Nur noch zwei Ausgaben, dann läuft mein ZEIT-Abo endlich aus. Einen der Gründe, warum einem mündigen Leser diese Wochenzeitung zunehmend aufs Gemüt schlägt, liefert in der aktuellen Ausgabe Volker Perthes, Direktor einer Stiftung für Wissenschaft und Politik, der immer wieder gern zu Rate gezogen wird, wenn es um Israel geht bzw. darum, diesen Staat irgendwie schlecht aussehen zu lassen. Im Gegensatz zu gewissen hyperventilierenden Hausfrauen ist Perthes dabei ein Mann der leisen, gleichwohl schrägen Töne, er setzt auf Andeutungen, Mutmaßungen, Auslassungen. Genau der richtige Mann also, um in der ZEIT auf scheinbar seriöse Weise Israel zu bashen, jetzt, wo Tony Judt nicht mehr unter uns weilt. Wie sich die abenteuerliche Kernaussage in Perthes‘ Artikel „Obama ist Israels letzte Chance auf Frieden“ (DIE ZEIT Nr. 32, 5. 8. 2010, Seite 9) mit leichter Hand pulverisieren lässt, demonstriert ZEIT-Leser K.S. in seinem Schreiben an den „Experten“.
Sehr geehrter Herr Perthes,
sehr schön und zutreffend beschreiben Sie die Gefahren, die Israel drohen, wenn es nicht bald zu einer Zwei-Staaten-Lösung in Israel/Palästina kommt.
Völlig fraglos unterstellen Sie dann aber in Ihrem Artikel, es sei die israelische Seite, an der eine solche Lösung bislang scheitert.
Lassen Sie uns die relevanten Fakten untersuchen:
1) Welcher Politiker hat in Camp David 2000 die Teilung des Landes vorgeschlagen?
A) Ehud Barak
B) Yassir Arafat
2) Wer hat sie abgelehnt?
A) Ehud Barak
B) Yassir Arafat
3) Wer wurde vom Volk auf den Straßen bejubelt, weil er sich „keinen Frieden hat aufzwingen lassen“?
A) Ehud Barak
B) Yassir Arafat
4) Wer hat daraufhin einen mörderischen Krieg ausgelöst?
A) Ehud Barak
B) Yassir Arafat
5) Welcher Politiker hatte die Forderung nach einer Zweistaatlichkeit in seinem Wahlprogramm und hat damit die Wahl gewonnen?
A) Ehud Olmert
B) Mahmoud Abbas
6) Welcher Politiker hat in einer viel beachteten Rede vor seiner Partei die Zweistaatlichkeit als einzig mögliche Lösung beschrieben?
A) Bibi Netanjahu
B) Mahmoud Abbas
7) Welche Seite hat nach dem Amtsantritt von Präsident Obama die Friedensverhandlungen abgebrochen und weigert sich bis heute, an den Verhandlungstisch zurückzukehren?
A) Israel
B) Palästina
8 ) Sie schreiben: „die Mehrheit der israelisch-jüdischen Wähler… wählt andere Parteien als die, die sich eine rasche Umsetzung dieser Lösung [Zweistaatenlösung] zum Ziel gesetzt haben.“
Welche relevante Partei in der israelischen Koalitionsregierung oder in der Opposition lehnt die Zweistaatenlösung ab? Bitte hier eintragen:
…………………………….
9) Sie schreiben: „Bei Palästinensern ist der Wunsch nach Zweistaatlichkeit größer.“ Welche nachprüfbaren Fakten belegen diese Aussage? Bitte hier eintragen:
…………………………….
Daß alle diese Tatsachen, die immerhin für die Beurteilung der von Ihnen aufgeworfenen Frage von entscheidender Bedeutung sein dürften, in Ihrem Aufsatz keine Berücksichtigung finden, kann meiner Ansicht nach nur eine von drei Ursachen haben:
A) Sie halten Tatsachen für irrelevant.
B) Sie nehmen Tatsachen nicht zur Kenntnis oder verschweigen sie bewußt,
wenn sie nicht in Ihr vorgefaßtes Argumentationsschema passen.
