Georg!
Du bist das Allerletzte. Ein mieses, verkommenes Subjekt. Kein Wunder, dass dich alle hassen wie die Pest. Du bist in Sünde geboren, deine Mutter war eine Bordsteinschwalbe, dein Vater ist unbekannt. Du warst immer schon ein Außenseiter. Ich weiß noch, wie du damals diesen großen Jungen, diesen Ägypter, kurz nach dem Aufstehen vermöbelt hast, nur weil er dich auf dem Schulhof angeblich bedroht hatte. Aber Gewalt war ja immer schon dein Elixier. Du Sackgesicht bist eine Schande für die Sippschaft. Abschaum. Dich darfs eigentlich gar nicht geben, so wie du bist, du Küchenschabe.
Dass ich es überhaupt so lange bei dir ausgehalten habe. Aber jetzt wohne ich in einem feinen Viertel, weißt du, da wo sie damals deine Großeltern umgebracht haben. Anständige, zivilisierte Leute sind das. Ich hab ihnen erzählt, was du für ein Arschloch bist, sie laden mich manchmal zum Kaffee ein, um die neuesten Geschichten über den neighborhood bully zu hören.
Als du damals in dieses Haus gezogen bist, habe ich gleich geahnt, dass das Ärger gibt. Du passt da einfach nicht hin, das sind einfache, herzliche Menschen. Du aber bist ein arroganter Drecksack, Georg, trägst eine Brille, glaubst wohl, bist was Besseres, hm? Dass sie dir die Antenne vom Wagen abbrechen, dir Steine ins Fenster schmeißen, wundert dich das? Jaja, ich weiß, gleich kommst du wieder mit dem Typen, der zwei Häuser weiter wohnt. Der Ungepflegte mit dem Rentnerblouson, der im Supermarkt rumerzählt, dass deine Zeit abgelaufen ist. Der meint das aber gar nicht so, Georg. Das ist in Wahrheit ein stummer Schrei nach Liebe. Die du ihm aber nicht gibst! Statt dessen stänkerst du über den Hof zurück. Idiot, dämlicher! Wenn du überhaupt eine Zukunft haben willst, dann gehst du zu deinen netten Nachbarn – zu dem tätowierten Vorbestraften, dem Kinderschänder und dem Dicken, der immer seine Frau schlägt – und bittest sie um Verzeihung dafür, dass du immer wieder zurückgekeilt hast. Wirst du aber natürlich nicht machen! Du bist ja immer im Recht, siehst dich auch noch bestätigt durch deine falschen Freunde. Und mit so was bin ich entfernt verwandt! Ich schäme mich für dich, Georg. Weißt du was? Rentnerjacke sagt die Wahrheit: Du bist eine schmutzige kleine Mikrobe, und irgendwann, bald schon, bist du fällig, dann macht er dich alle. Und das hast du dir alles selbst zuzuschreiben, du Kanalratte, du Penner, du. So, das musste dir einfach mal jemand sagen. Es ist nur zu deinem Besten.
Deine wahre Freundin
Felicia
Die hat doch wahrlich den Bundesverdienstkecks vedient. Ein Menschenfreund der ihresgleichen sucht.
Wer ist eigentlich Georg?
Der fehlt irgendwie das: Achtung Satire, oder?
Die Rubrik „Abgefangenes“ beinhaltet generell Satiren. Ist nicht die erste hier. ;o)
@ Claudio Casula
„Schrei nach Liebe“ ist ein sehr schöner Titel für diesen Text. Man könnte auch zu „Dieses Objekt der obskuren Begierde“ abwandeln 😉 Jedenfalls ist diese „Georg-Kritik“ redlich und freundschaftlich gemeint, kein Zweifel.
Nett 🙂 Bei den Israel“freunden“ kommt mir immer „Der Herr beschütze mich vor meinen Freunden, um meine Feinde kann ich mich selbst kümmern“ in den Sinn.
*lol* „Der Ungepflegte mit dem Rentnerblouson“
Einfach genial geschrieben.
Einfach NUR genial!
[…] Langer: Newsletter der Amadeu Antonio-Stiftung (Annette Kahane über Felicia Langer, Auszug) – Schrei nach Liebe – Claudio Casula macht mit einer Persiflage klar, wie sich Felicia Langers Menschenliebe […]
In Potsdam und Dortmund wird man jetzt über den Zeilen büffeln und bleischwere Gedanken wälzen:
„Ob wir jetzt gemeint sind?“
Othmar weiß sicher Rat – du wirst sehen.
Aber leider wird er dann auf meine Webseite antworten.
Da hast du mir ja was Schönes eingebrockt, Claudio!
Ich werd’s verkraften.
;-)))
Aber der Gerhard, der sorgt für Entspannung – und für TOLERANZ.
Ich mach’ ungern Werbung für eigene Seiten (hihi), aber das MUSS sein!
http://castollux.blogspot.com/2009/08/toleranz.html
Ich hoffe, es geht durch….und lacht euch bitte nicht kaputt!
@ Bernd Dahlenburg
Dortmund und Arendt (?) kenne ich. Hatte schon einige fröhliche Stunden mit dem Pali-Portal. Potsdam und Othmar, wer ist das? Ist der auch lustig? Was Du schreibst klingt vielversprechend.
@ Casula
Totaal gelacht. Georg (Drachentöter?) ist natürlich auch die Frage. Du hast dir sicher was gedacht?
Darf ich darauf bei poli***** **correct verlinken ;-)? Wir haben hier viele Fefefe-Fans. 🙂
Potsdam und Othmar….
ist Mercator.
