Das Sturmgeschütz der Monotonie aus der Hultschiner Straße in München hat jetzt auch SoE auf dem Radarschirm geortet und nimmt den Gutmenschen gegen Kritik in Schutz. Oder den guten Menschen? Oder wie oder was?
In der Süddeutschen Zeitung führt Max Scharnigg Klage über die Kritik am „Gutmenschen“, der „von proisraelischen Bloggern, von Suv-Fahrern und Islamkritikern, von Neonazis und allen anderen Unzufriedenen unter Generalverdacht für alles gestellt wird, was im Land schiefläuft.“ Eine interessante Aufzählung, insbesondere aus einer politischen Ecke, die in anderen Fällen so vehement Differenzierung einzufordern pflegt. Die jedenfalls ist Scharniggs Sache nicht:
Liest man sich durch die Sammelbecken der Gutmensch-Gegner, durch die Homepages „Achse des Guten“, „Politically Incorrect“, „SoE“, lernt man in jedem zweiten Beitrag: Das „linksreaktionäre Gutmenschenpack“ (Broder) hat alles verbockt. Es verdient nicht mehr nur ein bisschen Häme, sondern eher eine handfeste Abreibung.
Dabei, so der Autor, sei der „Gutmensch, zumindest in der Lightversion, das, was man erwartet, wenn man beim Nachbarn klingelt, um ein Päckchen abzuholen.“
Mit Verlaub, diese zur Schau getragene Naivität mag man dem gerade 30-Jährigen nicht abnehmen. Wäre ein Gutmensch mit einem guten Menschen identisch, gäb’s überhaupt kein Problem. Nett und freundlich sind wir von den „Bloggertrupps und Rechtspopulisten, die den Gutmenschen offiziell zum Feindbild erkoren haben“, nämlich in der Mehrzahl selbst; jedenfalls lässt sich das von den SoE-Autoren ebenso sagen wie von den Betreibern der Achse des Guten. Mutmaßlich auch von anderen Kritikern des liberalen Umgangs mit jugendlichen Gewalttätern, der Kuschelpädagogik oder der Politik hinsichtlich des radikalen Islamismus. Ich für meinen Teil räume gern den Sitzplatz für eine alte Dame und würde sogar für Herrn Scharnigg mit Freuden den Manufactum-Katalog entgegennehmen, wenn er gerade nicht da ist, weil er Gesicht gegen Rechts zeigen oder den Castor-Transport aufhalten muss. Obwohl sein Artikel, der sich mit dem Satz „Wie asozial muss man sein, wenn man sich an guten Menschen abarbeitet?“ zusammenfassen lässt, zum Plattesten gehört, was man in der letzter Zeit zum Thema lesen musste. Jemand, der edel, hilfreich und gut sein will, dürfte sich in der Regel auch von einem „Rechtspopulisten“ keinen Vorwurf einhandeln; jemand, der auch noch für die verkommensten Terroristen und Kinderschänder mildes Verständnis aufzubringen vermag, hingegen schon. Das Problem, das etwa wir bei Spirit of Entebbe mit Gutmenschen haben, liegt darin, dass diese ihre ach so humanistische und fortschrittliche Gesinnung wie eine Monstranz vor sich her tragen, aber dafür, dass sie ein reines Gewissen behalten, bereit sind, andere über die Klinge springen lassen. Wer fordert, sich aus einem Militäreinsatz gegen Gaddafi herauszuhalten, mag sich viel auf seine pazifistische Gesinnung zugutehalten, macht sich jedoch gleichwohl der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. Die aber ist kein Kavaliersdelikt, und der non helping bystander verdient hier in der Tat eine veritable Abreibung. Ebenso der, der sich auf seinem moralischen Hochsitz über Terrorismus und die militärische Bekämpfung von Terroristen bestenfalls gleichermaßen echauffiert. Anderes Beispiel: Laut Innenminister Hans-Peter Friedrich leben in Deutschland zurzeit
fast 1000 Personen, die man als mögliche islamistische Terroristen bezeichnen könnte. Davon wiederum sind 128 Gefährder, also Personen, bei denen Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie erhebliche Straftaten begehen könnten. Das schließt auch einen Anschlag mit ein. Ungefähr 20 dieser Gefährder waren zudem eindeutig in einem Terrorcamp zur Ausbildung.
