Anmerkungen zu nicht lange zurückliegenden, gegenwärtigen oder in naher Zukunft dräuenden Ereignissen sowie Personen, ohne die diese Welt reicher wäre.
A wie Antizionisten
Nach dem überwältigenden Propagandaerfolg des Mavi-Marmara-Zwischenfalls wollen die „Aktivisten“ es noch einmal wissen. Im Mai soll eine weitere Flottille von 15 Schiffen zwar nicht den Palästinensern helfen, aber doch den Israelis schaden. Da auch im Licht ganz anderer Erkenntnisse trübe Gestalten an ihrer grotesken Darstellung der Ereignisse an Bord festhalten, ist eine Neuauflage der dreisten Inszenierung so gut wie sicher.
B wie Boykotteure
Trotz des aufopferungsvollen Einsatzes von Bremer Friedensfreunden, welche die gute alte deutsche Tradition des „Kauft nicht bei Juden“ wiederbeleben wollten, habe ich gestern auf dem Wochenmarkt schon wieder Datteln und Clementinen aus Israel gesehen. Am Stand eines Türken! Auf die Volksgenossen ist offenbar genauso wenig verlass wie auf Bürger mit Migrationshintergrund. Ein idealer Aufhänger für den nächsten „Kommentar des Monats“. Melzer, übernehmen Sie!
C wie Coalition of the Willing
Anzahl von Staaten, die dem Diktator Gaddafi beim Versuch in den Arm fallen, aufständische Bürger wie tolle Hunde zu erschlagen. Wir Deutschen machen da nicht mit. Wir sind für die Maus, aber auch für die Katze.
D wie Dilemma
Israel will den Frieden, die Hamas ist scharf auf Krieg. Was tun, wenn man sich auf einen „Friedensprozess“ eingelassen hat, aber naturgemäß mehr zur anderen Seite neigt? Einerseits möchte die Fatah ja ein bisschen Frieden, um Verhandlungspartner, Vermittler und Sponsoren bei Laune zu halten, andererseits aber auch ein bisschen Terror, damit man der eigenen, entgegen weit verbreiteter Meinung noch immer nicht geänderten Charta nicht untreu wird und vor den arabischen Brüdern nicht als Verräter dasteht. Wie der kostbare Zwischenzustand zu erhalten ist, wird Mahmud Abbas beim nächsten Raïsparteitag dringend thematisieren müssen.
E wie Eichmann
Vor ziemlich genau 50 Jahren in Jerusalem angeklagter Nazi-Kriegsverbrecher, der als Organisator des Massenmords an den europäischen Juden unermüdlich und kreativ war, sich aber am Ende hängen ließ. Zum Jahrestag des Eichmann-Prozesses werden diverse TV-Dokumentationen ausgestrahlt.
F wie Fogel
Siedlerfamilie, die von einem palästinensischen Freiheitskämpfer im Schlaf getötet wurde. Da sich noch niemand persönlich zu diesem heroischen Akt bekannt hat, konnte noch keine Straße nach ihm benannt werden.
G wie Goldstone
Richter, der sein harsches Urteil fällte, nachdem er den Anklägern sein Ohr geliehen hatte. Jetzt hat er eingesehen, dass der Angeklagte weitaus glaubwürdiger war, was diesem allerdings, da längst verurteilt, nichts mehr nützt. Neben den Verleumdern steht jetzt immerhin auch der ehrenwerte Mr. Goldstone ohne Hemd und Hose da, von einem Verleger in Neu-Isenburg ganz zu schweigen, dem der „Report“ gleichsam als Bibel galt. Tja.
H wie Hamas
Juristische Expertengruppe mit Schwerpunkt Internationales Recht.
I wie Intifada-Seite
Auf Facebook gelöscht, weil sich ein Herr Edelstein bei einem Herrn Zuckerberg beschwert hatte. Darf man jetzt schon nicht mehr zur Gewalt aufrufen, nur weil es Juden nicht passt? Gemein!
J wie Jerusalem
10.000 Läufer hecheln durch eine Stadt. So what, könnte man sagen. Allein, wenn die Stadt Jerusalem heißt, bleiben Ärger und Proteste natürlich nicht aus. Da sollte die Strecke doch tatsächlich auch durch arabische Stadtteile führen. Unerhört!