C) Sie kennen die Tatsachen nicht.
Ich möchte mir nicht anmaßen, zu entscheiden, welcher Fall hier vorliegt.
Ich musste beim Lesen fast über die Tasten spucken. Aber dass sich jemand Wissenschaftler schimpfen darf, der seine Aussagen völlig ohne Argument und Belege macht, finde ich bedenklich.
Während er bei den Israelis permanent mit irgendwelchen nicht wirklich relevanten Prozentzahlen herumjongliert, werden seine Aussagen über die Intention der Palästinenser dann von nichts mehr gestützt als seinem Wort. Schwach ist nicht stark genug dafür, auszudrücken, wie bedeutsam seine Ausführungen sind.
Also ich weiß nicht, das sind ja lauter Fangfragen.
Na, allein für den Kommentar lohnt sich doch ein Abo. Kann man diesen K.S. nicht als regelmäßigen Gastschreiber für SOE verpflichten?
ad a) Ob DIE ZEIT die Reaktion auch druckt, bleibt abzuwarten… Habe da meine Zweifel.
ad b) Wenn´s nach mir geht: jederzeit!
könnte ähnlich wie „So wird man Nahostkorrespondent – Eine Anleitung“ ein echter Klassiker werden…
Nicht nur in diesem Fall ist es unglaublich, wie sich das linke Spektrum über Tatsachen hinwegsetzt. Die Realität wird verbogen, und dies nicht mittels raffinierten Machenschaften, nein, ganz einfach durch stumpfe Wiederholung. Mehr und mehr hat man das Gefühl, man sitzt im falschen Film.
Ich finde zwei Aspekte bemerkenswert.
Zum einen fällt auf, dass Perthes Israel vergleichsweise ruhig und gelassen kritisiert. Mit anderen Worten: das emotionale Gekeife, das den Großteil der „Israelkritik“ – auch in der ZEIT bestimmt, fehlt. Dadurch wirkt der Text vermeintlich „objektiv“ und „ausgewogen“ – was er natürlich nicht ist, siehe oben.
Zum anderen wird erst mit Blick auf Perthes‘ Gesamtwerk deutlich, wie perfide der Text wirklich ist. Seit Jahren setzt sich Perthes vehement dafür ein, einen „Dialog“ mit dem Iran zu führen. Seit Jahren verharmlost Perthes die Gefahren eines nuklear bewaffneten Iran. Seit Jahren wird jeder noch so deutliche Beleg dafür, dass es sich bei der „Islamischen Republik“ um nichts anderes als ein barbarisches Regime handelt, von dem größte Gefahr für die eigene wie fremde Bevölkerung (vornehmlich, natürlich: die jüdisch-israelische) ausgeht. In Bezug auf die „wirkliche“ Gefahr, die natürlich von Israel selbst ausginge, hat Perthes hingegen keinerlei Zweifel. Dass diese „Moral“, diese Art des „Analysierens“ in Deutschland nicht nur hoffähig ist, sondern mehrheitsfähig ist, kann nicht oft genug benannt werden.
Ein weiteres lesenswerter Kommentar zum Thema:
http://nichtidentisches.wordpress.com/2010/08/09/ein-aus-der-zeit-gerissenes-ultimatum-an-israel/
An anderer Stelle in diesem Blog las ich „Die Zeit arbeitet gegen Israel“. Treffender kann man es kaum sagen.
Bei anderer Gelegenheit hatte ich die zweifelhafte Ehre eines kurzen „Mailverkehrs“ mit dem Herrn. Ein von jedem Selbstzweifel unbeleckter arroganter Linker wie er im Buche steht. Insofern beste Voraussetzung, um als SPD-Einflüsterer zu wirken.
