten. Und man zeigt palästinensische Tote vor, während die Israelis die ihren aus Pietätsgründen diskret beerdigen. Ein Uli Gack quatscht im ZDF von einer „extremen Verrohung auf beiden Seiten“, eine Sabine Rau im ARD-„tagesthemen“-Kommentar von der „brachialen Unerbittlichkeit dieses Feldzuges“; der Hamas die Alleinschuld zuzuschreiben, sei falsch. Man ist ja neutral, möchte sich weder mit einer (noch einmal: offiziell so eingestuften) Terrororganisation noch mit dem von ihr angegriffenen jüdischen Staat gemein machen. „Einseitige Schuldzuweisungen werden der Lage nicht gerecht“, doziert die WDR-Tante aus dem Kölner Elfenbeinturm, denn schließlich wenden sowohl die Terroristen als auch die Angegriffenen Gewalt an. Bäh! Und außerdem ist ohnehin irgendwie die „unerbittliche Siedlungspolitik Israels“ an dem Hass der Hamas schuld, die „Scharfmacher und Populisten“ dieser Regierung Netanyahu.

Leider hat noch keiner der deutschen Oberlehrer präzisieren können, wie denn eine angemessene oder „proportionale“ Reaktion der Israelis auszusehen hätte. Sollen sie auch mal 150 Raketen am Tag aufs Geratewohl auf Gaza City abschießen? Dann gäbe es wahrscheinlich Zehntausende Tote an einem Tag. Sollen sie die Hamas-Führer persönlich ausschalten? Dann würfe man Israel wieder „gezielte Tötungen ohne Gerichtsverfahren“ vor. Die Wahrheit ist: Keine einzige Reaktion der Israelis wird goutiert, und übrig bleibt einzig die Option, sich widerstandslos beschießen zu lassen, bis das Raketenarsenal der Hamas verbraucht ist. Sie sollen sich – wie 1990 im Irakkrieg – vor den Raketen der Hamas ducken, in Schutzräume fliehen, die Sirenen heulen lassen, nachts ihre Kinder wecken, um in die Bunker zu laufen, alten Menschen, darunter 100.000 Holocaust-Überlebenden, und Behinderten zumuten, in 15 bis 90 Sekunden Deckung zu suchen. Und auch dann sind sie ja noch selber schuld, trotz vollständigen Rückzugs aus dem Gazastreifen vor neun Jahren – wegen der „Blockade“ oder des Wohnungsbaus im Westjordanland oder der Tatsache, dass sie einfach ein Stachel im Fleisch der arabischen Welt sind.

Um es mal klar zu sagen: Wer von „brutalen Schlägen“, „unerbittlichen Angriffen“, „blindwütiger Vergeltung“ und ähnlichem schwadroniert, sollte wissen, dass die israelische Luftwaffe in der Lage wäre, das Gaza-Problem binnen Stunden zu lösen – dann allerdings wirklich um den Preis, dass die bisherige „Opfer“zahl um ein Vielfaches steigt und an den schwachsinnigen Genozid-Vorwürfen, die völlig derangierte Antisemiten mitunter vorbringen, endlich mal ein bisschen was dran wäre. Das aber ist ebenso wenig im Sinne der Israelis wie ein Sturz der Hamas-Herrschaft in Gaza, obwohl nur ein solcher die einzige Möglichkeit böte, die verhängnisvolle Entwicklung zu stoppen bzw. rückgängig zu machen. Man wagt sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man feststellt: Jedes andere Land der Welt nähme sich die Freiheit, seine erklärten Todfeinde entscheidend zu besiegen – ein Recht, das man einzig dem jüdischen Staat partout nicht zugestehen mag.