Othmar Kaufmann (Deshalb der sinnige Alias). Spielt den Postboten und Übersetzer für A.
Verschickt gerne Massenmail, um zu dennzieren – dabei interessieren diese niemenden.
Ich fürchte, ich hätte diese spaßige Satire entspannter genießen können, hätte ich mir nicht zwanghaft, aber ergebnislos Gedanken darüber gemacht, warum Felicias Adressat ausgerechnet Georg heißt. Oder ist die Namenswahl reine Willkür? Ist mir ganz umsonst der Hirndampf aus den Ohren gequollen? Ist es ein Fehler in meiner Persönlichkeitsstruktur, hinter jedem Detail einen Sinn zu suchen?
Aber wäre nicht dennoch (beispielsweise) David ein passenderer Name gewesen?
@ Malte S. Sembten
Georg war reiner Zufall. Hätte auch Rippenbiest sein können. Oder Schnürbein.
sorry, Anfrage hat sich mit Deiner Antwort überschnitten.
Danke für die Erlösung! Jetzt kann ich also gedanklich frei meinen Feierabend genießen.
Ein wenig Off topic:
Kommentator Volker hat im überlasteten „Kritiker in Israel, Verleumder in Deutschland“-Thread auf eine gestern bei Welt-online erschienene Rezension des neuen Romans von L. de Winter aufmerksam gemacht, die auch ich heute bei Welt online entdeckte – aber unter anderem Datum, mit anderer Überschrift und auch sonst leicht anders: so hat die neuere Fassung einen Kommentarbereich, in dem die Moderatoren fast nur israelfeindliche Äußerungen stehen lassen (es gibt auch andere, aber die verschwinden wie von Zauberhand).
De Winters Roman Das Recht auf Rückkehr handelt von einem fast vernichteten Rumpf-Israel im Jahr 2024. Hannes Steins Rezension macht durchaus Lust auf die Lektüre.
Ohne Bild und Kommentarbereich:
http://www.welt.de/die-welt/kultur/literatur/article4280430/Quatsch-mir-nicht-vom-Frieden.html
Mit Bild und Kommentarbereich:
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article4258823/Leon-de-Winter-laesst-Israel-schrumpfen.html?page=1#article_readcomments
Nur mal so und weil’s eigentlich immer passt (auf jeden Fall passt es zu vielen der besagten Kommentare zur de Winter-Buchkritik und auch zu „Georgs“ Brieffreundin): Wer Israels „Besatzung“ der im Verteidigungskrieg von 1967 eingenommenen Gebiete brandmarkt, der stimmt gewiss auch gerne in die bekannte Strophe ein: „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt.“
@Malte
Machst Du es Dir nicht ein bisschen zu leicht? Wer ein Ende der Besatzung in Israel fordert, diese für nicht legitim hält und auf verschiedene Mißstände der Besatzungspolitik hinweisst, gut, es gibt welche, die „brandmarken“, aber wer auf der Welt singt die erste Strophe des Deutschlandliedes?
Würden alle, die diese Strophe nicht singen, der „Besatzung“ Israels zustimmen?
Was meinst Du zu dem Plot de Winters und zur Rezension Steins? Ist das nicht eine zu Mankells Erwartungen symmetrische Untergangsvision?
@ Volker:
1.) Dass Kriege zu territorialen Umverteilungen führen, ist nicht neu. Und wer einen Angriffskrieg führt und verliert, erntet gewöhnlich wenig Mitleid für anschließende Gebietsverluste. Niemand schickt Deutschland Kondolenzbriefe, weil sich seine Grenzen nach WK I + II nicht mehr von der Maas bis an die Memel und von der Etsch bis an den Belt erstrecken.
Wer ein riskantes Spiel spielt, verliert manchmal den Einsatz.
Nur die Angreifer Israels von 1967 haben offenbar einen naturgegeben Anspruch darauf, dass der Zähler nach dem grandios verlorenen Krieg wieder auf Null zurückgestellt wird.
2.) Der Unterschied: Mankell erfreut sich an der Untergangsvision, er ersehnt den Untergang Israels und fände ihn gerecht. Für de Winter hingegen handelt es sich um eine Schreckensvision, er befürchtet den Untergang Israels und empfände ihn als Katastrophe. De Winters Roman ist keine positive Utopie, sondern (soweit ohne eigene Lektüre beurteilbar) eine Art düsterer Postapokalypse.
Ferner: Mankell erwartet an Stelle Israels einen blühenden Palästinenserstaat. De Winter erwartet wohl eher eine Steigerung des jetzigen blutigen Chaos in den unter Hamas-Herrschaft stehenden Gebieten. Womit de Winter sich als der bessere Realist erweist, denn nach allem, was man bisher von den Palästinensern mitbekommt, sind sie zum Statebuilding nicht fähig.
Mankell ist offenkundig ein verblendeter Israelhasser (so seltsam es anmutet, aber literarisches Talent scheint mitunter eine absolute Inselbegabung zu sein), de Winter hingegen ist schon lange als Israel-Unterstützer und Islamisierungsgegner bekannt.
@ Volker:
P.S.: Eben fällt mir ein, dass Sie meinen Satz
„Wer Israels ‚Besatzung‘ der im Verteidigungskrieg von 1967 eingenommenen Gebiete brandmarkt, der stimmt gewiss auch gerne in die bekannte Strophe ein: ‚Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt.'“
vielleicht falsch verstanden haben. So simpel, dass ‚Kritiker‘ der israelischen ‚Besatzung‘ automatisch Deutschlandlied-Erststrophen-Singer (= Neonazis) sind, habe ich es wirklich nicht gemeint. Vielmehr wollte ich sagen, dass die Angreifer Israels wie auch Deutschland als Aggressoren selbstverschuldet Staatsgebiet eingebüßt haben (s.o).