Ist die Frage, warum man in diesem Land mit 1000 potenziellen Terroristen offensichtlich ganz gut leben kann, unstatthaft? Rechtfertigt sie, das Etikett „Panikmacher“ oder „Rechtspopulist“ angehängt zu bekommen? Und könnte es sein, dass etwa der lasche Umgang mit jugendlichen Straftätern (in Hamburg zum Beispiel kommt selbst von den jungen Mehrfachgewalttätern nur jeder Zwölfte irgendwann mal hinter Schloss und Riegel) die Gewaltbereitschaft dieser Klientel nicht eben eindämmt? Dass „Gutmenschen“ also durch ihre hohe Toleranzschwelle mitunter ein gerüttelt Maß an (Mit-)Schuld für mögliche Gewalttaten und Terrorismus tragen? Edel, hilfreich und gut will man sein, und die Folgen sollen dann Dritte ausbaden. Diese Heuchelei ist allerdings schwer erträglich. Zumal auch die Lauterkeit der Argumentation durchaus nicht gesichert ist. Warum, so könnte man fragen, betont der Gutmensch seine Ablehnung der Gewalt, drückt aber bei einer Intifada oder bei Ausschreitungen in London oder den Pariser Banlieus gern ein Auge zu? Warum versichert er stets, Nationalismus sei ihm ein Gräuel, nimmt den palästinensischen aber davon aus? Warum erregt er sich über Antiterrormaßnahmen mehr als über den Terror? Warum kommt er nur in die Gänge, wenn Amerikaner oder Israelis Krieg führen, zuckt bei allen anderen, weitaus blutigeren Konflikten jedoch mit den Schultern? Warum pocht er auf staatliche Souveränität ausgerechnet, wenn es Saddam Hussein an den Kragen geht? Warum propagiert er das „längere gemeinsame Lernen“, schickt aber seine eigenen Kinder auf eine Privatschule? Warum sieht er bei einem blonden, blauäugigen Massenmörder das Motiv in dessen Fanatismus, bei einem muslimischen mit Schnurrbart jedoch nicht? Warum verwendet er sich zuweilen gar für radikale Islamisten, die mit den Werten, die er selbst hochhält, nicht das Geringste anfangen können? Und warum sind ihm im Zweifelsfall die vom Innenminister so genannten Gefährder weniger zuwider als jene, die vor den Gefährdern warnen?
Oder anders gefragt: Könnte es sein, dass der Gutmensch nicht selten ein ziemlich verlogener Zeitgenosse ist, ein Narziss, der auch mal über Leichen geht, Hauptsache, die Welt bewundert ihn für seine Friedfertigkeit und seinen Großmut? Dass er seine erbärmliche Feigheit als Toleranz ausgibt und dass er das Sozialarbeitersprech nur so lange bemüht, bis es sein Auto ist, das die Hooligans in Flammen aufgehen lassen oder bis er selbst es ist, dem ein jugendlicher Gewalttäter auf einem Bahnsteig gegen den Kopf tritt? An der kostenlosen Gesinnungshuberei erkennt man den Betroffenheitshausierer, an den ranzigen Allgemeinplätzen, mit denen er sich auf der sicheren Seite wähnt und mit denen sich in der bundesdeutschen Gesellschaft Anfang des 21. Jahrhunderts immer billig punkten lässt. Nebenbei entsorgt er Meinungen, mit denen er sich nicht auseinandersetzen mag, irgendwo in finsteren rechten Ecken, und sei es, dass ein ehemaliger Finanzsenator besorgniserregende Statistiken herumreicht, die mit der Parallelwelt des Gutmenschen nicht kompatibel sind. Wenn an Zahlen nicht zu rütteln ist, legt man zum hundertsten Mal die Platte mit den „kruden Thesen“ auf. Der Gutmensch ist schließlich immer im Recht, er hat die Moral gepachtet, und wer den Glauben an das Böse im Menschen noch nicht verloren hat, muss selbst ein rechter Stinkstiefel sein.
