Manchmal wähnt man sich wirklich im falschen Film. Als sei die ganze „israelkritische“ Kanaille von Arendt, Erhard bis Zimmermann, Moshe in den 80er-Jahren eingefroren und erst nach dem Ende der Al-Aqsa-Intifada wieder aufgetaut worden, bekommt man aus diesen Kreisen immer wieder zu hören, was längst, spätestens durch die Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte Lügen gestraft wurde. „Israel will alles, nur keinen Frieden“, keift Evelyn Hecht-Galinski, und findet diesen törichten Satz so originell, dass sie ihn bei jeder unpassenden Gelegenheit wiederholt. Wer ernster genommen werden will, täuscht Sorge um die Zukunft Israels vor, indem er behauptet, die Israelis hätten wohl „Angst vor dem Frieden“. Diese ebenso dämliche Formulierung impliziert zweierlei.
Da ist zum einen die Behauptung, der Frieden winke gerade um die Ecke, was bedeuten würde, dass in der arabischen Welt die Bereitschaft zum Frieden vorhanden wäre. Ein Blick auf die Realität des Jahres 2010 entlarvt diese Prämisse als reines Wunschdenken, denn seit Nasser haben die erklärten Feinde des jüdischen Staates nicht mehr so unverhohlen angekündigt, diesen vernichten zu wollen. Das gilt insbesondere für die Hisbollah im Norden, für die Hamas im Süden und für den Iran im Osten. Nichts (nichts!) deutet darauf hin, dass der radikale Islamismus sich jemals mit der Existenz Israels abfinden könnte. Mehr als eine jämmerliche „Hudna“ (Waffenstillstand) ist da nicht drin.
Und dann haben wir da noch die „Angst“ der Israelis vor dem so greifbar nahen Frieden. Nun, ich traf schon Israelis, die Angst vor Terroranschlägen hatten, oder Angst vor Krieg. Aber vor dem Frieden? Die vermeintliche Friedensunfähigkeit ist nichts anderes als die Weigerung der Israelis, sich noch einmal einen Terrorkrieg, der eine vierstellige Anzahl von ihnen das Leben gekostet und eine fünfstellige versehrt hat, als „Friedensprozess“ verkaufen zu lassen. „Frieden schließt man mit seinen Feinden“, müssen sich die anhören, die erleben mussten, dass diese Feinde eben nicht zum Frieden bereit waren. Nicht der notorische Arafat, nicht der „moderate“ Abbas und schon gar nicht Haniya, Nasrallah und Ahmadinedschad. Wer die Erfahrung, dass einseitige Rückzüge keinen Frieden, sondern noch mehr Terror und Krieg zur Folge haben, nicht nur einmal, sondern gleich dreimal gemacht hat (Libanon, Gaza, Westbank), wird seinen Feinden ganz sicher nicht die Gelegenheit geben, zum finalen Stoß anzusetzen.
Man schaue sich dieses Bild an. Es wurde auf einem Hügel in der Westbank aufgenommen. Die Stadt im Hintergrund ist Tel Aviv. Drei Viertel der Israelis leben in der Küstenebene, die im Fall eines Rückzugs zu den Waffenstillstandslinien vor dem 67er-Krieg eine palästinensische Artillerie zum Beschuss geradezu einladen würde. Glaubt irgendjemand, die Bewohner des Ballungsraums am Mittelmeer hätten dann auch nur noch eine einzige ruhige Nacht zu gewärtigen?
„Angst vor dem Frieden“ – was für eine Obszönität. Wer allen Ernstes verbreitet, Israel habe es sich in seiner „Wagenburgmentalität“ bequem gemacht, sollte schon sagen, warum. Weil es geil ist, sich zwei oder drei Jahre seines Lebens beim Militär langmachen zu lassen und später jedes Jahr Reservedienst zu leisten? Weil man einen Großteil des Staatsbudgets lieber für die Armee ausgibt als für Bildung und Wohlfahrt? Weil die Aussicht, nach einem Busbombenattentat menschliche Körperteile auf dem Balkon vorzufinden, etwas Prickelndes hat? Weil man zwischen Metulla und Eilat den Kick darin findet, sich im Libanon und dem verkackten Gazastreifen mit bärtigen Gotteskriegern herumzuschlagen und einen die Aussicht reizt, noch die eigenen Kinder und Enkel in den Krieg ziehen zu sehen? Weil ein Raketenregen auf die eigene Ortschaft im Galil oder südlich von Ashdot wohlige Schauer erzeugt? Oder vielleicht weil Hass und Ablehnung, die dem Land global entgegenschlagen, als Auszeichnung empfunden werden und der Platz am Katzentisch der Nationen als überaus exklusiv?