Naja, einen verblendeter Israelhasser würde ich Mankell nicht bezeichnen, er ist das was er schrieb: Ein Antisemit. Er will Israel weg haben, das ist Antisemitismus.
@ Malte
Sie parallelisieren die Gebietsverluste Deutschlands nach WK II mit den Gebietsverlusten auf palästinensischer bzw. arabischer Seite nach dem 6-Tage-Krieg. Was meinen Sie, wäre in den eh. deutschen Ostgebieten los, wenn die Deutschen nicht vertrieben worden wären? Sie merken, ich sprechen nicht von Schuld oder Unschuld, sondern von der Stabilität von Herrschaft. Unter den jetzigen Umständen handelt sich sich in den Gebieten um die Herrschaft eines Volkes über ein anderes Volk. Eigentlich müssten Sie postulieren, dass die Palästinenser evakuiert bzw. vertrieben werden. Was meinen Sie, was dann weltpolitisch los wäre? Offenbar ist das keine Option. Was ist Ihre Option? Ein Staat mit gleichen Rechten für alle Bürger oder ein Staat mit begrenzten Rechten für einen Teil, zu erwarten eine Mehrheit seiner Bewohner? Offenbar ein unlösbares Dilemma, deswegen die Untergangsphantasien, unabhängig davon, ob man sie wünscht oder befürchtet?
@ Yael
Mankell ist ja nicht nur eine „Inselbegabung“, ansonsten Volltrottel und Antisemit. Seine Initiativen und sein Engagement in Mosmbique sprechen nicht gegen ihn, ebensowenig sein Einsatz gegen die Apartheid in Südafrika. Was ist es also, das einen solchen Mann zu einem „Antisemiten“ macht, mithin zu einem „Verächtlichen“?
@ Casula
nanu, wie kommt es, dass Sie meine Fragen an Malte und Yael, die ich gestern geschickt habe, bisher nicht freigegeben haben?
Ich denke, das ist ein Forum, auf dem man, sofern man nicht ausfallend ist und Israels Existenz und Legitimität nicht in Frage stellt, offen diskutieren.
Ich finde diesen Strang sehr interessant und würde mich gerne mit Malte und Yael, auch mit anderen, sofern sie das interessiert, austauschen.
Leider nochmal, weil’s beim ersten Mal wegen der „Anführungszechen“ daneben ging:
@ Volker:
»»Was meinen Sie, wäre in den eh. deutschen Ostgebieten los, wenn die Deutschen nicht vertrieben worden wären? … Eigentlich müssten Sie postulieren, dass die Palästinenser evakuiert bzw. vertrieben werden. Was meinen Sie, was dann weltpolitisch los wäre? …««
— Eben. Es ist gang und gäbe, den Kriegsverlierer aus ihm dauerhaft weggenommenen Gebieten zu vertreiben oder umzusiedeln. Die Rückkehrforderungen der vertriebenen Deutschen bzw. ihrer Nachfahren nimmt kaum einer ernst. Nur für die Palis gelten mal wieder „weltpolitisch“ Sonderrechte.
Aber Sie haben völlig recht: Die Palästinenser sollten die sog. Flüchtlingslager endlich verlassen dürfen und Aufnahme und Einbürgerung in arabischen Ländern finden. Aber sie dürfen nicht und finden nicht, weil die Araber sie nun mal benötigen, um sie skrupellos gegen Israel in Stellung zu halten.
Die Palästinenser sind weniger Opfer der Israelis als vielmehr ihrer eigenen arabischen „Brüder“.
»»@ Yael
Mankell ist ja nicht nur eine “Inselbegabung”, ansonsten Volltrottel und Antisemit. Seine Initiativen und sein Engagement in Mosmbique sprechen nicht gegen ihn, ebensowenig sein Einsatz gegen die Apartheid in Südafrika.««
— Dass Hitler Vegetarier war, seine krebskranke Mutter hingebungsvoll pflegte und Schäferhunde mochte, spricht auch nicht gegen ihn. Oder, wenn man nicht ganz so „hoch“ greifen und den ollen Hitler mal vermeiden will: Gegen John Wayne Gacy spricht nicht, dass er als Clown in Kinderkrankenhäusern auftrat.
»»Was ist es also, das einen solchen Mann zu einem “Antisemiten” macht …««
— Gute Frage. Man müsste sie Leuten stellen, die Mankell lange und gut kennen und mit seiner geistigen Entwicklungsgeschichte vertraut sind. In Betracht ziehen sollte man auch, dass er Schwede ist – also ein Bürger des israelfeindlichsten europäischen Staates.
@ Casula
Welche Kriterien gibt es bei hier bei SoE, um freigeschaltet zu werden? Ist jetzt Urlaubszeit? Und nach der Schlacht mit dem Mercator muss man sich noch erholen?
Ich bitte um eine Erklärung, warum Du meine Antwort auf Malte bisher nicht freigeschaltet hast. Ich fand nämlich die Fragen, die Malte S. Sembten und ich diskutierten, bei weitem spannender und wichtiger als das Gefecht mit Mercator. Ich wills noch mal versuchen. Wahrsheinlich ist jetzt Sommerloch, schaut da noch jemand hier vorbei? Aber Ihr habt ja Kommentarbenachrichtigungs-Email.