Volker Perthes:
„Nachdem mir mein Telefonjoker nicht weiterhelfen konnte, nehme ich den Fifty-Fifty-Joker, Herr Jauch!“
> Nur noch zwei Ausgaben, dann läuft mein ZEIT-Abo endlich aus & Volkers falsche Signale …
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Herr Casula 🙂 – 2 … 1 … 0 , eventuell könnten Sie nach ein paar verwaltungstechnischen Problemen eine erneute Zusendung erhalten, Kosten hierfür, die aber netterweise rstattet werden – meine eigenen Erfahrungen 🙂
Ich habe nach meiner Kündigung `Der Zeit ´-
´Zeit Online´ trotzdem weiter gelesen , Themen Israel, Iran etc. …
Mein Schwerpunkt hier, war zuletzt eigentlich Kommentare zu Themen hier zu lesen.
Und, wenn ich ca. 90 % der Kommentare auf mich
wirken lasse, haben Journalisten hier eine Menge Fan´s .
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Ich habe den Link zu Zeit Online inzwischen gelöscht – es gibt eine Menge informativer Blog´s , die wesentlich informationsreicher berichten als so manche
`good old ´renommierte Zeitungen `.
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Um den eigentlichen Kontext hier zu wahren :
Um einen ´relativen ` Frieden aus westlicher / meiner Sicht in Nahost erreichen zu können, wird eine Unterstützung von dem Staat Israel und dem Iran, hier in einer irgendwie reformierten Form, der Schwerpunkt sein.
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Gut Ding braucht Weil, wie man so schön sagt 🙂
Schau´n wir mal was die sog. Experten sich in der Zwischenzeit noch so Alles einfallen lassen …
Pat
„Pertheskritik“ – sehr gute Wortschöpfung!!
Aber das ist ja Teil des Problems, Linke sind absolut vernarrt in Ihre halluzinierte moralische Überlegenheit. Man kann dagegen kaum argumentieren, lediglich Dritte eindringlich warnen.. der Glaube versetzt halt Berge von Fakten …
Zeitungen/Zeitschriften sind nicht dafür um den Leser objektiv zu informieren, sonder dafür um seine Meinung zu bestätigen. Das ist mene These. Wird der Leser sein Weltbild in seiner Zeitung/Zeitschrift nicht finden, wendet er sich angewidert von der Zeitung ab und sucht nach anderen Informationquellen, die seinem Weltbild mehr entsprechen. Da die Zeitschrifte/Zeitungen kein Caritas sind und die zahlenden Leser brauchen wie der Fisch das Wasser braucht, wollen sie seine Kundschaft nicht verprellen. Der Redakteur und der Verleger sind auch Familienmenschen und brauchen jeden Monat frische Kohle um der Frau neuen Kittel zu kaufen und dem Balg neues Playmobil. Und die Freundin will auch neue Schuhe haben und, und, und… Daher muss man die Leserschaft pflegen, indem man ihre Vorurteile regelmäßig bestätigt.
Weil man sich mittlerweile mit der Leserschaft von DIE ZEIT einigermaßen auskennt, weil man genau was der Oberstudienrat resp. Dipl. Sozialpädagoge in seiner Lieblingzeitschrift zu lesen vermag. Der pseudointellektuelle tickt genauso wie die Umfragen das bestätigen. Israel ist böse, der Araber ist gut. Anders geht nicht. Das weist der Redakteur und er wird den Leser nicht verunsichern. Und serviert man ihm das was der Leser erwartet in deppgerechten Häppchen. Mal gröber und fetter, mal subtiler und feiner. Aber die Richting muss stimmen. Hier die böse Cowboys und dort der arme aber guter Winnetou.
Käme eines Tages der Verleger auf die verrückte Idee den Winnetou für einen Bösewicht zu erklären und den Cowboy für einen Helden, dann ist die Leserschaft futsch. Abo wird gekündigt und der Job des Redakteurs ist dann irgendwann auch weg. Und woher kommt dann die Kohle für die neue Schuhe der alten Geliebten?
Daher sollte man sich noch wundern, dass in DIE ZEIT ist das zu lesen was die Leserschaft erwartet? Das wundert mich doch nicht. Irgendwann hatte mich das noch schockiert. Aber jetzt ist mir das Sch…egal was die Schmirfinken für die Bekloppten und Bescheuerten noch fabulieren. Ich lese das eh nicht mehr.
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