In der SZ-Redaktion ist Max Scharnigg, sicher der Prototyp des homo perfecto beneficaris, bestens aufgehoben, ist sie doch eine Bastion der Anwälte für die Mühseligen und Beladenen dieser Welt, für die Unterdrückten, Unterprivilegierten und Diskriminierten, und sei es auch, dass sich die Solidarität mit diesen im Verfassen feuriger Leitartikel erschöpft. Allzu nah möchte man seinen Schützlingen denn doch nicht kommen. Es reicht, wenn sie die Munition liefern, mit denen sich auf den politischen Gegner feuern lässt.
Wer von solchen Leuten angepinkelt wird, auch wenn er kein islamkritischer Neonazi mit Geländewagen ist, muss auf alle Fälle irgendetwas richtig gemacht haben.
Lehrerstammtisch – aus: Darvins Illustrierte
Herr Scharnigg verwechselt offenbar Gutmenschentum und Idealismus.
Gutmenschen sind aber eben gerade keine Idealisten, sondern Heuchler, deren vorgeschobener Idealismus immer nur für andere gilt.
jonasm sagte:
Gutmenschen sind aber eben gerade keine Idealisten, sondern Heuchler, deren vorgeschobener Idealismus immer nur für andere gilt.
——————
Würde ich nicht ganz so sehen, und Sie, Jonasm haben das wohl so oder so ähnlich gemeint:
„Gutmenschen sind aber eben gerade keine Idealisten, sondern Heuchler, deren vorgeschobener Idealismus immer nur für sich selbst und ihre Gesinnungsgenossen gilt.
Grüße
Bernd
Wieder einmal ein fantastischer kleiner Artikel aus dem Hause Casula!
Weieter so!You make my day!
“…Wieder einmal ein fantastischer kleiner Artikel aus dem Hause Casula!…”
Stimmt! – Das ist die beste und vollständigste Beschreibung des sog. “Gutmenschen”, die ich bisher zu Gesicht bekommen habe. Schade, dass auch dieser Artikel an den Betroffenen – wie immer – wirkungslos abtropfen werden wird. Gegen diese Art von selbstgerechtem Narzissmus scheint leider kein Kraut gewachsen zu sein. Eigentlich auch kein Wunder, da die Konsequenzen der “Gutmensch-Politik” stets von anderen ausgebadet werden müssen. Wer kennt schon einen Gutmenschen, der selbst in einem Wohnblock mit 24 sog. “Sozialbenachteiligten” wohnt?
Wäre möglich … 😉
Damit hat CC sogar Broder übertroffen, der zum selben Thema bei achgut schreibt: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/tote_fische
„Warum sieht er bei einem blonden, blauäugigen Massenmörder das Motiv in dessen Fanatismus, bei einem muslimischen mit Schnurrbart jedoch nicht?“
Funktioniert auch andersherum: Warum durfte man so oft bei Gutmenschenhassern lesen, dass jener blonde, blauäugige Massenmörder im tiefsten Herzen doch irgendwie Islamist sei?
Nö, liebe Anja, tut’s nicht. Weil das niemand gesagt hat. Aber ein Versuch war’s sicher wert.
..von deutschem Boden soll nie wieder nicht ein Krieg ausgehen..
Die verweigerte Hilfe, zB jetzt aktuell den Gaddadfa- Stamm feige nachts ohne Verluste in die Steinzeit zurückzubomben, damit „die Rebellen“ siegreich in dessen „Hochburgen“ reinschlendern können..
dies nennt Casula „unterlassene Hilfeleistung“.
Daß jetzt ein ausgewiesener Islamist und Gotteskrieger durch französische Ausrüstung und wegfreibomben durch Nato in Tripolis als Kommander residiert.. Gefällt das CC? mannomann, wie flach das.
..ach ja sorry, ich vergaß, SoE hat ja nur das eine Thema Israel..
(automatisch sind immer „der Westen, die Nato“ die Freunde. Auch wenn denen, wie jetzt beim Libyen zerbomben zu sehen, das Ländle Israel herzlich egal ist).
Wenns garantiert schief geht, ist balde Nordafrika islamistisch regiert, mit Nato Hilfe.
Dann könnte ja irgendwann mal auch Israel sog. Nato- Hilfe gebrauchen müssen.
