In der Süddeutschen Zeitung, einem unserer Lieblingsblätter, zeigt sich Peter Münch traurig und enttäuscht darüber, dass US-Präsident Obama seine kontraproduktive Forderung nach einem erneuten Baustopp endlich fallen gelassen hat. Es wäre wohl auch zuviel verlangt, von dem Journalisten eine Aufzählung der Gründe zu erwarten, die einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern heute so verhindern wie vor zehn, 20, 30, 40 Jahren. Lieber verbeißt er sich in die Siedlungsfrage, weil „in den grünen Hügeln (sic!) kräftig gebaut“ wird. Münch fragt sich nicht, warum, wenn der „Siedlungsbau“ tatsächlich den Friedensprozess bedroht, „weil am Ende kaum noch genug Land übrigbleibt für einen lebensfähigen Palästinenser-Staat“, die Palästinenserführung es mit Verhandlungen nicht besonders eilig zu haben scheint. Schließlich zierte sie sich während des 10-monatigen Siedlungsmoratoriums neun Monate lang, mit Israel zu reden, bequemte sich dann kurz vor dem Ablauf maulend an den grünen Tisch, nur um sich bald darauf mit Hinweis auf den schlimmen Bau von Wohnungen in Jerusalem und in den großen Siedlungsblöcken, die sie eh nicht kriegen wird, wieder von dannen zu machen. Ein sehr billiges, leicht durchschaubares Manöver, mit dem man allerdings Reporter wie Münch immer noch beeindrucken kann. Immerhin weiß er, dass der Wohnungsbau in israelischen Gemeinden der Gebiete früher kein Grund für die Palästinenser war, Gespräche platzen zu lassen. Allein:
Dann kam Obama – und dem realpolitischen Geschacher setzte er seine Vision und seine Prinzipien entgegen. Er forderte von Israel den Baustopp, und niemand kann es den Palästinensern verübeln, dass sie sich diese Position sogleich zu eigen machten. Sie nutzten die Leiter, die Obama ihnen hingestellt hat, klettern auf einen hohen Baum und verkündeten von dort oben, dass sie fortan nur noch mit Israel verhandeln wollen, wenn in den Siedlungen die Bagger stillstehen.
Eine Passage, die man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: „Realpolitisches Geschacher“ vs. „Vision und Prinzipien“ – das las sich, so lange George W. Bush im Weißen Haus saß, noch ganz anders. Hat die SZ etwa dazugelernt? Oder lässt man vielmehr einem Obama durchgehen, was man an GWB hasste? Wie auch immer: Die Aktion, ohne Not den Palästinensern eine Ausrede für ihre Verweigerungshaltung zu verschaffen, war natürlich eine Idiotie sondergleichen, und es ist tatsächlich nicht überraschend, dass Abbas und Spießgesellen nur allzu bereitwillig zugriffen. Warum sie das taten? Darüber nachzudenken, wäre eigentlich Münchs Aufgabe, aber er hört da auf, wo man anfangen sollte, die nötigen Fragen zu stellen. Denn nur so ist gewährleistet, dass der Schwarze Peter in Jerusalem liegen bleibt.
Möglicherweise hat wenigstens die US-Administration endlich mitbekommen, dass es der falsche Weg ist, Druck auf ein grundsätzlich kompromissbereites Israel auszuüben, während die kompromisslosen Palästinenser feixend daneben stehen. In Ha’aretz hat Israel Harel heute sehr treffend beschrieben, warum Washington in der Nahostfrage auf dem Holzweg war und worauf es wirklich ankommt, wenn man Fortschritte im „Friedensprozess“ sehen will.
Es geht also. Warum nur geht es in München nicht?
Bonus-Track: Die schönsten Siedlungen in den „grünen Hügeln“ Judäas und Samarias (die „Dutch Mountains“ des Heiligen Landes).
Sollte man Herrn Münch mal fragen, ob er weiß, wieso die Waffenstillstandslinien von 1949 schon im Jahr 1967 „grüne Linie“ genannt wurden?
In dem Ha’aretz-Artikel wird ja treffend beschrieben, wie sich die Welt den Israel/Palästina-Konflikt halluziniert:
„The essence of the entrenched campaign of illusions is that the Arabs want a state in the 1967 borders that will exist in peace alongside Israel. Israel is responsible for the failure to achieve the peace the Palestinians yearn for.“
Und wer sei für diese Fehleinschätzung verantwortlich?