@ Malte S. Sembten
Ich versuchs noch mal, anhand meiner Notizen an unsere Diskussion anzuknüpfen. Du hast die offene Annexion der im 6 Tage Krieg gewonnenen Gebiete auf der Westbank und eine „Aussiedlung“ der Palästinsensischen Bevölkerung postuliert. Legitimität ist eine Sache (da kann man wahrscheinlich in die Höhle von Machpela und noch tiefer gehen), Machbarkeit eine andere Sache. Kann man das zu einer politischen agenda machen? Ich glaube, das würde sich -offen- noch nicht mal Lieberman trauen. Hätte Israel dann nicht die ganze Welt einschließlich seiner wenigen Vebündeten (USA, BRD) gegen sich? Israel wär doch dann absolut isoliert und wohl auch innerlich zerissen.
Also wieter mit dem Status quo der Besatzungspolitik und der Herrschaft eines Volkes über eine anderes volk, das aufgrund der demografischen entwicklung in „Gesamtisrael“ (Israel einschließlich der Gebiete) eine Mehrheit sein wird, das diese Herrschaft für nicht legitim hält, Israel nie als „jüdischen Staat“ anerkennen wird und das gleiche Rechte, damit eine Majorisierung fordert?
Das ist offenbar eine Aporie. Vielleicht ist der Punkt des rien ne va plus bereits erreicht, die Kugel rollt, das Fatum entscheidet, auf welches Feld sie fällt. Jedes Feld ein Verlustfeld. Vielleicht ist das der Grund für die symmetrischen Dystopien von Mankell und Leon de Winter.
Ist Israel dann kein Ort der Hoffnung mehr, sondern ein Ort, an dem Dystopien erwartert werden? Was meinen Sie und vielleicht ein paar andere Diskussionsteilnehmer? Gibt es Pfade aus diesem reichlich verfahrenen Zustand? Gibt es noch Brücken zwischen „denen“ und „uns“.
@ Volker (August 16, 2009 um 10:03):
Vielleicht liegt es daran, dass ich mir keine „Notizen“ zur Diskussion gemacht habe. Aber ich rätsele nun mal, was Sie eigentlich von mir erwarten.
Antworten auf die folgenden Fragen?
»Gibt es Pfade aus diesem reichlich verfahrenen Zustand?
Gibt es noch Brücken zwischen “denen” und “uns”?«
1.) Der Ausweg aus der „Nahost-Krise“ besteht (radikal verkürzt) darin, dass die Palätsinenser endlich aufhören, Hamas-like zu denken und sich Hamas-like zu benehmen. Wobei es eine Illusion ist, zu glauben, dass die Palästinenser ohne „Besatzung“, Checkpoints und „militärische Bedrohung“ einen funktionierenden, prosperierenden, wirtschaftlich erfolgreichen Staat aufbauen könnten wie ihn Israel darstellt. Dagegen sprechen die palästinensische Mentalität und die palästinensische Demographie (ein überproportional großer Anteil der palästinensischen Bevölkerung besteht aus unausgebildeten, zum Hass erzogenen, triebgestauten, von der Testosteronfaust gebeutelten jungen Männern). Wegen dieser mangelnden Fähigkeit der Palästinenser zum Statebuilding glaube ich, dass es für sie selbst und alle anderen das Beste ist, sie würden ihr zweifelhaftes „Rückkehrrecht“ ad acta legen und als Neubürger von den umliegenden arabischen Staaten aufgenommen.
2.) Wen meinen Sie mit „denen“ und wen mit „uns“?
So weit ich Ihren General-Standpunkt begreife – Israel hat ohnehin keine Chance, weil die demographische Entwicklung und die ganze Welt gegen Israel stehen – so nehme ich ihn zur Kenntnis.
Sie selbst sehen sich mit dieser Zukunftserwartung für Israel in einer Reihe mit dem fiktiven Zukunftszenario de Winters und der Prophezeiung Mankells für Israel, die Sie als „symmetrische Dystopien“ einstufen.
Was nicht ganz stimmt.
De Winters literarische Vision vom Untergang Israels ist ein schwarzes Zukunftsbild und damit tatsächlich eine Dystopie.
Mankells Vision vom Untergang des Judenstaates hingegen ist ein Wunschtraum und daher eine Utopie.
Die Frage wäre nun, wie Sie Ihre eigene hoffnungslose Zukunftsschau für Israel einstufen.
Als Dystopie – oder als Utopie?
Finden Sie es nicht ein bisschen eigenartig, mir zum Schluss die Frage zu stellen, ob ich Israels Untergang wünsche oder befürchte?
Unabhängig von Mankells „Wunsch“ halte ich beide Szenarien, die von Mankell, die von de Winter für Dystopien. Die Frage ist, ob diese Dystopien noch vermieden werden können.
Ich persönlich setze viel auf die Obama-Initiative. Beide Parteien werden nicht erreichen was sie wollen (Übrigens: es gibt einen schönen Truism von Jenny Holzer „Protect me from what I want“). Wichtig ist, dass tragfähige Strukturen geschaffen werden und die arabische bzw. islamische Welt das in großen und ganzen unterstützt.
Was Ihre „Lösungen“, „radikal verkürzt“ wie Sie formulieren angeht: Ich darf Sie an das Abschiedsinterview von Ehud Olmert in HaAretz erinnern, der, so SPIEGEL online v. 29.9.2008 sagte: „Was ich Ihnen jetzt sage, hat kein israelischer Führer vor mir gesagt: Wir müssen uns aus fast allen Gebieten, inklusive Ostjerusalem und die Golanhöhen, zurückziehen.“.
