Man wüsste gern, was Yassir Arafat dachte, damals, am 9. September 1993, als er Yitzchak Rabins Bedingung für die Anerkennung der PLO in einem Brief an den israelischen Ministerpräsidenten akzeptierte. Damals schrieb er u.a.:
The PLO recognizes the right of the State of Israel to exist in peace and security.
The PLO accepts United Nations Security Council Resolutions 242 and 338.
The PLO commits itself to the Middle East peace process, and to a peaceful resolution of the conflict between the two sides and declares that all outstanding issues relating to permanent status will be resolved through negotiations. The PLO considers that the signing of the Declaration of Principles constitutes a historic event, inaugurating a new epoch of peaceful coexistence, free from violence and all other acts which endanger peace and stability. Accordingly, the PLO renounces the use of terrorism and other acts of violence and will assume responsibility over all PLO elements and Personnel in order to assure their compliance, prevent violations and discipline violators.
Jetzt, da man es besser weiß, kommen einem diese Worte wie Hohn vor. Nicht, dass man damals davon ausgehen konnte, Arafat würde sich an sein Versprechen halten, künftig der Gewalt zu entsagen und alle Probleme „durch Verhandlungen“ zu lösen. Aber man dachte doch zumindest: Jetzt kann er eigentlich nicht wagen, dieses feierlich abgegebene Versprechen zu brechen. Nicht, ohne vor aller Welt als Lügner und Betrüger dazustehen.
Aber er konnte. Und er konnte es sogar, ohne vor aller Welt als Lügner und Betrüger dazustehen – dank seiner Komplizen in den Medien, die alles taten, um der israelischen Seite immer und immer wieder den Schwarzen Peter zuzuschanzen. Wie Karin Leukefeld, die am Samstag im Neuen Deutschland zum 15. Jahrestag des „Oslo-Abkommens“ das Scheitern desselben erklärte. Der Titel („Das falsche Versprechen“) passt in diesem Zusammenhang wie Arsch auf Eimer, nur wird der Lüge und des Betrugs, man ahnt es schon, nicht Arafat bezichtigt, sondern Israel.
Wie bei ihren antiisraelischen Gesinnungsgenossen rund um den Erdball siegt auch bei Leukefeld der Bauch über die historische Sachkenntnis, sonst könnte sie kaum behaupten, die „UN-Resolution 242 (fordere) den vollständigen Rückzug des israelischen Besatzungsregimes aus den 1967 besetzten Gebieten“.
Aber manche Legenden halten sich zäh, und diese gehört dazu. Man glaubt eben das, was man glauben will. Wäre ich davon überzeugt, dass Gott die Welt vor knapp sechstausend Jahren erschaffen hat, würde ich auch nichts von 200 Millionen Jahre alten Dinosaurierknochen hören wollen, und entsprechend weigern sich Leukefeld et al. hartnäckig, den Wortlaut der Resolution 242 zur Kenntnis zu nehmen.
Ähnlich verhält es sich mit dem „Oslo-Abkommen“, das Israel inzwischen sogar einen, von den Palästinensern euphemistisch „Al-Aqsa-Intifada“ genannten, veritablen Oslo-Krieg eingebrockt hat, einen „Friedensprozess“, der mehr Terroropfer forderte als die Jahrzehnte davor. Dieses „Oslo-Abkommen“ war für die Palästinenser wie für ihre Sympathisanten eine reine Einbahnstraße. An die entsprechenden Verpflichtungen hatten sich ausschließlich die Israelis zu halten, man selbst beschränkte sich auf Forderungen und machte so weiter wie bisher – mit dem Unterschied, dass nun mit den Autonomiegebieten Territorium vorhanden war, in dem man den „bewaffneten Kampf“ proben, von dem aus man ihn führen und in das hinein man sich nach vollbrachter Tat wieder zurückziehen konnte. Und natürlich waren nun auch Waffen vorhanden. Zehntausende. Und so kam, was kommen musste.
Nicht, dass Karin Leukefeld auch nur einen Gedanken an das Prinzip „Land gegen Frieden“ verschwenden würde. Denn was sah das Abkommen nach ihrer Wahrnehmung vor?
Das Abkommen sah den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus den besetzten Gebieten während einer fünf Jahre dauernden Übergangszeit vor, die politische Kontrolle sollte an eine palästinensische Regierung übergeben werden. Ausdrücklich ausgeschlossen bei der Vereinbarung blieben der Status von Jerusalem – das von beiden Seiten als Hauptstadt beansprucht wird – sowie die Fragen der palästinensischen Flüchtlinge, der Siedlungen, der Sicherheit und die Grenzfestlegung.
Fragen, die erst in einem späten Stadium der Verhandlungen auf den Tisch kommen sollten, nachdem eine gewisse Vertrauensbasis geschaffen war. Dazu kam es, ebenso wie zu weiteren Rückzügen, erst einmal nicht, weil Arafats PLO-Kamarilla ihr Versprechen, der Gewalt abzuschwören, von Anfang an nicht ernst nahm. Und damit stand und fiel nun mal der ganze „Land gegen Frieden“-Deal.
Schon bald stellte sich heraus, dass die Gegner des »Oslo-Abkommens« Recht behalten sollten.