K wie Klageweib
Seit dem tragischen Zerwürfnis zwischen Evelyn Hecht-Galinski und dem Betreiber der Plattform für die publizistischen Ergüsse der „Tochter“ hat sich Abraham Melzer das Narrengewand übergeworfen.
Inhaltlich und stilistisch ist das Ergebnis so armselig, dass der Wechsel dem uneingeweihten Betrachter gar nicht auffallen dürfte.
L wie Lachnummer
Neulich im Deutschlandfunk. Frage der Moderatorin: „Was bekommen denn die Menschen in Tripolis von den Bombardierungen mit?“ – Korrespondent: „Nun, sie haben die Möglichkeit, sich über die staatlichen Rundfunksender zu informieren…“
M wie Mentalist
Ein palästinensischer Ingenieur verschwindet in der Ukraine aus einem Zug – und taucht in einem Knast in Israel wieder auf.
(Palästina-Portal)
Dabei ist der Mann doch nur ein Ingenieur, wirklich! Wie dieser hier.
N wie Naqba-Ausstellung
Ausgefallene Darstellung eines tragischen Ereignisses. Weil 1948 aus der Auslöschung der Juden (Azzam Pascha, 1. Generalsekretär der Arabischen Liga: „Dies wird ein Krieg der Vernichtung [gemeint: der Juden] und ein gewaltiges Massaker, von dem man einmal in derselben Weise wie von den Massakern der Mongolen und den Kreuzzügen sprechen wird“) nichts wurde und stattdessen die Angreifer zu großen Teilen ihre Heimat verloren, muss diese historische Ungerechtigkeit in jeder größeren Stadt bejammert werden. Ersatzweise wird ein Wehklagen angestimmt, wenn ein OB eine derartige Obszönität in öffentlichen Räumen untersagt.
O wie Opfer, zivile
Seltsam, dass die Franzosen Ende August 1944 so euphorisch die Befreiung von Paris feierten – immerhin waren bei den Kämpfen in der Normandie rund 20.000 unschuldige Bürger umgekommen. Wie auch immer: In Libyen oder Afghanistan sind zivile Opfer unter allen Umständen zu vermeiden, weshalb sich die NATO aus diesen Ländern zurückzuziehen hat, nach unserer Kenntnis sofort, unverzüglich. Es wird danach zwar erst recht zivile Opfer geben, aber die gehen dann nicht auf das Konto des Westens. Näheres erklärt Guido Westerwelle.
P wie Palästina-Portal
Überflüssigste Kreation seit der Erfindung der Gesichtswurst, und noch deutlich unappetitlicher als diese. Aber wen wunderts? Wenn in Deutschland ein erfolgloser Künstler die Politik für sich entdeckt, besteht grundsätzlich Anlass zur Beunruhigung.
Q wie Qassam
Explosiver Ausdruck des Bedürfnisses palästinensischer Dschihadisten, Juden zu piesacken.
Die Krone der Militärtechnik ist das Geschoss nicht, deshalb bemüht man sich um die Einfuhr von größeren Kalibern, etwa Grad-Raketen, mit denen sich auch weiter entfernt liegende Städte beschießen lassen. So lange man nicht aus den Hügeln Samarias in den Großraum Tel Aviv hineinfeuern kann, muss man nehmen, was man hat. Apropos.
R wie Raketenbeschuss
Bestandteil des arabischen Zermürbungskrieges gegen Israel, der international nicht geahndet wird, den jüdischen Staat aber nicht zur Ruhe kommen lässt und im günstigsten Fall zu einer Militäroperation provoziert, womit die internationale Aufmerksamkeit wieder geweckt wird.
S wie Staatsgründung
Die palästinensische Autonomiebehörde strebt die staatliche Unabhängigkeit ohne lästige Verpflichtung zur Beendigung des israelisch-palästinensischen Konflikts an und bemüht sich um die Akzeptanz der Staatengemeinschaft für diese alle bisherigen Abmachungen Hohn sprechende Maßnahme. Es wird interessant sein, zu beobachten, welche Länder ihr Desinteresse an einer friedlichen Lösung des Nahost-Konflikts endlich offen zeigen. Brasilien, Argentinien und Uruguay haben sich schon geoutet, Kolumbien hingegen hält offenbar am Land-für-Frieden-Prinzip fest. Buh-Rufe von der Westbank.