Was Sie vertreten, ist die Vertreibung der Palästinenser. deren „freiwilliger“ Abzug oder Auszug in andere arabische Gebiete wohl illusorisch ist. Odr meinen Sie etwa, dass dies – jenseits ihres Wunsches oder „Lösung“ eine realistische Option sein könnte? Wenn es nach Ihrer „Politik“ ginge, würde Israel erst dann mit den Palis ein Übereinkommen schliessen, wenn alle ohne Ausnahme „lupenreine Demokraten“ wären. Ihre Analyse, dass es sich in der Population Palästinas hauptsächlich um desperate, testosterongeladene Kerle handele, die zu keinem „Statebuilding“ in der Lage wären, mag vielleicht stimmen. Dann heisst es, vertreiben oder beherrschnen. De facto würde das bedeuten, die Besatzungpolitik noch derartig zu verschärfen, dass selbst die testorongeladenen Kerle das Weite suchen. Stellen Sie sich mal die Politik vor. Ich glaube, Sie haben genügend schwarze Fantasien. Was mir in Ihren bisherigen Szenarien fehlt , ist eine Empathie, wie sie z.B. Ehud Olmert zum Abschied äußerte „An ihrer Stelle wäre ich auch Terrorist“.
Wie ich in früheren Beiträgen schrieb: Es geht mir nicht um Rechtsstanpunkte, sondern um eine Praxis, die noch einigermaßen menschlich ist.
@ Volker
a) An wen ist Ihre Antwort gerichtet? An mich doch sicher nicht.
b) Ich gehe keiner ernsthaften Diskussion aus dem Weg. „Mercator“ ist aber nicht an einer solchen interessiert. Ich möchte hier keine Spekulationen über das Geltungsbedürfnis dieses Herrn anstellen, sondern plädiere dafür, das zu tun, was ihm offensichtlich am meisten wehtut: ihn zu ignorieren. Ich werde es jedenfalls so halten, und empfehle es auch allen Kommentatoren. Konzentrieren wir uns hier auf die Fragen, um die es geht, und nicht (mehr) um gewisse Leute, die nur darauf warten, einen um vier Ecken herum anzupinkeln. Die haben bereits alles zu hören bekommen, was dazu zu sagen ist. Mein letztes Wort in dieser Angelegenheit.
@Claudio
a) das war Antwort auf den Kommentar von Malte S. Sembten v. 20. August, wo er mir zum Schluss diese Frage stellte.
b) Du beziehst Dich hier auf einen anderen Kommentar von mir in einem anderen Strang „An den Potzdamer Anzeiger“. Ignoriert hast Du ihn allerdings nicht.
P.S. für mich ist es leichter, die Antworten an den richtigen Orten zu bekommen
@Volker
Wenn sie auf Olmert verweisen
(selbst eine Rückkehr in begrenztem Umfang bot er zusätzlich noch an), dann sollten sie auch die Reaktion der palästinensischen Seite darauf erwähnen:
Da ist es natürlich nachvollziehbar, wenn Obama -wie auch die westliche Welt- ausschließlich Forderungen an Israel stellen…
Glauben sie wirklich, Israel müsse nur weitere und weitere Zugeständnisse machen (von den Palästinensern kann keinerlei Kompromiß erwartet werden), dann wird auf wunderbare Weise irgendwie Frieden vom Himmel fallen? Vielleicht so, wie hier http://heplev.wordpress.com/2009/08/12/zwei-staaten-fur-zwei-volker-%E2%80%93-der-konsens-plan-der-linken/ geschildert?
@willow
Es werden ja nicht nur Zugeständnisse von Israel gefordert, sondern auch von den Palästinensern (siehe Merkel in den Nachrichten, wobei sie nicht formuliert, was sie meint).
Im Ernst, Merkel beiseite, ich habe mit Sicherheit nicht formuliert, dass „auf wunderbare Weise irgendwie Frieden vom Himmel fallen wird“. Ich erwarte das ebensowenig wie Sie. Ich erwarte, wenn überhaupt, einen gefährdeten Frieden. Wir dürfen uns doch sicher sein, dass die Radikalen (auf beiden Seiten, ich setze voraus, dass Sie anerkennen, dass es auch Radikale auf Seiten Israels gibt) alles daran setzen, einen solchen zu verhindern. Wie wollen Sie das vermeiden? Und wollen „wir“ darauf warten, dass auch der letzte Fundamentalist ein, ich wiederhole, „lupenreiner Demokrat“ wird, bevor ein „Modus vivendi“, der m.E. nur in einer, wenn auch prekären Zwei-Staaten-Lösung liegen kann, vereinbart wird? Möglicherweise ist diese Option bereits verbaut, ich weiß es nicht, aber finde das dystopisch.
Schildern Sie doch bitte genau die Alternative. Herrschaft eines Vokes über ein anderes, wie gehabt mit dem Ergebnis testoterongesättigter junger Männer, oder Vertreibung (freiwillig wird die Umsetzung nicht sein)? Sehen Sie das anders? Haben Sie eine „Utopie“?
Genau das ist der Punkt…an die arabische/palästinensische Seite werden keine konkreten Forderungen gestellt – wenn ausnahmsweise doch mal (z.B. Entwaffnung der Hisbollah), dann wird die Nichteinhaltung schon wohlwollend einkalkuliert.
Radikale auf Seiten Israels? Natürlich gibt es die… Wenn man die aber mit den Gemäßigten der gegenseite vergleichen würde, dann wären sie gleich nicht mehr sooo radikal. Wobei selbst die übergroße Mehrheit der israelischen Tauben auf sehr schmerzliche Weise gelernt hat, daß einseitige Zugeständnisse Israels in der Vergangenheit niemals etwas gebracht haben – außer mehr Terror, mehr Bedrohung.
