Deutsche Journalisten sind in heller Aufregung: Der Iran entwickelt offenbar tatsächlich Nuklearwaffen – und Israel droht prompt mit einem Militärschlag! Ja, sind die Juden denn verrückt geworden? Haben ihnen ihre Kriege gegen Hisbollah und Hamas nicht gereicht? Sind sie nicht genug damit beschäftigt, gegen türkische Friedensaktivisten vorzugehen und die Palästinenser mit Hausbau für deren Aufnahme in die UNESCO zu strafen? Oder wird es ihnen auf Dauer schlicht zu langweilig, sich durch gezielte Tötungen an praktizierenden Israelkritikern zu rächen?
Nun verfügt der deutsche Journalismus über ein ganzes Arsenal von Fachleuten für Fragen dieser Art. Doch wer könnte hierfür besser geeignet sein als Peter Münch, Nahostkorrespondent der für ihre sachkundige und ausgewogene Israelberichterstattung allseits geschätzten Süddeutschen Zeitung?
Mit beneidenswerter Klarheit verdeutlicht Münch bereits in der Überschrift, worum es geht: um ein von Israel heraufbeschworenes „Horrorszenario“. Denn während Nuklearwaffen in den Händen von Islamisten keinesfalls ein größeres Problem für die ganze Welt darstellten, hätte ein israelischer Militärschlag gegen das iranische Atomwaffenprogramm dramatische Folgen. Warum um alles in der Welt, fragt Münch, lassen sich die „Protagonisten in Jerusalem“ dann überhaupt auf dieses „hochgefährliche Spiel“ ein?
Zur Klärung dieser Frage zieht Münch die Analogie des Theaters heran. Die Welt schaue demnach „wieder einmal gebannt auf die nahöstliche Bühne“, auf der sich ihr ein „Schurkenstück mit Pauken und Raketen“ darböte. Israel ränge dort mit dem Iran und wir befänden uns „ungefähr in der Mitte des Dramas“. Lobend hebt Münch den israelischen Präsidenten Schimon Peres hervor, der den „altehrwürdigen Weisen“ und „seine Friedwertigkeit“ durchaus überzeugend spielte. Doch gerade deshalb erschauderte das Publikum nun beim Gedanken daran, dass es sich beim fröhlichen Schauspiel womöglich doch um eines „auf Leben und Tod“ handeln könnte.
Doch Münch kann das deutsche Publikum beruhigen: „unmittelbare Kriegsgefahr“ drohe nicht – „trotz der harschen Worte“ Israels. Vielmehr sei das alles „im Rahmen der Regeln dieses Spiels“. Beunruhigend sei lediglich, dass die Juden, anders als Amerikaner oder Europäer, schlichtweg nicht in der Lage seien, die iranische Bombe als „abstrakte“ Gefahr zu begreifen:
Ein Volk, dessen kollektives Bewusstsein von der Verfolgung bis hin zum Holocaust geprägt ist, kann gar nicht anders, als die Vernichtungstiraden des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wörtlich zu nehmen.
Doch zum Glück gibt es ja Völker, deren Urteilsvermögen nicht durch die fortlaufenden Bemühungen ihrer Vernichtung getrübt ist, und die entsprechend wissen, dass angekündigter und tatsächlich vollzogener Judenmord zwei gänzlich unterschiedliche Paar Schuhe sind. Und immerhin wüsste Israel ja selbst, dass das drohende „Horrorszenario“ jüdischer Selbstverteidigung nur „begrenzte Erfolgsaussichten“ besäße, zugleich aber „weitreichende Folgen“ hätte. Insbesondere wäre dies „Krieg“, der den gesamten für harmonisches Miteinander bekannten Nahen Osten „in den Abgrund reißen könnte“.
Israel versuche mit der militärischen Drohung daher lediglich, wirkungsvolle Sanktionen zu erreichen, „denen sich nun endlich auch Russland und China anschließen müssten“. Da der deutsche Handel mit Iran bekanntlich vollständig eingestellt ist und Vertretern des Regimes keinerlei Legitimität zugestanden wird, liegt der Ball nun folgerichtig irgendwo in der sibirischen Tundra oder im chinesischen Hochland. Bis auf weiteres, so verkündet Münch, gelte jedenfalls die „alte Regel“: „Je lauter es aus Jerusalem tönt, desto unwahrscheinlicher ist ein Angriff“.
