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In Israel kennt jedes Kind Hanna Senesh: die junge Poetin aus Ungarn, die 1941 mit 19 Jahren nach Palästina auswanderte und am 13. März 1944 mit weiteren Haganah-Kameraden über dem von Deutschland besetzten Jugoslawien per Fallschirm absprang, um von dort aus den Juden in Ungarn zu Hilfe zu kommen. In Jugoslawien gelandet, erfuhren die palästinensischen Fallschirmjäger jedoch von verbündeten Partisanen, dass deutsche Truppen wenige Tage zuvor in Ungarn einmarschiert waren – und somit ihre Mission unmöglich geworden war. Senesh entschloss sich dennoch, nach Ungarn zu gehen. Dort wurde sie jedoch unmittelbar nach dem Grenzübertritt gefasst und zu Gestapo-Verhören nach Budapest gebracht.

Seneshs Leben wird nun erstmals in einem Film dokumentiert: „Blessed is the Match“ lief gestern im Rahmen des Jerusalemer Filmfestivals im Menachem Begin Heritage Center. Der Film schildert einige beinahe unglaubliche und wenig bekannte Details aus Seneshs Biographie: Nur einen Tag bevor Senesh nach Kairo abreiste, um von dort mit der Royal Air Force nach Italien und weiter nach Jugoslawien zu fliegen, erreichte ihr verschollen geglaubter Bruder per Flüchtlingsschiff Palästina. Und nach ihrer Verhaftung gab es für Hannah Senesh im Gefängnis auch ein Wiedersehen mit ihrer Mutter, deren Schicksal ihr keine Ruhe gelassen hatte.

Fast noch beeindruckender als der glänzende Film war die Frage-und-Antwort-Runde nach der Vorführung: Zu der waren nicht nur Regisseurin und Schauspieler anwesend, sondern auch Hannah Seneshs Neffe Eitan und Surika Bravermann, die zu Seneshs Einheit gehört hatte, jedoch nicht über Europa absprang. Dass kurz vor ihrem Vortrag das Mikrofon versagte, störte die 89-Jährige nicht im Geringsten – als sie von Senesh und ihren Kameraden erzählte, war ihre energische Stimme mühelos bis in die letzte Ecke des überfüllten Saals vernehmbar. Später unterhielt sie das Publikum, das sich mehrfach für sie zu stehenden Ovationen erhob, mit bissigen Kommentaren: „Wann lernst Du endlich Hebräisch?“, warf sie der US-amerikanischen Regisseurin an den Kopf. Und als sich Eitan Senesh dann doch ein neues Mikro bringen ließ, meinte sie zum Publikum (ohne Mikro, versteht sich): „Da sieht man, dass das nicht Sharon ist, sondern Eitan Senesh. Arik hätte kein Mikrofon gebraucht!“

Was für ein Land, das solche Helden hat.

„Blessed is the Match“ läuft im November im israelischen Fernsehen (Channel 1) und soll bald auf DVD erhältlich sein.

Hanna Seneshs Grab auf dem Herzl-Berg in Jerusalem. Ihre sterblichen Überreste wurden 1950 nach Israel überführt. (Foto: SoE)

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