Und so läuft es, wie es immer läuft, ob nun die Islamisten der Hisbollah oder die der Hamas und des Islamischen Jihad Israel attackieren: Alle, die mit dem jüdischen Staat im besonderen und den Juden im allgemeinen ein Problem haben, schauen genau hin, wie sich Israel zur Wehr setzt. Die vorwiegend muslimischen Demonstranten in Europa machen sich nicht einmal mehr die Mühe, zwischen „Zionisten“ und Juden zu unterscheiden und rotzen ihren widerlichen Hass ungefiltert in die Öffentlichkeit, Hitler-Verehrung inbegriffen; die Politik eiert zwischen lauwarmen Bekenntnissen zum Selbstverteidigungsrecht Israels und Aufrufen zur „Mäßigung“ hin und her; die Vereinten Nationen machen sich zum Komplizen der islamistischen Gotteskrieger, indem sie ihre Einrichtungen, wie etwa Schulen, als Raketendepots missbrauchen lassen, und nehmen über den seinem Namen Hohn sprechenden „Menschenrechtsrat“ Israel ins Visier, indem sie die Reaktion der Israelis verurteilen und die Hamas und ihre Angriffe komplett unerwähnt lassen, während sich nur die USA dieser Farce widersetzen und neun europäische Staaten sich feige enthalten; und die Medien spielen das zynische Spiel der Hamas mit, indem sie sich auf tragische Opfergeschichten von Zivilisten konzentrieren, die Kämpfe mit den schwer bewaffneten, 15.000-20.000 Mann starken Einheiten der Hamas ausblenden und ansonsten über eine Handvoll Israelis berichten, die es als einzige von acht Millionen Einwohnern auch nach 20 Jahren immer noch nicht geschnallt haben, dass mit Fatah und Hamas kein Frieden zu machen ist. Und sie heben eine weitere Handvoll Verweigerer als aufrechte Israelis heraus, die im Gegensatz zu allen anderen, denen es auch keinen Spaß macht, Kopf und Kragen zu riskieren, der Meinung sind, es gebe doch sicher eine politische Lösung des Problems. Einfach nur nett sein! Da findet ein Gideon Levy von der gern zitierten linken Ha´aretz ebenso ein warmes Plätzchen wie der Schriftsteller Edgar Keret und eine schöne Seele wie Chen Tamir: „Mit meinen Ansichten gelte ich als radikal“, sagt sie Raniah Salloum von Spiegel online. „Aber ich komme mir nicht so vor. Ich habe das Gefühl, dass ich normal bin und alle anderen verrückt.“

Während diesen Irren eine Bühne bereitet wird, rücken die Israelis in der Bedrohung zusammen. Sie machen sich längst keine Illusionen mehr, weder über die Region, in der sie um ihr Überleben kämpfen, noch über die Weltgemeinschaft, die keinen Finger krumm macht, wenn die Judenmörder von heute ihre Messer wetzen. In dieser hochgradig perversen Welt, in der 1700 Tote des syrischen Bürgerkriegs binnen einer Woche ignoriert werden, während man wegen einiger Hundert in Gaza Amok läuft, das wissen sie, werden sie auf absehbare Zeit und wahrscheinlich auch darüber hinaus auf sich allein gestellt sein. Und dabei trotzdem geduldig und entschlossen bleiben und, anders als ihre Feinde, ihre Menschlichkeit nicht über Bord werfen. Und genau das ist es, was sie so stark macht, angesichts der beschämenden Reaktion der Welt mitten in einem weiteren erfolglosen Versuch, dieses Volk von der Landkarte zu tilgen. Wenigstens das sollte man anerkennen: dass die Israelis ihre Coolness und ihre Moral selbst in diesen Zeiten bewahren.

Während man selbst im Lichte dessen, was tagtäglich zu lesen und zu hören ist, nur noch kotzen könnte.

 

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Larger Than Life: Arik Sharon ist tot

Nach acht Jahren zwischen Leben und Tod ist Ariel Sharon gestorben. Ein Mann, der mit dem Pflug ebenso umzugehen wusste wie mit dem Schwert, wie Mitch Ginsburg in der Times of Israel schreibt – ein Text, der Arik gerecht wird und nichts mit den in gehässigem Ton vorgetragenen üblen Nachrufen in deutschen Online-Zeitungen gemein hat.