Wir sind hier auf einem alten Seitenast in diesem Blog. Und eine Deus ex machina werden wir nicht hervorholen können. Fast alle Optionen sind eigentlich schon durchdacht. Zumeist neige ich zu einer dystopischen Vorstellung, dass nichts mehr geht, doch, ein weiter so wie bisher, die Israelis müssen noch ein bisschen mehr und noch ein bisschen mehr tun, um die Palästinenser zu beherrschen, zu kontrollieren… Teile und herrsche. Schauen Sie sich die Karten über das Westjordanland an, in über 50% von Israel und durch Siedlungen und Miltärposten beherrscht, ein paar „autonome“ Flecken, einige „teilautonome“ Gebiete. Eine von Israel total abhängige Ökonomie. Noch mehr Kontrolle, was nicht verhindert, dass sich die Israelis noch mehr bedroht fühlen.
Sie nehmen an, auch die „Gemäßigten“ sind im Vergleich „Radikale“, sie sind (potentielle) Terroristen. Und damit natürlich keine Partner auf gleicher Augenhöhe. Manchmal wundere ich mich, dass man von Seiten Israels von den Palästinensern verlangt, dass unter deren politischen Bedingungen und Lebensbedingungen ein Homo democraticus mit allen schönen Tugenden eines Herrn erwachsen soll, der alle Ressentiments des Knechts, des Besiegten, seinen Groll, Hass etc. hinter sich gelassen hat. Vielleicht könnte man die Situation im Heiligen Land noch mit Hegels Dialektik von Herr und Knecht genauer analysieren.
Ich glaube, man wird immer nur ungenügende Lösungen finden. Ich denke, man wird von den Palästinensern sicherlich einige Zugeständnisse fordern können, aber 1. keinen Staat zweiter Klasse mit einer Teilsouveränität, 2. scheint es mir illusorisch, dass sie in der Lage wären, zu garantieren, dass es zu keinen vereinzelten terroristischen Akten kommt. Der terroristische Akt ist die Souveränität dessen, der sich unterdrückt fühlt und den Tode des Herrn wünscht. Ich glaube, nur von einem wahrhaft souveränen palästinensischen Gemeinwesen kann Israel erwarten, dass es sich vom Terror als legitimer Waffe lossagt und sie als Anmassung Einzelner bekämpft. Wie gesagt, die Radikalen werden alles tun, einen „Friedensprozess“ zu desavouieren, der Frieden wird nicht vom Himmel fallen, der Zustand wird prekär sein. Aber der Terror darf so oder so nicht das letzte Wort, das entscheidende Argument sein.
Hinsichtlich der praktischen Umsetzung glaube ich, dass die Obama-Administration gute Voraussetzungen für die Moderation dieses Prozesses hat. Gut, das ist jetzt wieder Hoffnung.
Ich frage Sie nochmals, welche konkrete Alternative haben Sie, für was kämpfen Sie und wie wollen Sie das umsetzen? Mir scheint, Sie argumentieren auf einen Punkt hin, dass die Palis nicht die Zugeständnisse machen werden, die Sie für eine conditio sine qua non halten, ohne deren Erfüllung Sie nicht bereit sind, einen Schritt zu machen. Zu fragen, wer den schwarzen Peter hat, ist eine rhetorische Frage.
„Der terroristische Akt ist die Souveränität dessen, der sich unterdrückt fühlt und den Tode des Herrn wünscht.“
Betonung in diesem Satz liegt nun mal auf „fühlt“. Die Palästinenser hätten ja auch 1967 auf das israelische Angebot eingehen können und als Teil des israelischen Staates mitzuwirken (so wie es ein Großteil der arabischen Bevölkerung in Israel auch tut); vielleicht hätten sie ja auch konstruktiv sich an der Gesellschaft beteiligen können.
Stattdessen ist es viel leichter, als Berufsunterdrückter sich zum Oper zu stilisieren, zum renitenten Kleinkind, welchem man an der Kasse die Süßigkeiten verweigert. Nun ist ja auch jede Ansammlung von israelischen Zivilisten auch ein praktischer Geßlerhut, vor dem man sich zu ducken hat. Ich habe noch nie allzu viel Rationalität in dem selbstzerstörerischen Handeln von Leuten erkannt, die sich mitten in einer Menschenmenge in die Luft jagen.
Umso weniger Rationalität erkenne ich in der Argumentation derjenigen notorischen Bescheidwisser, die für Kloppis mit Sprengstoffgürtel ach so viel Verständnis haben und in ihen ihre eigene Opfermentalität hineinprojizieren.
@Adrian Leverkühn
Villeicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt oder Sie haben den bisherigen Verlauf der Diskussion nicht vollständig verfolgt. Die Diskussion startete mit einer Gegenüberstellung bzw. Parallelisierung von Dystopien von Mankell und de Winter (meinetwegen auch Utopie Mankells, wie Malte Sembten vorschlägt). Mein Anliegen war dann, zu fragen, ob und wie diese Szenarien, in denen Israel auf jeden Fall Verlierer ist, vermieden werden können.
Malte Sembten hat als Lösungsvorschlag, radikal verkürzt, die „freiwillige“ Umsetzung der Palästinenser in arabische Staaten postuliert. Malte Sembten ist die Antwort schuldig geblieben, wie die Entfernung der Palästinenser anders zu bewerkstelligen sei, wenn von „Freiwilligkeit“ auf Seiten der Palästinenser wohl nicht die Rede sein kann, dies eine Illusion ist.