„Most of the leaders of this extended illusion campaign, which has claimed thousands of lives, are Israelis who have infected the world with their messianic illusion.“
Und weiter:
„At the upcoming Saban Forum, where Clinton will speak, any hint that Israel is to blame for the freeze will be welcomed. A substantial proportion of the participants, Israeli and American Jews, share the idea […] that Israel holds the key to peace.“
Da ergibt sich ja gleiche eine weitere Gelegenheit, von israelischer und jüdischer Schuld für „den Nahostkonflikt“ zu sprechen und dabei vom internationalen Antisemitismus zu schweigen. „Messianische Infektion der Welt“ – das ist schon ganz schön arg. Israelkritik 3.0?
Ich muss halt nochmals auf die kommentare zum münch Artikrl zurückkommen. Die SZ, beim „Kampf gegen Rechts“ zuvorderst, jeden Unsinn unterstützend, den Zeigefinger so hoch erhoben wie nur irgendwie möglich, lässt Kommentare z.B. eines rolfschmid stehen. Wenn dessen Aeusserungen nicht Antisemitismus in bester Nazitradition ist, dann weiss ich nichts mehr. Nur kommt das ganze nun halt von links. Und da gibts keinen „Kampf“ dagegen.
Ich beginne zu glauben, das Prantlblatt ist wirklich stolz auf eine solche Leserschaft.
Ich denke, hier handelt es sich um eine Kombination aus Pawlow’schem Hund und Phantomschmerz: Pawlow’scher Hund, weil gewisse Schlüsselreize sofort zum Sabbeln anregen. Phantomschmerz, weil dem guten Reporter nach Wikileaks der Grund für seine Abneigung gegen Israel abhanden gekommen ist (welchen arabischen Potentaten interessieren denn die Palästinenser wirklich?), man sich aber in dem Stübchen so schön eingerichtet hatte.
Man kann von den lieben Herrschaften nicht verlangen, daß sie in der Konfrontation mit der Realität ihre über Jahrzehnte gehegten Aversionen ablegen. Es gilt weiterhin, daß nicht sein kann, was nicht sein darf.
Der gute Mann will doch nur gegen die putzige Ulrike nicht so weit abgeschlagen landen.
Und mit diesem Endspurt hat er ganz schön aufgeholt und die Frau von Mitteldingeskirchen ganz schön alt aussehen lassen; dabei hatte die sich schon berechtigte Hoffnungen auf Platz 2 gemacht, denn an dem Hamas-Groupie vom SPON kommt so schnell keiner vorbei, wenn es um den Julius-Streicher-Gredächtnis-Preis für Journalismus geht…
Anscheinend interessiert auch keinen, dass man Siedlungen aufgeben kann. Abar, alas, das scheint mir das letzte grosse Aufbaeumen der Gilde der „Nahost-Experten“, die ihre Felle wegschwimmen sehen. Schliesslich ist es seit Wikileaks klar, dass an den „Der-Palaestinakonflikt-ist-der-Kern-allen-Uebels-in-Nahost“- und „Die-Siedlungen-sind-der-Knackpunkt-im Palaestinakonflikt“-Unsinn nicht mal die arabischen Potentaten glauben.
[…] wird, sollte man sich mal ansehen, wie die „grünen Hügel“ aussehen – Spirit of Entebbe hat Beispiele. (Hat der Knallkopp jemals begriffen, wieso die Waffenstillstandslinien von 1949 im Jahr 1967 […]
Münch ist doch harmlos …
Hier wird – ganz im Ernst – ausführlich erklärt, weshalb Israel ein Apartheidstaat wird/ist:
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/flashplayer/hr2tag_player_content.jsp?rpgid=28420726626
Es ist alles dabei: Siedlungen sind der einzige Grund für den Konflikt, jüdisches Volk hat sich selbst erfunden, wir sind gegen Terror, aber …
Alles gebührenfinanziert, versteht sich.
Florian Schwinn, der schlimme Finger, und Mosche Zimmermann, der „Ausgewogene“, kombiniert sind ein wahrhaft exquisites Vergnügen und lieben die bei Der Tag diese Helga ?? von der Uni, die mit der das putzige Ulrikchen befreundet sein soll, immer noch?
Aber Sylke Tempel habe ich eigentlich als vernünftig gespeichert – ich hoffe, die ist jetzt nicht auf Gaga umgeschwenkt oder auf Alibistimme wegen der Ausgewogenheit reduziert worden.