Deutsche Theaterfreunde können also aufatmen: So lange die jüdischen Hunde nur bellen wird das Stück bis zum finalen Akt seinen geordneten Gang gehen.
yeah, Mr. Moe, yeah, shake it baby! 🙂
Du hast es wieder auf den Punkt gebracht, eine Stimme der Vernunft im Wahnsinn der verqueren Medien.
Mehr davon!
„Doch wer könnte hierfür besser geeignet sein als Peter Münch, Nahostkorrespondent der für ihre sachkundige und ausgewogene Israelberichterstattung allseits geschätzten Süddeutschen Zeitung?“
Udo Steinbach!!!
Ulrike Putz, Gudrun Harrer (für mich als Ösi), Henning Mankell…
Hauptsache mankellhaft und gagasemitisch.
[…] https://spiritofentebbe.wordpress.com/2011/11/07/was-soll-das-ganze-theater/ […]
Komplimente, der Artikel (blog post) ist famos.
Neulich habe ich einen neuen Ausdruck gelernt: „Er hat einen an der Waffel“. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, beschreibt er den Zustand dieses Herrn Münch treffend.
Noch treffender:
„Er hat nicht mehr alle Latten am Zaun!“
Oder etwas subtiler:
„Er gehörte nicht zu dem Team, welches die tiefen Teller erfand!“
Habe auch eben einen neuen Ausdruck gelernt: „praktizierende Israelkritiker“.
Schliesse mich colchico in seinem Urteil über den Artikel an, famos.
Das Team der Erfinder tiefer Teller war mir neu. Es gefällt mir besonders gut – vielen Dank 🙂
(Meine Sammlung besteht nun aus elf Ausdrücken. Mal sehen, ob ich fünfzig zusammenkriege.)
[…] Wenn die Völkermörder aus Teheran wüten, hetzen und drohen, dann ist das a) ein Übersetzungsfehler und b) nur Gerede. Wenn die israelische Linke, um auf sich aufmerksam zu machen und Netanyahu eins reinzuwürgen, von einem bevorstehenden Angriff Israel auf den Iran schwafelt, ist alle Welt in heller Aufregung und behauptet die Regierung habe ihre Angriffspläne offenbart. „Was soll das Theater“, schreibt mehr oder weniger dazu einer der Ober-Nahostexperten der deutschesten aller Qualitätsjournaillen – und gibt auch wieder nur hetzerischen Müll von sich, wie Mr. Moe analysiert. […]
@colchico,
für Deine Sammlung:
„Er hat nicht alle Tassen im Schrank.“
„Er hat eine Meise.“
„Er ist nicht ganz alleine“.
„Bei ihm ist eine Schraube locker.“
„Er hat nicht alle auf der Reihe.“
„Er ist nicht ganz dicht.“
Fehlt noch in der Sammlung
ich liebe: er hat den tiefgang eines teelöffels.
oder auch :er leidet unter verbaler inkontienes.
gruss an colchico ,deine sammlung bald voll?
ach ich vergass noch den geistigen zustand einer amöbe zuerwähnen.
vieleicht gefällt der spruch. ich denke das trifft das dilemmer ,geistiger abstinens am besten.
Noch einer ist mir eingefallen:
„Er hat ein Rad ab.“
Eben oben gelesen: „Stoff fürs Hirn.“
Die Assoziation dazu:
„Er hat einen Hirnriss.“
Noch einer: 😀
„Er hat einen Knall.“
„Er ist nicht das hellste Kügelchen im Rosenkranz.“ (oder, um es mit Stromberg zu sagen: „Er ist nicht die hellste Röhre im Solarium“)
„Er ist als Kind vier Mal hochgeworfen und nur drei Mal wieder aufgefangen worden.“
„Er ist nicht das hellste unter den Toastbroten“
Sie sind großartig, vielen Dank 🙂 Ich bin jetzt bei 25,5. („Er hat ein Rad ab“ ist vermutlich fast dasselbe wie „Ihm fehlt ein Rad“? Sammlung unter http://colchico.tumblr.com/ )
Disch habbe se wohl als Kind zu heiß gebad’t
Der hat einen an der Schüssel
Wenn Dummheit weh täte, würd‘ der nur noch schreien
„Er hat ein Rad ab“ ist richtiger…
Wenn Dummheit radfahren könnte, müsste er den Gotthard (Everest …) hinunter noch bremsen.
