Von Heinz Galinski, dem ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist nicht bekannt, dass er die extremen Ansichten seiner Tochter auch nur im geringsten geteilt hätte. Vielmehr stand er für die unverbrüchliche Solidarität mit Israel und verwahrte sich entschieden gegen die maßlose Kritik am Libanon-Feldzug zu Beginn der 80er-Jahre. Wie Hans-Jakob Ginsburg im Oktober 1982 in der ZEIT berichtete, hatte Galinski sogar im Juli jenes Jahres geschrieben, dass sich die Ziele der PLO “von denen der Himmlerschen SS kaum unterscheiden”.
Galinski war 1975 Ziel eines Paketbombenanschlags und laut dem ehemaligen Terroristen Hans-Joachim Klein nach der Geiselbefreiung von Entebbe im Visier der Revolutionären Zellen – von der extremen Rechten ganz zu schweigen, für die er natürlich seit jeher die jüdische Hassfigur schlechthin darstellte. Nicht einmal nach seinem Tod 1992 fand Heinz Galinski Ruhe: Im September und Dezember 1998 wurden von unbekannten Tätern zwei Sprengstoffanschläge auf seinen Grabstein verübt.
Eine neue Form von Grabschändung geht nun ausgerechnet auf das Konto seiner Tochter.
Als reichte es nicht, seinen prominenten Namen schamlos zu missbrauchen, um mit ihren kruden Ansichten über Israel und den Nahostkonflikt öffentlich Gehör zu finden – eine Praxis, derer sich Evelyn Hecht-Galinski seit vielen Jahren befleißigt – trifft sie sich zum 20. Todestag am Grab des Vaters mit ihrem Bruder im Geiste, “Ken Jebsen”, um einmal mehr ihr Gift gegen den jüdischen Staat zu verspritzen. Vor allem aber entblödet sie sich nicht, dort Blumen in den palästinensischen Nationalfarben niederzulegen sowie ein Kranzgebinde, auf dessen Schleife ein grammatikalisch leicht verfremdetes Zitat ihres Vaters prangt:
Ich habe Auschwitz nicht überlebt um zu neuen (sic!) Unrecht zu schweigen.
In Pervertierung der Position ihres Vaters (Kampf dem Antisemitismus, Ablehnung der arabischen Feindschaft gegen Israel) eignet sich Hecht-Galinski, die sich nicht scheut, auf Veranstaltungen gemeinsam mit Hamas-Sympathisanten aufzutreten, ausgerechnet das Lebensmotto eines Verstorbenen an, das ihrem verqueren Israelbild diametral entgegensteht – und das auch noch an seiner letzten Ruhestätte.
Um es klar zu sagen: Nichts hätte Heinz Galinski ferner gelegen, als sich mit dem antijüdischen Kampf gewisser palästinensischer Gruppen zu solidarisieren oder sich dafür vereinnahmen zu lassen. Seiner Witwe ist das bewusst, es kann also nicht verwundern, dass sie zur Tochter keinen Kontakt mehr hat. Dass Evelyn Hecht-Galinski im Unwissen um die Überzeugungen ihres Vaters handelt, kann angesichts ihrer mehr als einmal demonstrierten Realitätsverweigerung nicht ausgeschlossen werden, wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sich einen feuchten Kehricht um sie schert. Das lässt ihr Gebaren an der Gruft Heinz Galinskis, der sich gegen den eigenwilligen Grabschmuck nicht mehr wehren kann, nur umso bizarrer und zynischer erscheinen.
Der Heinz-Galinski-Preis wird “für besondere Verdienste in der deutsch-jüdischen Verständigung und besonderes Engagement bei der Förderung von Toleranz, Bildung und des Völkerverständigungsgedankens“ vergeben; zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Ralph Giordano, Wolf Biermann, Arno Lustiger, Ernst Cramer und Shimon Stein, allesamt Menschen, denen man kaum nachsagen kann, Israel für einen “faschistisch-rassistischen Staat” zu halten, wohingegen “die Tochter” den jüdischen Staat tagein, tagaus so und ähnlich zu titulieren pflegt. Sie wäre mit Sicherheit die Letzte, die den nach ihrem Vater benannten Preis jemals verliehen bekäme. Ginge es auf dieser Welt gerecht zu, wäre Evelyn Hecht-Galinskis Auftritt auf dem Berliner Friedhof eher ein Fall für § 189 StGB: Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.
Den Zionismus hasst sie, Zynismus ist ihr Ding: “Evelin” (sic!)