Hier ist übrigens der iTunes Link zum Abo der Sendung http://itunes.apple.com/de/podcast/hr2-der-tag/id91697773 – Das Abo ist nützlich, um nen Überblick zu behalten, wie oft die sich an dem Thema direkt oder indirekt abarbeiten.
Welch ein Jammer, daß Ulrich Manz, der die Sendung mal konzipiert hatte, weg vom Fenster ist.
[…] https://spiritofentebbe.wordpress.com/2010/12/09/hoch-auf-den-grunen-hugeln/ […]
Passend dazu: Ein Artikel in der Los Angeles Times
Wer stoppt den Friedensprozess?
Die Los Angeles Times hat heute einen Kommentar von Israels stellvertretendem Außenminister Danny Ayalon veröffentlicht, in dem dieser der Frage nachgeht, wer tatsächlich für den Stillstand im israelisch-palästinensischen Friedensprozesss verantwortlich ist.
„Der Zusammenbruch der israelisch-palästinensischen Friedensgespräche hat – wie vorherzusehen war – dazu geführt, dass die Schuld beinahe ausschließlich Israel zugewiesen wird. Die Ereignisse der letzten 17 Jahre – seit die israelisch-palästinensischen Friedensgespräche begannen – erzählen jedoch eine andere Geschichte darüber, was den Frieden verhindert hat.
Seit die Osloer Friedensverträge 1993 unterzeichnet wurden, hat sich die israelische Position zum Friedensprozess stetig weiterentwickelt. Am deutlichsten wurde dies bei den generösen Angeboten der Ministerpräsidenten Ehud Barak und Ehud Olmert in den Jahren 2000 zw. 2008. Obgleich sie beinahe allen palästinensischen Forderungen entsprachen, wurden diese Angebote ohne weitere Debatte und ohne Gegenangebote zurückgewiesen.
Die gegenwärtige israelische Regierung hat das Prinzip von zwei Staaten für zwei Völker akzeptiert. Israel hat zur Verbesserung des Lebens der Palästinenser bis zu dem Punkt beigetragen, dass das Wirtschaftswachstum im Westjordanland größer ist alles überall sonst auf der Welt; es hat mehr als zwei Drittel aller Sicherheitskontrollpunkte entfernt und ein einseitiges Moratorium für Bautätigkeiten in den Siedlungen initiiert.“
„Um den Friedensprozess voranzubringen und zum Erfolg zu führen, muss die internationale Gemeinschaft die mutige historische Entscheidung fällen, den Druck der Arabischen Liga und der Islamkonferenz in internationalen Foren zu ignorieren, der die Zurückweiser belohnt und die Palästinenser noch weiter vom Verhandlungstisch entfernt.
Es gibt keinen Ersatz für eine verhandelte Lösung, und dies muss allen Seiten entschieden vermittelt werden. Druck sollte auf diejenigen ausgeübt werden, die sich weigern, an den Verhandlungstisch zu treten, und nicht auf diejenigen, die bereits dort sitzen.
Die unkritische Übernahme palästinensischer Positionen verhindert den Frieden. Die internationale Gemeinschaft sollte den palästinensischen Kreis von Ausflüchten und Zurückweisungen durchbrechen.“
„Sollte man Herrn Münch mal fragen, ob er weiß, wieso die Waffenstillstandslinien von 1949 schon im Jahr 1967 „grüne Linie“ genannt wurden?“
Herr Münch ist sich viel zu fein um die Bücher von anderen Kollegen-Journalisten zu lesen. Hätte er das getan, hätte er das auch gewusst. Ich vermute, dass er zwar lesen kann, versteht er aber das Gelesene nicht. Nix ungewohnliches bei der deutschen Journalie. Die meisten können zwar schreiben, aber die wenigsten haben Ahnung davon was sie schreiben. Das hängt zusammen mit dem Mangel an der allg. Bildung. Die Geschichte wurde irgendwann in der 10. Klasse abgewählt. Man mochte nichts mit Zahlen zu tun haben. Und die Geschichte war voll mit Zahlen gepackt. 1914, 1918,1933, 1938, 1939, 1941,1945 usw.
Ulrich „Uri“ Sahm -> „Alltag im Gelobten Land“, 2010. Seiten 73 und 74:
“ >Grüne LinieGrüne Linie< war typisch israelischer Zynismus. Bis zur Grenze was das Land "zum Blühen gebracht". Jenseits auf der arabischen Seite, war es öde und abgegrast."