Diese ist noch lange nicht ausgelastet..!
nicht dass er im herzen islamist sei, konnte man lesen, sondern dass er den hass auf die moderne mit diesen teilt, und dass er, anders als broder & co, einer regressiven utopie nachhängt, einem abendland wie es seit der industrialisierung nicht mehr existiert (existieren kann). und dass durfte man bei den gutmenschenhassern (nunja, längst nicht bei allen), lesen, weil die vielleicht zumindest versucht haben, dem fanatismus auf den grund zu gehen, statt breivik = broder = allediereligionskritiknichtnurdortbetreibenwovondenkritisiertennixzubefürchtenist = islamkritik zu setzen. guckst du: http://lizaswelt.net/2011/08/02/die-methode-breivik/
Dann ist der Gute also ein Grüner?
Danke.
Danke Claudio,
Wunderbar zusanmmengefasst!
Eigentlich müsste man jede deiner Entgegnungen fett herausheben.
Beste Grüße
und eine gute Woche
Bernd
Sehr schöner Artikel, der mal wieder seinen Weg durch meinen Emailverteiler finden wird!
Auch auf die Gefahr zu langweilen: Das Problem ist die fehlende Opposition zu den Thesen der Gutmenschen – wenn man mal von den erwähnten Blogs absieht – Medien oder gar Parteien: Fehlanzeige!
Noch ist man mit abweichender Meinung zu den Themen der Meinungsdiktaturler nur „uninformiert, „dumm“ oder schlimmstenfalls „Rechtspopulist“. Was als nächstes kommt, lehrt die Geschichte – davor sollte man Angst haben…
Gratulation zu diesem Artikel.
Vielleicht hilft es ja auch den „Gutmenschen“ einfach umzubenennen, um Herrn Scharnigg nicht zu empören. Früher nannten wir diese nämlich einfach Spiesser.
Im Hebräischen nennt man einen Gutmenschen „yafe-nefesh“ (schöne Seele). Gefällt mir ganz außerordentlich.
das ist zwar literarisch und schöngeistig. Heute braucht man aber irgendwas mit –phob und ..skeptiker. Wie wärs mit israelophoben Terrorismusskeptikern ?
Yafe nefesh ist korrekt. Mir gefällt das auch. Ich wüßte zu gern, woher das eigentlich kommt.
[…] Herr Scharnigg stellt sich doof — Spirit of Entebbe. […]
Fehlen von Opposition ist gut gesagt, wo Beschäftigungen mit Gutmenschen über Begriff- und Kritiklosigkeit hinwegtrösten sollen.
Israelsolidarität für Rechte bleibt leidlich bei Lizas Welt noch anzulesen und umsichtig weiterzuverlinken, doch SoE ist endgültig nicht mehr als effektiv „proisraelisch“ anzunehmen, wie man nicht zufällig natürlich in der SZ ausdrücklich enden konnte, wo neurechte Blogger oder die „Sezession“ mit stink tank ansonsten zu notieren gewesen wären. Bezeichnend schändliche Vorlage, dieser Versuch der Entgegnung auf einen weitestgehend untadeligen Artikel.
Ihre Reaktion ist ein typisches Beispiel für linkes Gutmenschentum: sich nicht mit einem einzigen Argument auseinander setzen wollen, aber die andere Meinung in einer Schublade versenken. Melden Sie sich wieder, wenn Sie eine meiner Fragen schlüssig beantworten können, oder gesellen Sie sich wieder zu den anderen Moralaposteln, mit denen man nicht diskutieren kann. Auch Linke müssen lernen, sich mit Kritik abzufinden, denn sie sind tatsächlich nicht unbedingt die besseren Menschen, wie Jan Fleischhauer sehr schön dargestellt hat.
Zitat: Bezeichnend schändliche Vorlage, dieser Versuch der Entgegnung auf einen weitestgehend untadeligen Artikel.
Ist ja ein Ding. Das würde ich wortwörtlich auch auf Ihre Entgegung übernehmen.
geiles Stück!
Claudio, Du Bist ein Artist.
S.P.O.N. – Fragen Sie Frau Sibylle: Israel? Weiß ich Bescheid! – SPIEGEL ONLINE – http://spon.de/adsia
@Roger,
nicht der Beitrag von Sibylle ist für den moralischen Zustand vom Deutschland bezeichnend, sondern die Reaktionen auf den Beitrag in den Leserkommentaren. Ich habe schon immer vermutet, dass die Leser von SPON mehrheitlich Gaga sind. Nur die Leser von DIE ZEIT und SZ übertreffen die Leser von SPON in ihrem „Gagasein“.