Ja, Ariel Sharon war nicht everybody´s darling. Er konnte es auch nicht sein, trotz des ihm nachgesagten umwerfenden Charmes und seines Sinns für trockenen Humor, schon deshalb nicht, weil sein Leben dem Schutz Israels gewidmet war – und das reichte vielen schon, um ihn zu hassen. Für sein geliebtes Land hielt Arik oft genug den eigenen Kopf hin, und wenn es um die Sicherheit Israels ging, kannte er keine faulen Kompromisse. Er war ein Mann, der sich nicht vor Entscheidungen drückte – gerade dann nicht, wenn sie schmerzhaft, riskant oder folgenreich sein konnten. Er machte Fehler – aber er war auch in der Lage, aus ihnen zu lernen und seine Strategie zu ändern. Wenn er ja sagte, meinte er ja, wenn er nein sagte, meinte er nein; das machte ihn, den angeblich unberechenbaren „Bulldozer“, weit berechenbarer als es verschlagene Wichte wie Yassir Arafat oder sein Nachfolger Abu Mazen je sein konnten, die der Weltpresse dies und den eigenen Leuten jenes erzählten.

Wer larger than life ist, ist meist auch umstritten. Damit konnte Ariel Sharon leben. Er war immer Realist, daher machte er sich auch keine Illusionen.

Die arabische Welt ist noch nicht bereit, das Recht der Juden auf einen israelischen Staat in dieser Region anzuerkennen. Und ich bezweifle, dass sie es jemals sein werden.

Das ganze Wesen des „Nahostkonflikts“ in einem Satz zusammenzufassen, das passt zu ihm; ein Mann der großen Worte, der visionären Reden war er nie. Als Farmer und als Soldat war er Pragmatiker durch und durch, kein Ideologe. Auch in der Siedlungsfrage nicht, wie die Räumung der israelischen Ortschaften im Sinai zu Beginn der 80er-Jahre und im Gaza-Streifen 2005 zeigte. Allerdings waren beide Entscheidungen Resultat nüchternen Kosten-Nutzen-Denkens. Für den Sinai bekam Israel einen bis heute andauernden, Frieden genannten Waffenstillstand; für den Gazastreifen einen Raketenhagel – Arik Sharon hätte gewusst, wie darauf zu reagieren ist, allein, da hatte ihn ein Schlaganfall bereits außer Gefecht gesetzt; mit einem wie ihm an der Spitze der Regierung in Jerusalem hätte die Hamas ihr hässliches Haupt gar nicht erst erhoben, und wenn doch, dann hätte Sharon Mittel und Wege gefunden, sie dauerhaft unschädlich zu machen. So setzte der ganze Schlamassel genau dann ein, als Arik nach zwei Notoperationen ins Koma fiel. Die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um Typen wie Haniya und al-Zahar zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat, dazu hatten Sharons Nachfolger nicht den Schneid. Bei zwei Militäreinsätzen wurde auf halbem Wege kehrt gemacht. Seither gehts nicht vor und nicht zurück.

Ariel Sharon war einer der Letzten der alten Garde, einer, der noch das Vertrauen Ben-Gurions genoss. Einer, der sich nicht aus lauter Angst, anzuecken oder einen Mitstreiter zu verprellen, zu zweifelhaften Entschlüssen drängen ließ, sondern seinen Weg ging. Dabei blieb so mancher auf der Strecke, was gar nicht anders sein konnte, denn Sharon war die Hälfte seines Lebens Soldat. Aber ihm wurde auch Unrecht getan; an dem 1982 von christlichen Phalangisten in den Beiruter Palästinenservierteln verübten Massaker trug er nur eine indirekte Mitschuld, weil er das Rachebedürfnis der verbündeten Milizen nach dem Mord an Bashir Gemayel unterschätzt hatte; und den Ausbruch der „Al-Aqsa-Intifada“ schob (und schiebt) man ihm nur zu gern in die Schuhe, obwohl man es längst besser wissen könnte.

Hingegen traf der Begriff Bulldozer schon auf ihn zu (oder sagen wir: er konnte einer sein). Und es kam vor, dass er „bei Rot nicht hielt“, wie Shalom Hanoch einst sang. Ariel Sharon war eben kein Warmduscher, kein Beipackzettelleser. Sondern einer, wie es ihn nicht eben häufig gibt.