Welche politische Option (wobei ich Politik nicht als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln meine) haben Sie? Ihr Punkt scheint zu sein, wenn ich Sie mißverstanden habe, korrigieren Sie mich, dass die Palästinenser, wenn nicht in toto, dann im großen und ganzen terrorismusverdächtig sind, wenigstens eher offene als klammheimliche Sympathisanten des Terrors. Gut, was wollen Sie machen? Die Palis kollektiv verantwortlich machen und sie entsprechend behandeln? Jeden Kopf der Hydra ausfindig machen und ihn abschlagen (im Mythos wachsen die Köpfe immer wieder nach, Herkules allein schafft das nicht) ? Die Gebiete noch besser abriegeln? Das Argument scheint mir zu sein, dass Israel erst dann zu Zugeständnissen bereit sein darf, wenn die palästinensiche Seite garantiert, dass es zu keinen Terrorakten mehr kommt. Gesetzt, die Palästinenser sind „Terroristen“, ist das die Quadratur des Kreises.
Meine Hypothese ist nun, dass die Ausschaltung des Terrors nicht am Anfang eines gemeinsamen Prozesses, einen Modus vivendi zu finden, erwartet werden kann, sondern erst im Verlaufe des Prozesses. Dass der Prozess auch weiter gehen muss, wenn Terroristen versuchen, ihn zu stören, zu zerstören, dass nicht jeder Terrorakt wieder alles in Frage stellt. Außerdem nehme ich an, dass die Abwendung vom Terror und seine Verurteilung eher zu erwarten ist, wenn die Palästinenser sich souverän „fühlen“ und wenn die Voraussetzungen für einen souveränen palästinensischen Staat geschaffen sind. Natürlich sind dann auch die Palästinenser gefordert. Im Kampf gegen den Terror braucht Israel einen Helfer wie einst Herkules im Kampf gegen die Hydra, einer schlägt die Köpfe ab, der Helfer verbrennt die enthaupteten Hälse. Das geht jedoch nur mit einem souveränen Helfer. Soweit in aller Kürze meine Überlegungen.
Ärgerlich finde ich Ihren letzten Absatz, indem Sie mir offenbar „notorische Besserwisserei“, „Verständnis für Terroristen“ (ich versuche mir jedoch eine Vorstellung zu machen, oder gilt hier das Gebot, Du sollst Dir kein Bild machen? Selbstmordattentate sind so „rational“ oder „irrational“ wie Amokläufe, Kamikaze-Angriffe, andere Opferhandlungen im Dienste eines höheren Auftrags) nachsagen und „Opfermentalität“ unterstellen. Sie kennen mich nicht, umgekehrt kenne ich Sie nicht und halte ich es für müsig und unsinnig, darüber zu spekulieren, ob bei Ihnen eine „Siegermentalität“ oder „Adrian-Leverkühn-Mentalität“ vorliegt.
Da mir das Thema am Herzen liegt und ich nicht glaube, dass ich bereits das Ei des Kolumbus habe (der Teufel steckt im Detail der praktischen Umsetzung), bin ich interessiert an anderen Blickwinkeln, Lösungsvorschlägen, Auswegen. An einer Auseindersetzung mit persönlichen Angriffen und Unterstellungen bin ich nicht interessiert.
Das ist, leicht vereinfacht, der Hintergrund des Oslo-II-Abkommens… Israel „entläßt“ deutlich mehr als 90% der Palästinenser in die Autonomie, diese ergreifen diese Chance und bauen ein demokratisches Gemeinwesen auf, woraufhin in Vwehandlungen und durch Gebietstausch die verbleibenden Probleme gelöst werden… da die Palästinenser nicht mehr unter Besatzung leiden müssen, besteht auch keine Gundlage für Gewalt. Mit einzelnen Anschlägen muß Israel leben, diese werden aber abnehmen, da die Palästinenser ja eine echte Alternative haben.
Dummerweise führte gerade diese Idee zu wesentlich mehr Gewalt, ja, dieses Entgegenkommen der Israelis (keine vereinbarten Gegenleistungen!) führte zu mehr israelischen Todesopfern, als die Jahrzehnte der Konfrontation seit der Staatsgründung. Dabei hätten die Palästinenser weit mehr haben können, als in Oslo angeboten – der einseitige Rückzug (Abbau aller Siedlungen!) aus dem Gazastreifen war als Generalprobe für einen Abzug aus fast dem gesammten Westjordanland gedacht, und die Kadima hat genau diesen Rückzug mit ihrer Wahl verknüpft… sagen sie selbst, würden sie sich als Israeli bei dem Gedanken wühlfühlen, „die Kinder“, also die Wehrpflichtigen, aus dem Westjordanland nach Hause zu holen, dafür aber einen zweiten Gazastreifen zu bekommen!?
Entschuldigen sie, aber sie klingen wie jemand, der weitweitweg warm und trocken sitzt …
@willow
Sehr beliebt scheine ich mich mit meinen Beiträgen hier nicht zu machen. In der Tat sitze ich weitweitweg warm und trocken, dem schönen Wetter zu verdanken, ich nehme allerdings an, dass auch Sie nicht in Sderot, Kiriat Shmoneh oder umgekehrt in Jenin oder Khan Junis sitzen. Das Argument ist geschenkt, wollen wir das nicht sein lassen? Da wir beide warm und trocken sitzen, nicht im Ausnahmezustand, wäre es doch möglich, ein paar Gedankenspiele zu machen und Optionen zu erkunden. Meinen Sie nicht auch?