Stimmt – allerdings die auf der israelischen Seite, ironischererweise der im Westen unbeliebte Netanyahu und seine Likudnikim, also jene, die man pauschal als „Feinde des Friedens“ abqualifiziert hatte, obwohl doch allerlei Gründe dafür sprachen, Arafat und seiner Tunis-Clique grundsätzlich mit einem gesunden Misstrauen zu begegnen. Tatsächlich sollte sich der Erzterrorist Arafat als unfähig und unwillig erweisen, sich an ein Abkommen „Land für Frieden“ zu halten. Seine „Sicherheitskräfte“ riefen bei der Formalausbildung im Stakkato „Haifa! Jaffa! Ramle!“, und weiterhin reichte Palästina „vom Jordan bis zum Meer“. Vom Frieden war, wenn Arafat zu seinem Volk sprach, nie die Rede – nur von dem, was man als sein Recht ansah und bekommen wollte, notfalls weiter durch den „bewaffneten Kampf“. Nicht mal die PLO-Charta wurde geändert – auch das eine Verletzung der mit Israel getroffenen Abkommen.
Der Rest ist Geschichte. Schon 1996 („Tunnelunruhen“) schossen erstmals palästinensische „Sicherheitskräfte“ auf israelische Soldaten, 2000 ließ Arafat Camp David platzen und kehrte nun höchstoffiziell zur Gewalt zurück, der er doch feierlich abgeschworen hatte. Die Al-Aqsa-Intifada sollte an Brutalität alles in den Schatten stellen, was der PLO-Terror bis dahin angerichtet hatte. Und in der Muqata saß Arafat, seit Dezember 1994 Friedensnobelpreisträger, unterzeichnete Zahlungsanweisungen an Mordkommandos, ließ auf dem Seeweg Waffen schmuggeln und feuerte die Massen mit „Jihad! Jihad!“-Rufen an.
Diese kleinen Details muss Karin Leukefeld übersehen haben, jedenfalls tauchen weder Hamas noch Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden noch irgendein Terroranschlag in ihrem Artikel über die 15 Jahre nach Oslo auf. Nach der stattsam bekannten Masche der falschen Palästinafreunde schildert sie lediglich die unangenehmen Folgen palästinensischen Terrors:
Israel nutzte diese und weitere Vereinbarungen lediglich, um ein noch ausgefeilteres Besatzungssystem gegen die Palästinenser zu entwickeln. Die palästinensischen Gebiete wurden immer weiter aufgesplittet und durch Straßensysteme, die den Israelis vorbehalten waren, voneinander getrennt. Hunderte militärische Kontrollpunkte in der Westbank verhindern heute ein normales Leben…
…und so weiter und so fort. Dass Straßen gebaut werden mussten, „die den Israelis vorbehalten waren“, war zwar – wie auch die Einrichtung der Checkpoints – eine direkte Folge der Tatsache, dass palästinensische Terroristen motorisierten Siedlern und ihren Familien in zahllosen Fällen auflauerten, sie beschossen und ermordeten, aber die Ursache (Gewalt) zu unterschlagen und die Wirkung (Gegenmaßnahmen) zu beklagen, ist ja das täglich Brot von Propagandaknechten wie Karin Leukefeld, die auch den Terror, dem die PLO angeblich schon 1988 offiziell entsagte, in vielsagende Anführungsstriche setzt.
15 Jahre nach Oslo ist Arafat längst tot, so tot wie der „Friedensprozess“, den ernst zu nehmen er vor aller Welt gelobt hatte. Ein gebrochenes, ein falsches Versprechen. Nur manche merken es immer noch nicht. Die schreiben dann im Neuen Deutschland.
[…] des Tages Zu den Kommentaren Claudio Casula schreibt´s mal wieder, wie es ist. Mit der ihm eigenen analytischen Schärfe seziert er das Wirken der Palästina-Propagandisten. Dem […]
Die Formel „Land für Frieden“ ist ein zutiefst pathologisches, um nicht zu sagen, suizidales Konzept. Kein anderer Staat der Welt käme auf die Idee, die Beziehungen zu seinen Nachbarn nach diesem Grundsatz zu gestalten. Man muss den Gedanken nur konsequent zu Ende denken. Nach diesem Prinzip gibt es so lange keinen Frieden im Heiligen Land, wie noch irgendwer Anspruch auf israelisches Territorium erhebt. Mit anderen Worten: so lange, bis Israel von der Landkarte verschwunden ist – denn irgendeine radikale Gruppe extermistischer Paläostinenser wird es immer geben, die dem Staat Israel jegliche Existenzberechtigung abspricht. Solche Gruppen erhalten übrigens immer dann besonders massiven Zulauf, wenn die Gruppen, denen sie bisher gefogt sind, Israel gegenüber plötzlich moderatere Töne anschlagen.
Sehr guter Kommentar, nur leider schaffen es Richtigstellungen eher selten in diverse (Print-)medien, zu festgefahren das heute noch unglaublicherweise enorm weit verbreitete Bild von der Schuld Israels und dem revolutionären Friedensstifer Arafat. Ich kann mir dieses perverse Bild bis heute nicht erklären.
Kleine Korrektur:
nicht erst seit den Tunnelunruhen schossen „erstmals“ palästinensische Polizisten auf Israelis. Damals wurde es erstmal publik und im Fernsehen dokumentiert.
Gedächtnishilfe bietet vielleicht nachfolgende Liste:
http://www.mfa.gov.il/MFA/Terrorism-+Obstacle+to+Peace/Palestinian+terror+before+2000/Fatal+Terrorist+Attacks+in+Israel+Since+the+DOP+-S.htm
[…] seltsamen Gedenkens-Stilblüten (na ja: Schwachsinn) geführt. Eine dieser Schmierereien hat Claudio Casula exemplarisch aufbereitet und zeigt auf, worum es den Friedenshetzern wirklich geht und wie verlogen […]