Israel weiß, was es ihm zu verdanken hat; im Sechstagekrieg und vor allem im Yom-Kippur-Krieg ging er beherzt zu Werke und schlug diejenigen, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben hatten, vernichtend. Die verheerende Terror-Intifada würgte er ab, Arafat machte er zu einem armen Würstchen, das zuletzt wie ein Rumpelstilzchen in der Muqata herumtobte; und er leitete den Bau des Sicherheitszauns ein – ein entscheidender Schritt zur notwendigen Loslösung von den Palästinensern, mit allen Konsequenzen diesseits und jenseits der faktischen Grenze. „Niederlage“ – dieses Wort existierte nicht in Ariel Sharons Wortschatz. Sein bleibendes Vermächtnis findet man nicht umsonst auf dieser Seite unter „The Spirit“.

Arik Sharon war immer ein Kämpfer; selbst als er im Koma lag, gab er nicht auf. Aber jeder Kampf ist irgendwann zu Ende. Der „Warrior“, wie er sich in seiner Autobiographie nannte, ist nun erlöst und kann auf seiner Farm im Negev beigesetzt werden – in der Erde des Landes, das er so liebte, neben der Frau, die er so liebte. Kein Piepen der Geräte mehr, nur noch die Stille der Wüste.

RIP, Arik.

Arik

 

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Das Ende der Wehrlosigkeit

Am Mittag des 19. April 1943, dem ersten Tag des Pessach-Festes, hatten fast zwei Jahrtausende jüdischer Hinnahme von Unterdrückung und Ermordung ein Ende. Im Warschauer Ghetto, wo nach der Deportation und Ermordung von 300.000 Juden, vor allem in Treblinka, nur noch 50.000 unter fürchterlichen Bedingungen lebten, wehrten sich einige spärlich bewaffnete Widerstandsgruppen (Kurzform: hier) gegen ihre von der SS geplante industrielle Vernichtung – im vollen Bewusstsein, gegen die deutschen Besatzer keine Chance zu haben. Vielmehr ging es darum, ein Zeichen zu setzen: dass Juden sich nicht länger „wie die Lämmer zur Schlachtbank“ führen lassen würden.

Die Kämpfer der sozialistischen ŻOB (Żydowska Organizacja Bojowa) und des politisch rechten, revisionistischen Jüdischen Militärverbandes (ŻZW – Żydowski Związek Wojskowy) waren aus einem anderem Holz geschnitzt als die Nazis erwartet hatten.

In einem Dokument, das von der sozialistisch-zionistischen Jugendgruppe HaSchomer HaTzair drei Monate vor dem Beginn der Deportationen veröffentlicht wurde, heißt es: „Wir wissen, dass Hitlers System von Massenmord, Abschlachten und Raub geradewegs in die Sackgasse und die Vernichtung der Juden führt.“

(Quelle: Wikipedia)

Diese Juden waren Zionisten. Von der Poale Zion, Dror, HaShomer HaTzair. Die Hatikva bedeutete ihnen etwas, und sie hissten am ersten Tag über einem Gebäude im Ghetto die Flagge mit dem Davidstern. Mordechai Anielewicz, der ehemalige Chef der HaShomer HaTzair, kommandierte die ŻOB, der kleinere, nur 150 Kämpfer zählende ŻZW verteidigte den Muranowski-Platz buchstäblich bis zum letzten Mann.

Nur wenige jüdische Kämpfer überlebten die Niederschlagung des Aufstands nach vier Wochen verzweifelten Kampfes. Jene, die sich nach Israel durchschlagen konnten, gründeten den Kibbuz Lochamei HaGetaot, den Kibbuz der Ghettokämpfer. Wer das Land bereist, möge auch diesen Ort einmal aufsuchen und das beeindruckende Museum besuchen.

In Israel wird der jüdische Widerstand im Warschauer Ghetto, der sich jetzt zum 70. Mal jährt, gewürdigt. Mordechai Anielewicz und seiner Mitkämpfer, Männer und Frauen, wird als der Helden gedacht, die sie waren. Ihr Schicksal war längst besiegelt, noch bevor sie die erste Kugel auf die Nazischergen abfeuerten, aber sie setzten das Signal für die Zukunft: Nie wieder würden sich Juden wehrlos abschlachten lassen.