T wie Twitter
Online-Plattform zur raschen Verbreitung von Kurznachrichten, greift gravierend und in geradezu unzumutbarer Weise in die Arbeitsabläufe von Journalisten alten Schlages ein.
Diese nämlich sind ernsthaftes, gründliches, kenntnisreiches Arbeiten gewohnt, es handelt sich um erstklassige Rechercheure, die nicht mit neumodischem Schnickschnack behelligt werden wollen. Nur die Besten machen irgendwas mit Medien, weshalb die Reportergranate Robert Hetkämper aus Japan berichtet und Ulrike Putz auf dem Balkon ihrer Beiruter Wohnung sitzend die Lage in Bengasi beschreibt.
U wie Unruhen
Gegenwärtige Zustände in der arabischen Welt von Tunis über Kairo und Damaskus bis Sana´a. Es scheint so, als seien die Menschen dort mit ihren Regierungen unzufrieden. Dabei dachten wir immer, sie wachten morgens mit dem Gedanken an den israelisch-palästinensischen Konflikt auf und gingen abends mit dem Gedanken an den israelisch-palästinensischen Konflikt schlafen. Jedenfalls hat man uns doch immer erzählt, alles werde gut, wenn nur endlich „der Nahost-Konflikt“ gelöst würde. Sollte es etwa mehrere geben?
V wie Verkehrschaos
Kann sich jemand vorstellen, dass die Jaffa Road in Jerusalem, seit Jahrzehnten eine lärmende, dieselverpestete, von heruntergekommenen Läden gesäumte Hauptverkehrsader, schon bald eine aufgeräumte Straße sein wird, durch die silbrig glänzende Trams schnurren? Ich noch nicht.
W wie Waffenstillstand
Von palästinensischen Extremisten hin und wieder verkündete Absicht, eine kurze Zeit auf Terror gegen israelische Zivilisten zu verzichten, während der „bewaffnete Arm“ eine Rakete nach der anderen abschießt. Eher gibt Helmut Schmidt das Rauchen auf als dass Banden wie Hamas und Islamischer Dschihad wahrhaftig dem Terror entsagen, aber aus der taz wird man das nicht erfahren.
X wie Xenophobie
In Sharm el-Sheik kann man einem Juden vor laufender Kamera ja mal die Hand drücken, aber was man wirklich denkt, das sagt man dem eigenen Volk.
Y wie Yehuda
Yehuda Avners 730-Seiten-Wälzer „The Prime Ministers. An Intimate Narrative of Israeli Leadership“ beschreibt ebenso kenntnis- wie anekdotenreich israelische Politik der letzten Jahrzehnte und ihre Protagonisten. Das macht einen schon wehmütig. Premiers wie Begin und Golda hätten auf Terror, Raketenbeschuss, Vernichtungsdrohungen und die internationale Verleumdungs- und Delegitimierungskampagne in Politik und Medien entschlossener agiert als etwa ein Olmert, und dem Land wohl einiges erspart. Sehr zur Lektüre im Original empfohlen, denn in deutscher Übersetzung dürfte es kaum erscheinen.
Z wie Zeugen, glaubwürdige
Noam Chomsky, Sümeyye Ertekin, Norman Finkelstein, Neve Gordon, Glenn Greenwald, Arun Gupta, Amira Hass, Henning Mankell, Paul Larudee, Gideon Levy, Lubna Masarwa, Ken O’Keefe, Daniel Luban, Kevin Ovenden, Ilan Pappé, Henry Siegman, Ahdaf Soueif, Richard Tillinghast, Alice Walker, Stephen M. Walt, Philip Weiss, Norman Paech, Haneen Zoabi. Wer seine längst widerlegten Märchen aus 1001 Propagandanacht bedenkenlos von einem Ex-Terroristen verlegen lässt (siehe A), und zwar in der Sachbuch- statt in der Fiction-Abteilung, wäre bei jedem anderen Thema längst draußen. Nicht aber bei diesem. Schön für die üblichen Verdächtigen, ein Elend für alle anderen.
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