Und deutsche Sesselpupser schwadronieren darüber, nichts „gefährde den jüdischen Nationalstaat so sehr wie die Unfähigkeit, einen Palästinenserstaat zu akzeptieren“. Irrtum, Kollegen, nichts gefährdet Israel so wie ein Palästinenserstaat, der sich weiter der Vernichtung des jüdisches Staates verschrieben hat! Wer sich das nicht vorstellen kann, sehe sich das Foto noch einmal an. Dass Israel in zwei Jahrzehnten ein halbes Dutzend Ministerpräsidenten verschlissen hat, dass die naive Linke nicht mehr ernst genommen wird, die allen Erfahrungen zum Trotz meint, Zugeständnisse brächten den Frieden, dass ab jetzt darauf bestanden wird, dass „Land für Frieden“ auch umgesetzt wird – das hat unmittelbar mit dem zu tun, was seit den frühen 90er-Jahren vorgefallen ist. Man hat’s versucht, man ist gescheitert, und nur wer es wirklich nicht gut mit Israel meint, kann darauf beharren, dass das gebrannte Kind noch einmal auf die Herdplatte fasst.
Um Dan Shueftan zu zitieren: Israel will den Palästinensern einen Staat geben, nicht weil sie ihn verdient hätten – sie haben ihn nicht verdient – sondern um sie loszuwerden. Das gilt übrigens zuvörderst für den als „ultranationalistisch“ verteufelten Avigdor Lieberman. Aber nicht im guten Glauben darauf, dass dann Ruhe ist, so viel Einfältigkeit können sich nur Leute erlauben, die nicht in Gilo wohnen und denen man von Beit Jalla aus ins Wohnzimmer schießt. Die Israelis sind ein sehr pragmatisches Völkchen. Es kam eine Zeit, in der man Frieden schließen zu können glaubte, und jetzt ist die Zeit, aus dem Desaster die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die sehen allerdings anders aus als diejenigen, die etwa in den Redaktionsstuben der ZEIT oder der Süddeutschen herumwabern, so schwer es den deutschen Bewährungshelfern auch fallen mag, die Juden nur noch belehren zu dürfen statt sie handfest zu ihrem Glück zu zwingen.
Denen aber sei gesagt: Wer sich heute von Israel abwendet – lange nachdem Begins „Großisrael“-Ideologie zu Grabe getragen wurde, nachdem die Siedlerbewegung längst auf dem Rückzug ist, nachdem ein „Friedensprozess“ nur Krieg und Terror brachte, gerade heute, wo das Land von jihadistischen Gruppen und Staaten bedroht ist wie seit über 40 Jahren nicht mehr – der sollte sich nicht hinter wohlfeilen Friedensratschlägen verstecken oder gar Sorge um Israel vorschieben. Das zuallerletzt, bitte. In Gaza, Beirut und Teheran ist man wenigstens ehrlich.
»„Angst vor dem Frieden“ – was für eine Obszönität. Wer allen Ernstes verbreitet, Israel habe es sich in seiner „Wagenburgmentalität“ bequem gemacht, sollte schon sagen, warum. Weil es geil ist, sich zwei oder drei Jahre seines Lebens beim Militär langmachen zu lassen und später jedes Jahr Reservedienst zu leisten? Weil man einen Großteil des Staatsbudgets lieber für die Armee ausgibt als für Bildung und Wohlfahrt? Weil die Aussicht, nach einem Busbombenattentat menschliche Körperteile auf dem Balkon vorzufinden, etwas Prickelndes hat?«
Klar, unsereinem käme das komisch vor, all das geil zu finden. Aber waren die Juden nicht schon immer irgendwie komisch?
»Nichts (nichts!) deutet darauf hin, dass der radikale Islamismus sich jemals mit der Existenz Israels abfinden könnte.«
In der guten alten Zeit gab es Muslime. Dann kam 9/11, und um die Muslime nicht zu verunglimpfen, entdeckte man die Islamisten. Inzwischen mag man auch die Islamisten nicht mehr in die böse Ecke drängen, also entdeckt man die „radikalen Islamisten“. Aber keine Bange, Steigerungen sind weiterhin möglich.
Irgendwie kann es doch nicht gar so schlecht um Israel stehen, wenn immerhin schon die Muslime und die Islamisten sich mit der Existenz des Judenstaates anfreunden können – und nur noch die ganz extreme Randgruppe der radikalen Islamisten Israel übel gesonnen sind.
„Angst vor dem Frieden“,
eine wirklich dreiste Aussage, die Israel wie ein unmündiges Kind zur Selbstzerstörung auffordert.
Angst vor Frieden haben Hamas & Co, die Hamas müßte nämlich ihre Charta für ungültig erklären, die nur ein Ziel, nämlich die Auslöschung Israels und seiner Bewohner zum Inhalt hat.
Es ist erbärmlich, was manchen Leuten einfällt.
Das Photo sollte sich jeder Israelkritiker an den Spiegel heften.
shalom ,heute einen kurzen kommentar.
meine freunde in israel ,die die nazizeit migemacht
haben–wie ich auch, sind heute alle alt und z.t.
krank. die sagen mir immer wieder<<karl.
womit haben wir das verdient dass man uns nicht
in ruhe lässt. wir haben nur einen wunsch endlich
in frieden zu leben, shalom karl<<
[…] https://spiritofentebbe.wordpress.com/2010/08/10/angst-vor-dem-frieden/ […]
Es geht nur darum, dass Juden auf „heiligem muslimischen Boden“ regieren. Alles andere ist Augenwischerei.