Am wichtigsten ist, dass der Traum meines Lebens wahr geworden ist. Jüdische Selbstverteidigung im Ghetto ist verwirklicht worden. Vergeltung und Widerstand von jüdischer Seite ist eine Tatsache geworden. Ich bin Zeuge des heldenhaften Mutes der jüdischen Kämpfer gewesen.

(Abschiedsbrief von Mordechai Anielewicz)

Die allermeisten der Kämpfer sollten die Gründung des Staates Israel nicht mehr erleben. Dabei geht es längst nicht mehr darum, kämpfend unterzugehen, sondern darum, jeden Angreifer, und sei er noch so gefährlich und noch so fanatisch, mit einer Lektion fürs Leben vom Hof zu jagen. Als die bis an die Zähne bewaffnete SS das Ghetto vernichtete, sollten noch fünf Jahre vergehen, bis der Staat Israel gegründet wurde; so waren die Kämpfer in Warschau, von der Welt im Stich gelassen, zum Tode verurteilt. Die Juden in Eretz Israel, die sich bereits seit vielen Jahren ihrer Haut gegen die Araber erwehrten, konnten ihnen nicht helfen. Diese Zeiten sind vorbei. Wenn die Stroops von heute die Stärke und Entschlossenheit Israels unterschätzen, werden auch sie die Lektion auf schmerzhafte Weise lernen müssen. Das ist Mordechai Anielewicz´ und Pawel Frenkels Vermächtnis.

 

Ghetto-Memorial

 

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Kleiner, großer Mann

Er hatte es faustdick hinter den Ohren, das sah man ihm gleich an. Schlau, liebenswürdig im Auftreten und doch gleichzeitig einer, der beinhart sein konnte, wenn es darauf ankam. Und es kam oft darauf an im Leben des Yitzchak Shamir. Fast seine gesamte Familie verlor er im Holocaust. Im Kampf um den Staat Israel stand er an vorderster Front, und als er Ministerpräsident war, erkannte er schnell die Fallstricke, die im sogenannten Friedensprozess lauerten. Sich selbst zu belügen, das wusste er, kann mitunter tödlich sein. Zeitlebens war er davon überzeugt, dass die Araber sich nie mit der Existenz des jüdischen Staates abfinden würden. Dafür wurde ihm selbstredend das Etikett „Hardliner“ angepappt, auch wenn er im Frühjahr 1991 trotz des Beschusses israelischer Städte mit Saddam Husseins Scud-Raketen auf einen Gegenschlag verzichtete. Es war damals einfach schlauer, sich nicht provozieren zu lassen, und Shamir war Pragmatiker.

Das zeigte sich auch, als er mit Shimon Peres eine Regierung der nationalen Einheit bildete und auf dem Posten des Regierungschefs rotierte. Shamir war eben ein Demokrat, im Gegensatz zu einem Mahmoud Abbas, der heute ohne demokratische Legitimation als „Palästinenserpräsident“ durch die Welt tingelt und nicht daran denkt, Wahlen abzuhalten; dennoch hält man Abbas für moderat, denn ein Araber gilt ja einem alten Bonmot zufolge schon dann als moderat, wenn ihm die Munition ausgegangen ist.

Yitzchak Shamir aber war ein kleiner großer Mann. Die eine Stunde, die ich ihn vor 20 Jahren im Büro des Ministerpräsidenten im Gespräch erleben durfte, blieb in Erinnerung. Gestern ist der kleine, gewitzte, schlaue, kämpferische alte Mann 96-jährig gestorben.
Er ruhe in Frieden.

 

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Und noch mehr Schueftanismen!