Ich habe meine Gedankenspiele ausgebreitet, ich bitte Sie um Ihres. Oder ist das Ihr letztes Wort: Sie postulieren, dass jeder, der nah bei der Sache ist, sie unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit sehen müsste. Da die Palästinenser notorische Terroristen, Terroristenversteher und- Sympathisanten sind, ist das einzige, was Sinn macht, die Westbank und ihre Bevölkerung ausschließlich unter sicherheits- und polizeipolitischen Gesichtspunkten zu sehen und sie durch die „Kinder“, Wehrpflichtige, zu kontrollieren. Gut, das ist Sicherheits-, Besatzungs- und Herrschaftspolitik. Ich habe nach ein paar Karten zur Westbank geschaut, nahezu identische aus „verdächtigen“ und „unverdächtigen“ Quellen gefunden:
http://www.zionism-israel.com/maps/Map_Fence_Route_IDF_06.htm,
http://kommentare.zeit.de/user/palistine66/beitrag/2009/08/25/israelische-siedlungspolitik-der-westbank-verstehen,
http://www.btselem.org/English/Maps/Index.asp.
Wenn man sich die Karten anschaut, könnte man überlegen, die – ich gehe von Ihrer Prämisse aus – Kontrolle dadurch effektiver zu machen, dass man die Grenzen begradigt, die unzusammenhängenden Käfige und Freiläufe miteinander verbindet, dadurch die Kontrollpunkte und Gates auf das notwendige beschränkt und damit den wilden Tieren das Gefühl gibt, sich in einem größeren Freigehege, Park bewegen zu können. Meinen Sie nicht, dass das Druck nehmen könnte, auch den Kindern, die die Tiere kontrollieren müssen? Die Reibungspunkte werden reduziert. Das Problem der Souveränität wäre dadurch natürlich nicht gelöst. Jetzt haben Sie die wilden Tiere nur besser im Griff.
Bei Ihnen habe ich dass Gefühl, dass Sie sagen, keinen Schritt mehr von meiner Seite, die Palis bleiben, was sie sind und werden immer verdächtige Nachbarn, nie zuverlässige und kooperierende Partner sein. Letztendlich bleibt nur ewige Beherrschung und/oder Vertreibung (die besten mit den besten Chancen gehen, zurück bleibt nur der böse Rest). Und die vage Hoffnung auf ein Wunder, dass aus Hyänen Lämmer werden. Damit sind wir bei den Dystopien, mit denen diese Diskussion begann. Oder ist das Ihre Utopie? Eine Einstaatenlösung mit einem Herrschafts- und einem Knechtsvolk?
„Friedensprogramme“, „Zweiten-Staaten-Lösungen“ sind für Sie, sofern Sie den Link auf die Ausführungen Steven Plauts, veröffentlicht von heplev, nicht ironisch gemeint haben, Schritte in den Abgrund, also Dystopien?
Viele Fragen auf einmal. Was ist Ihr Gedankenspiel? Um es klar zu sagen, ich vermute bei Ihnen eine präzise politische Vision, die aber nicht ganz explizit gemacht wird, nämlich die Annexion von Jehuda und Shomron. Ich hoffe, dass Sie anerkennen, dass unsere gemeinsame Basis die Sorge um die Existenz Israels ist, über die Wege haben wir wahrscheinlich unterschiedliche Anschauungen.
@Claudio Casula
Ich sehe, dass heute andere Kommentare freigeschaltet wurden, jedoch nicht meiner von gestern abend. Da das schon mehrmals bei mir vorgekommen ist, woran liegt das? Sind sie etwa zu lange? Oder ist es nicht erwünscht, dass Fragestellungen strittig vertieft werden? Ich bitte Sie um Auskunft, dann kann ich mich besser einstellen, und brauche mich nicht unnötig zu beschäftigen.
@ Volker
Volker, hör´ die Signale! Mir war Deine Abhandlung womöglich in der Tat zu lang. Dies ist hier nicht der Ort für ewige Grundsatzdiskussionen.
Außerdem sperre ich mich hier dagegen, implizit zu unterstellen, hier sei irgendjemand für Annexion oder Besatzung. Das trifft weder auf die Blogbetreiber noch auf die Kommentatoren zu. Dass alles auf die Konsequenz „Beherrschung oder Vertreibung“ zulaufe, ist zumindest fragwürdig, jedenfalls wird hier weder dem einen noch dem anderen das Wort geredet.
Es geht allein um die Alternative zur „Besatzung“. Ist die das Ende des Konflikts, nun, umso besser. Wir könnten alle gut mit der Zweistaatenlösung leben, wenn sie denn die Lösung wäre und nicht die Voraussetzungen für die nächste Runde der Gewalt schüfe. Gegenwärtig sind es jedoch die Palästinenser (bzw. ihre Vertreter), die nicht „reif“ für die notwendigen Kompromisse sind. Insofern ist der status quo zwar unbefriedigend, aber immer noch besser als ein bis an die Zähne bewaffneter Palästinenserstaat in der ganzen Westbank plus Gaza, der bis zum bitteren Ende Krieg führen will. Punktum.
Was können die Palästinenser tun? Von ihren Maximalforderungen lassen und den Israelis glaubwürdig das Gefühl vermitteln, sich mit ihrer Existenz abgefunden zu haben. Nicht mehr, nicht weniger. Was kann die Welt tun? Darauf hinwirken, dass diese Einsicht bei den Palästinensern reift. 15 Jahre Fatah- und Hamas-Herrschaft haben jenen nicht gut getan, jemand müsste sie dringend mal in Richtung Zivilgesellschaft und Demokratisierung einnorden. Nur: wer? Freiwillige vor.