He lost his marbles
Der ist behämmat.
Der hat ’nen Riß in der Schüssel.
Der ist erkenntnisresistent.
Der ist unterbelichtet.
Der ist nicht gerade eine Leuchte.
Der ist dumm wie Stroh.
Dem ist das Hirn in der Sonne verdampft.
Der hat den IQ einer Amöbe.
(habe ich von einem Judenhasser gelernt 😉 )
Sein Kopf riecht nach Verwesung.
Der hat von Ohr zu Ohr Durchzug.
Bei dem ist’s duster im Oberstübchen.
Der ist nicht ganz Helle.
Der ist als Kind aus der Krippe gefallen.
Torfkopf.
Dummkopf.
Holzkopf.
In seinem Kopf herrscht große Leere.
Der hat ’nen Vogel.
Der hat ’ne Meise.
Sein Kopf ist nur Dekoration.
(List sicher nicht vollständig, aber über 50 dürften es schon sein?)
(das ein oder andere ähnelt dem ein oder anderen, tja. Noch eines zum „deutschen Charakter“: es ist nicht zu verleugnen, daß es im Deutschen recht viele Bezeichnungen dafür gibt, jemand anderes zu sagen: „he lost his marbles“, richtig?)
Amor, Du bist Klasse.
Noch einer:
„Er ist als Kind zu heiss gebadet worden.“
Phantastisch – Ihnen allen vielen Dank 🙂
Die Sammlung umfasst nun deutlich mehr als 50 Ausdrücke. Dabei habe ich nur die salonfähigen aufgenommen, die zudem auf Einbezug der Verwandtschaft verzichten. Man macht sich ja keine Vorstellung, welch böse Ausdrücke brav und wohlerzogen wirkende Kollegen sich einfallen lassen oder kennen, von alten Damen ganz zu schweigen!
Die Vielzahl ist eindrücklich, da haben Sie vollkommen recht, A.mOr. Ob die nun am Charakter liegt, an der Phantasie oder an der Anzahl Sitzungen, die man im deutschen Sprachraum über sich ergehen lassen muss, kann ich aber nicht beurteilen.
(Zu finden ist die ganze Sammlung unter
http://colchico.tumblr.com/tagged/50_Ways_to_Say_He_lost_his_marbles
Ich werde sie jeweils erweitern, wenn ich einige neue Ausdrücke beisammen habe. Bei Gelegenheit will ich außerdem versuchen, die wichtigsten Motive ausfindig zu machen, die in den Redewendungen vorkommen. Bisher aufgefallen sind mir jedenfalls die Vögel, die Vergleiche des Dummheitsgrades mit hypothetischen körperlichen Leistungen (Schreidauer, Kraft beim Radfahren), die Formen des Beschädigtseins, das Konstatieren eines Mangels an Helligkeit und Tiefe oder aber eines Überflusses von Dingen an einem ungewöhlichen Objekt/Ort (Kopf, Waffel (!), Schüssel). Auch Mutmaßungen zur Anatomie und Biographie scheinen eine große Rolle zu spielen: neuronale Auffälligkeiten unklarer Genese, der Kopf dient anderen Funktionen als üblich, ist bevölkert oder besteht aus außergewöhnlichen Materialien; durchlebte hirnschädigende Ereignisse, nicht an Erfindungen beteiligt.)
Hallo colchico,
mein Letzter war eine Doppelung.
Aber mal was anderes: Wer teilt dem Superjournalisten und Nahostkorrespondenten Peter Münch mit, was wir von ihm halten?