Dan Schueftan am 17. November 2011 in Hamburg

„Die Europäer haben ein Sozialarbeiterkonzept von der Welt.“

„Ich habe dem Außenminister gesagt: Ich war im Euro-Disney, um die europäische Außenpolitik verstehen zu lernen.“

„Oh ja, der ,arabische Frühling´! Ich hab´ noch nie so gefroren.“

„Ruhe in Nahost – das sind zwei Raketen am Tag, und eine am Wochenende.“

„In Amerika spielt man Baseball, in England spielt man Cricket; und im Nahen Osten bringt man einander um.“

„Die Europäer lieben Peres, weil er auch aus La-la-Land kommt. Er lebt in seiner eigenen Welt, ich beneide ihn…“

„Auch für nur zehn Jahre Frieden hätte ich den Sinai weggegeben. Und Bnei Brak noch dazu, wenn das ginge.“

„Wenn der Iran Atomwaffen bekommt, ist die Zivilisation bedroht. Dann will auch Ägypten welche, Saudi-Arabien, die Türkei. Noch mehr Staaten in einem der verrücktesten Teile der Welt. Chavez wird dann eine Kernwaffe haben wollen. Jeder Clown wird eine Kernwaffe haben und kann die Menschheit bedrohen.“

„Ägypten hatte ein ekelhaftes politisches System – und jetzt wird es schlimmer.“

„Wir haben nichts gemeinsam mit den Arabern. Das ist eine ganz andere Kultur.“

„Um Muslimbrüder für moderat zu halten, muss man ein Idiot sein.“

„Obama ist ein Europäer. Aber Europa kann nur Europa sein, wenn Amerika Amerika ist und nicht Europa. Es können nicht alle impotent sein, jemand muss etwas tun können.“

„Der europäische Journalist kommt für ein Wochenende nach Israel. Am Samstag schreibt er ein Buch: ,Der Nahe Osten: gestern – heute – morgen´.“

„Erdogan ist ein ekelhafter Terrorist.“

„Erdogan ist ein Barbar. Aber sophisticated, er weiß, dass ihm die blöden Europäer alles abkaufen.“

„Mit 80 Prozent Juden ist es schwierig, aber es funktioniert.“

„Die arabische Welt ist gewalttätig, war gewalttätig und wird in absehbarer Zukunft gewalttätig bleiben.“

„Wenn man den Nahen Osten verstehen will, muss man die Journalisten ausschließen.“

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Drei Fragen an Dan Schueftan


Mit Dank an das Mideast Freedom Forum Berlin.

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Neue Schueftanismen

Dan Schueftan am 18. November 2011 in Berlin: 

„Israel existiert, weil es Europa nicht ernst nimmt.“

„Die Europäer haben uns 1981 gesagt: ‚Die irakische Atomwaffe zu zerstören ist gegen Artikel 27a, so was macht man nicht. Schon gar nicht dienstags!’“

„Ich verstehe die Europäer: Es ist seelisch schwierig, wenn man nicht impotent ist.“

„Jede internationale Organisation ist total prostituiert. Dort sitzen die Barbaren und bestimmen in der prostituierten UNO, was Demokratie und Menschenrechte sind.“

„Ich frage mich in welchem Universum Journalisten leben. Sie bringen Tatsachen, die sehr pünklich sind. Aber alle falsch.“

„Obama ist wie Moshe Dayan einmal über einen anderen gesagt hat: ‚ein guter Bursche im schlechten Sinne des Wortes’.“

„In Syrien gibt es ungefähr 25 Demokraten. Ich habe sie alle getroffen und freue mich, wenn sie an die Macht kommen.“

„You know the serenity prayer: ‚God, grant me the serenity to accept things I cannot change, courage to change the things I can and the wisdom to know the difference.’ I am here representing the wisdom.“

„Die Japaner sind Pazifisten, weil es zwei Seminare gegeben hat: eines in Hiroshima und eines in Nagasaki. Man hat sie vernichtet. Danach konnte man Dialog mit ihnen machen.“

„Ich will Pluralismus, bei dem wir beide auf der gleichen Seite der Erde sind – und nicht ich unter ihr.“

„Das Einzige, was wir von den Arabern wollen ist: Lasst uns in Ruhe.“

„Das Verhalten der Palästinenser soll mich nicht dazu zwingen, mit Ihnen zusammen in Gaza, Nablus und Ostjerusalem zu sitzen.“

„Ich bin jetzt seit vier Tagen außerhalb Israels. Die Menschen sind nett. Wie kann man das nur ertragen?“

„Israelis glauben nicht an Disziplin. Jeder glaubt, dass der Andere ein Idiot sei. Ich könnte nur in Israel leben.“

Als Hommage an diesen wunderbaren Abend mit unserem Lieblingsprofessor gibt es im SoE-Shop ab sofort ein neues T-Shirt. Der Klassiker bleibt natürlich im Programm. 