Kein Thema so berüht die Gemüter der Leser von SZ, SPON und DIE ZEIT wie Israel. Anderseits sind fahren die Leser von Welt Online auch auf diese Themen ab. Zum Glück wird die Kommentarfunktion bei WO ziemlich schnell geschlossen, bevor die „Antizionisten“ sind ganz abreagieren dürfen.
Würde ein Allien die Kommentare in den Online Gazetten lesen, hätte er schnell eine Meinung über Deutschen parat: antisemitisches und antiamerikanisches linkes Pack. Wahrscheinlich würde sich er irren. Oder?
Den „Rittern der Politischen Korrektheit“ geht es gar nicht so sehr um das Wohl und Wehe der Ausländer, der Frauen und der anderen von ihnen „umsorgten“, angeblich oder tatsächlich diskriminierten Bevölkerungsgruppen, sondern vielmehr darum, sich selbst als wahrhaft edel und menschenfreundlich hinzustellen – stets mit dem pharisäerhaften Unterton: Seht her, was für ein guter Mensch ich bin, und nehmt euch an mir ein Beispiel!
Aus diesem Grund wird in den Medien und auch im Volksmund für diese Zeitgenossen oft der Begriff „Gutmensch“ verwendet. Es handelt sich um einen polemischen Ausdruck, der ein positiv besetztes Adjektiv – in diesem Fall „gut“ – mit einem bestimmten Substantiv verbindet, um auf diese Weise Ironie, Sarkasmus, Zynismus zu erzeugen. (Ähnliche Begriffe sind: Besserwisser, Rechthaber, Klugscheißer – alles Typen, die fast immer lächerlich, oft genug zudem aber auch ausgesprochen lästig daherkommen…)
„Gutmensch“ und „guter Mensch“ sind keineswegs identisch, vielmehr ist der Erstgenannte oft genug das genaue Gegenteil von letzterem. Ein guter Mensch war beispielsweise Mutter Theresa: sie hat ihr Leben den Armen in Kalkutta gewidmet und dafür auf viele Annehmlichkeiten der westlichen Welt verzichtet. (Bei den „Politisch Korrekten“ ist Mutter Theresa übrigens nicht gut angesehen: sie werfen ihr vor, gewisse Dogmen der katholischen Kirche gepredigt zu haben, wie etwa das Verbot der Empfängnisverhütung – als würde das ihren lebenslangen Einsatz für die Armen auch nur im Geringsten entwerten!!!)
Hat man je davon gehört, dass jemand, der sich über die Ausweisung südosteuropäischer Roma aus Frankreich echauffiert, auch nur einen dieser armen, verfolgten, ausgegrenzten, diskriminierten Menschen bei sich zu Hause aufgenommen und ihm dort eine neue Heimstätte geboten hat? (Eine ganze Sippe – Roma-Oma, Roma-Opa, Mamma, Pappa und viele, viele Kinderlein vom Säugling bis zum Milchbart – wäre natürlich noch besser. Die Wohnqualität von Gutmensch’s Villa würde sich innerhalb kürzester Zeit drastisch verändern, ebenso das Verhältnis zu den Nachbarn.)
Aber so weit geht Gutmensch’s Gutherzigkeit denn nun doch nicht. Lieber lässt er die Allgemeinheit (sprich: den Steuerzahler) für seine guten Werke finanziell aufkommen.
super artikel. war eine wahre freude ihn zu lesen.
huch: „blablabla …eher eine handfeste Abreibung. blablabla!“ was will uns der schreiberling mit dieser dämlichen unterstellung mitteilen; das er tatsäschlich erwartet etwas auf die finger zu bekommen?
nun, der artikel ist quasi die schallende ohrfeige nach der der gutmensch max scharnigg lechzt.
die kurze Definition des Gutmenschen:
Ein guter Mensch tut Gutes, ein Gutmensch läßt Gutes tun.