[…] Wahl – dann wollen sie Israel beseitigt sehen. (Gute Worte zum Thema hat auch mal wieder Claudio Casula […]
Angst vor dem Frieden haben vielleicht nur die Waffenproduzenten und -händler, aber nicht mal die haben solche Aengste. Für diese Sorte Menschen werden die Konflikte sorgfältig ja gepflegt.
Auch bei sorgfältigster Neutralität stellt sich die Frage, was soll aus dem Staat Israel werden, wenn es keine gravierende Aenderungen gibt? Das Wasser wird immer knapper, die Verteidigungsausgaben sind kaum noch zu bewältigen, um nur mal zwei Probleme zu bennen. Beständig vom Ausland abhängig zu sein ist eine schlechte Lösung.
Religiöse oder andere Fanatiker wird es auch nach einer Reformation des Islams (und aller anderen Religionen) geben. Und wenn die Religion nicht mehr als Grund dienen kann, (tut sie ja allein auch nicht in diesem Konflikt) weil es vielleicht einmal gar keine mehr geben wird, dann werden andere Gründe für Konflike erfunden. (Schon Isabella und Ferdinand haben die Juden ausdrücklich nicht wegen der Religion aus Spanien vertrieben, sondern wegen des Blutes! Wer hat die flüchtenden sepharischen Juden vorbehaltlos aufgenommen damals? Das moslemische Osmanische Reich!) Religon ist immer nur Vorwand für Konflikte, aber kein echter Grund!
Wie kann Israel, ein moderner, demokratischer Staat also in einem rückständigen, undemokratischen, fundamentalistischen und feudalen Umfeld Bestand haben?
Mit Polemik und Gegenpolemik, lieber Claudio Casula stellen Sie sich selbst auf die Stufe Ihrer Gegner und so lösen Sie keinen Konflikt, Sie schaffen nur weitere! Shalom
»Auch bei sorgfältigster Neutralität stellt sich die Frage, was soll aus dem Staat Israel werden, wenn es keine gravierenden Aenderungen gibt?«
Stimmt. Die Araber müssen sich ändern; im Speziellen: die Palis, die Hamas; Israels feindliche Anrainer-Staaten müssen sich ändern; der weltweite Antisemitismus muss sich ändern. Da aber hier „gravierende Änderungen“ nicht zu erwarten sind, darf sich eines ganz gewiss nicht ändern: Israels Militärausgaben (jedenfalls dürfen sie nicht sinken).
Aber auch: die „sorgfältigste Neutralität“ (= zwanghafte Äquidistanz) in Sachen Nahost, = (de facto:) die anti-israelische Parteinahme muss sich ändern.
(„Sorgfältigste Neutralität“ ist ein Unding, bezeichnet der Begriff doch eine unbedingte Neutralität um der Neutralität selbst willen, eine verbissene Neutralität um jeden Preis selbst dann, wenn man bei unvoreingenommener Abwägung der Fakten nicht neutral sein darf und kann – wodurch die „sorgfältigste Neutralität“ zur unfairen Parteinahme wird.
„Sorgfältigste Neutralität“ im „Nahost-Konflikt“ ist ein Euphemismus für „unfaire Parteinahme“ gegen Israel.
[…] obszönen und verleumdenden Sätze unserer herzallerliebsten „Israel-Kritiker“ hat Claudio Casula sich vor- und […]
@johannes
ich weiss, dass du es nicht so gemeint hast, aber ich muss dir in 3 punkten widersprechen.
„Angst vor dem Frieden haben vielleicht nur die Waffenproduzenten“
falsch! fast alle israelische ruestungsbetriebe arbeiten auch fuer nichtmilitaerische auftraggeber. ausserdem verdient man mit high tech mehr als das 10-fache. daher hat waffenlobby ueberhaupt keinen einfluess in israel.
„Das Wasser wird immer knapper, “
stimmt nicht. es werden immer mehr entsalzungsanlagen gebaut. dieses jahr wurde die greosste anlage in der welt in betrieb genommen. in den naechsten drei jahren wenn weitere 2-3 in betrieb gehen, wird das wasser in israel nihct mehr knapp sein.
„die Verteidigungsausgaben sind kaum noch zu bewältigen“
das stimmt auch nicht. so gross sind die ausgaben nicht.
Isreal wird nicht so schnell untergehen wie es sich viele wünschen. In dem Nobelpreisträgerland leben viele kluge Köpfe, die an der Entwicklung ihres Landes interessiert sind. Man sehe sich an, was man aus dem damals dünn besiedelten Land dürren gemacht hat.
Die jüngere Generation hat verstanden, dass man keinen Frieden bekommt, wenn man Land abgibt. Sie dienen mit Stolz in der IDF, um ihre Familien vor den Islamofaschisten zu schützen. Der Trennzaun hat tausende Leben gerettet.
Obwohl es die antisemitischen Internationale mit vollem Körpereinsatz und maximalem medialen Interesse versucht Israel zu deligitimieren: Diejenigen, die das Land und die Leute kennen, stehen zu Israel und haben Pallywood sowieso durchschaut.