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Auf denn, ihr Gefährten, so singet die Hymne der tapf’ren Borussen!
Nicht länger blicken sie in die finsteren Tiefen des Tartaros
Wohin der Sturz ihnen drohte; die Götter, sie hatten das Schicksal beschlossen.
Doch entflammte der Mut der Mannen um Reus, dem untad’ligen Helden
Und laut war der Jubel, der in der niederrheinischen Steppe erscholl.

Denn mir stürmten die Fohlen vorbei, im geflügelten Laufe, hinten die Linien,
Sich teilend, in geordneter Reihe zu halten, und pfeilschnell schoss herbei
Das lockenumkränzte Haupt des Dante; nur knapp verfehlte das Ziel er,
Zu früher Stunde die endliche Rettung zu bringen; doch nicht sank der Mut
Obwohl das Leder, das runde, nur streifte die ragenden Pfeiler.

Jetzo dem Wink der Götter und eigener Stärke vertrauend, den Ruhm zu erlangen
In der Schlachten Getümmel, die Streiter sich rüsteten zur Entscheidung;
Also stürmten Borussen und Pötter gegeneinander; kämpfend, nicht hier noch dort
Des unglücklichen Schützen sich erinnernd; Haupt an Haupt drang alles
Zur Feldschlacht. Reus selbst und der edle Dante führten die Ordnung.

Denn ihnen gleich war keiner, im fliegenden Lauf zu verfolgen das Ziel,
Sobald Reus Schrecken erregte. Dreimal faßt‘ ihn von hinten der grausige Ostrzolek
Strebend ihn zu Fall zu bringen, und laut ihn der Richter ermahnte
Im dunklen Gewand. Zweimal gleich donnerten die Balken des Tores;
Doch nicht zagend die Fohlen nun kämpften; So ward Reus Wille vollendet.

Also stürmten sie vorwärts, rings nach dem Helden forschend
Dem Göttlichen, ob sie ihn fänden, der selbst die Entscheidung nun suchte
Und überwand die dichten Reihen des Gegners und den vielfingrigen Luthe im Tor.
So ward das Wunder vollbracht. Dann zu den Bussen gekehrt; heim zum Olympos
Mit Favre, dem weisen Ratgeber, zu feiern inmitten jubelnder Schar.

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Kein Kicker

Nix gegen Messi, um Gottes Willen. Er hat wohl wirklich nur aus Bescheidenheit auf die letzten beiden Buchstaben seines Namens (a und s) verzichtet. Aber einer ist da, der auf Ball- und Augenhöhe mit ihm ist. Mindestens. Und der deswegen gern in wenigen Tagen zum Weltfußballer des Jahres erklärt werden darf. Das immer empfehlenswerte Magazin 11 Freunde hat dem genialen Spielmacher Xavi einen feinen Artikel gewidmet.

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Trauriger Jahrestag

Heute vor 15 Jahren wurde Yitzchak Rabin ermordet. Wohl für die meisten von uns einer der traurigsten Tage unseres Lebens. Das namenlose Entsetzen, von dem das Land, seine Freunde und die Juden in der Galut erfasst wurden, geht einem bis heute nicht aus dem Kopf. Aus dem Frieden, den er erreichen wollte, wurde nichts – die andere Seite hatte keinen Yitzchak Rabin an der Spitze. Große Menschen begehen wohl auch große Irrtümer. Wer weiß, vielleicht geht eines fernen Tages sein Traum, Israels Traum, ja doch noch in Erfüllung. Od lo avda tikvatenu.

Shalom, Chaver.


Yitzchak Rabin (1922–1995)

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