Im Artikel wird yu Recht die Frage gestellt:
„Könnte es sein, dass der Gutmensch nicht selten ein ziemlich verlogener Zeitgenosse ist (…), dass er das Sozialarbeitersprech nur so lange bemüht, bis es sein Auto ist, das die Hooligans in Flammen aufgehen lassen oder bis er selbst es ist, dem ein jugendlicher Gewalttäter auf einem Bahnsteig gegen den Kopf tritt?“
Ein Musterexemplar des im Artikel erwähnten Edelspiessers habe ich im untenstehenden Gedicht zu Wort kommen lassen. Es ist schon ein paar Jahre alt – statt „Frankreich“ könnte man in der ersten Zeile inzwischen diverse andere Ländernamen verwenden…
ES BRENNT
(11.11.2005)
„In Frankreichs Städten, Nacht für Nacht,
da lodern hell die Flammen.
Die Jugend, sie ist aufgewacht
und rottet sich zusammen.
Dem Bürgerpack wird demonstriert:
Jetzt zahlt ihr eure Schulden!
Dass ihr uns stets diskriminiert,
woll’n wir nicht länger dulden.
Dem feigen Spießer klappern laut
vor Angst die morschen Knochen.
Am liebsten hätt’ mit Gänsehaut
er sich im Bett verkrochen…“
So dacht’ ich, als mein Weiblein mich
aus meinen Träumen weckte
und mich – Herrgott, wie fürchterlich! –
mit dieser Nachricht schreckte:
„Los, Mann, steh auf und schau mal schnell
dort aus dem vord’ren Fenster!
Ein Feuer lodert leuchtendhell.
Ja, sehe ich Gespenster?“
„Dort brennt ein Wagen lichterloh!
Was ist das wohl für einer?
Du lieber Schreck – mir ist fast so,
als wär’s am Ende meiner!“
Wer hat mein Auto angesteckt?
Den sollte man erschießen!
Ihn so lang hau’n, bis er verreckt!
Mit heißem Öl begießen!
Mein Auto ist nur noch ein Wrack,
pechschwarz, wie Ruß und Kohle.
Ach, dass das miese Lumpenpack
alsbald der Teufel hole…!“
@Charles Atlas
Ganz wunderbare Dichtung, vielen Dank dafür, daß wir es lesen dürfen!
Die Wendung von: „Dem feigen Spießer…“ zu „…alsbald der Teufel hole…!“, einfach famos.
@Joram
Ja, ich war auch entsetzt über diese Kommentare. Ich fand es gut, dass so ein Artikel bei SPON erscheint, aber bewirken wird er nichts.
Weil du die Welt ansprichst: die Kommentare bei Herzingers Freier Welt sind auch oft unter aller Sau. Ich kann die Zeitungen verstehen, die Kommentare ab sofort nur noch geprüft online stellen. Das ist auch keine Zensur, diese Leute können sich ja noch auf anderen Seiten auskotzen.
@CC
Ich freue mich, dass hier wieder mehr publiziert wird! Weiter so!
@Roger
Nu, diejenigen, die Kommentare bei DIE ZEIT, SZ oder SPON „prüfen“ haben offensichtlich ´ne Klatsche. Ich bin ein älterer Mensch und ich habe viel im meinem Leben gesehen, aber so ein Gewitter an Emotionen wenn das Wort „Juden“, „Israel“ oder „Gaza“ in einem Zeitungsartikel erscheint, erstaunt mich jedes Mal. Und gleichzeitig diese unheimliche emotionale Kälte, wenn in einem anderem Landstrich ein Massenmord stattfindet, es sei denn im Kongo, Pakistan oder in Syrien. Schon ziemlich krass, diese Gutmenschen.
[…] Das gesamte Gutmenschentum entlarvt Claudio Casula überaus treffend anhand des Beispiels eines Schmierfinken von der Süddeutschen Zeitung: Herr Scharnigg stellt sich doof. […]
[…] like thisSpirit of Entebbe 12 September 2011Von Claudio CasulaDas Sturmgeschütz der Monotonie aus der Hultschiner Straße in […]
[…] über die Klinge springen lassen. Claudio Casula an die Adresse von Max Scharnigg – Spirit of Entebbe, 05.09.11. Weiter: Könnte es sein, dass der Gutmensch nicht selten ein ziemlich verlogener Zeitgenosse […]
[…] Zeitung – Der Mann weiß ganz genau, wohin die Bösen hinzuverorten sind, die den Begriff „Gutmenschen“ benutzen: Alles Nazis, weil die Nazis den Begriff erfunden und erstmals verwendeten. Dumm nur, dass seine […]