Von Stefan Frank
Und sie brachen auf von Bethel. Und es war noch eine Strecke Landes, um nach Ephrath zu kommen, da gebar Rahel, und es wurde ihr schwer bei ihrem Gebären. Und es geschah, als es ihr schwer wurde bei ihrem Gebären, da sprach die Hebamme zu ihr: Fürchte dich nicht, denn auch dieser ist dir ein Sohn! Und es geschah, als ihre Seele ausging (denn sie starb), da gab sie ihm den Namen Benoni; sein Vater aber nannte ihn Benjamin. Und Rahel starb und wurde begraben an dem Wege nach Ephrath, das ist Bethlehem. Und Jakob richtete über ihrem Grabe ein Denkmal auf, das ist das Grabmal Rahels bis auf diesen Tag.
Gen. 35, 16-20
Die antijüdische Weltverschwörung hat wieder einmal zugeschlagen. Das Exekutivkomitee der Unesco nahm Ende Oktober mit 44 zu eins Stimmen ein Dokument an, das zwei der wichtigsten jüdischen Heiligtümer, die Höhle der Patriarchen in Hebron und Rachels Grab in der Nähe von Bethlehem, als „Teil der besetzen Palästinensergebiete“ bezeichnet. Was aber in Israel vor allem Empörung provozierte, war die Bezeichnung der Stätten als „Moscheen“. Nun gibt es an der Höhle der Patriarchen tatsächlich eine Moschee, die Ibrahimi-Moschee. Als der Islam sich nämlich im 7. und 8. Jahrhundert anschickte, die Welt zu erobern, entstanden solche Moscheen an vielen Orten, an denen die Bevölkerung vorher ihre Götter und Heiligen verehrt hatte, oft errichtet auf Trümmern zerstörter Bauten. Die Juden wurden doppelt enteignet: Die islamischen Truppen besetzten nicht nur ihr Land und errichteten Moscheen – auch dort, wo einst der Tempel gestanden hatte – sondern sie machten aus jüdischen Propheten islamische, aus Abraham Ibrahim.
Im aktuellen Streit könnten die Juden zumindest ein Urheberrecht beanspruchen. Schließlich würde man es auch keinem heutigen Religionsstifter zugestehen, Mekka zu einer für ihn heiligen Stätte zu erklären und sie als seinen Besitz mit allen damit einhergehenden Rechten auszugeben. Etwas ähnliches aber tun die Palästinenser – übrigens erst seit kurzem: Bis 1996 hat niemand Rachels Grab als „Moschee“ bezeichnet.
Der Fall hat indessen eine Bedeutung, die weit über Religion hinausgeht, man kann von einem archäologischen Dschihad sprechen. Der archäologische Dschihad hat zwei Seiten. Die eine ist die antisemitische Propaganda, der zufolge die Juden die Al-Aqsa-Moschee zerstören wollen. Sie begann in den zwanziger Jahren und hält bis heute an. Keine Behauptung ist zu dumm, als dass sie nicht geglaubt würde. Sogar, dass die Juden ein „künstliches Erdbeben“ auslösen wollten, wird behauptet, und auf der Webseite der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) – die bekanntlich gemeinsam mit alliierten Diktatoren die UNO dominiert – ist zu lesen, die OIC sei gegründet worden als Reaktion auf den „kriminellen zionistischen Versuch“, die Al-Aqsa-Moschee anzuzünden. Gemeint ist der Brandanschlag, den ein australischer Christ am 21. August 1969 verübte. Dass die Juden dahinter gesteckt hätten, ist eine Standardbehauptung der arabischen Antisemiten: Nachdem sie die Al-Aqsa-Moschee zerstört hätten, würden die Juden dort ihren Tempel bauen, glauben sie. Symbolisch gesprochen heißt das, dass die Errichtung der totalen jüdischen Weltherrschaft mit der Zerstörung des Islams einhergehen werde, bzw. dass der Islam die einzige Kraft sei, die eben dies verhindern könne.
Der zweite Teil des archäologischen Dschihad geht um Blut und Erde. Da Allah den Muslimen das Land Palästina als Waqf, als ewiges Erbe, gegeben habe, dürfe man davon keinen Zentimeter abgeben. So steht es auch in der Charta der Hamas. „Ewig“ aber bezieht sich nicht nur auf die Zukunft, sondern schließt auch die Vergangenheit ein. Einen jüdischen Tempel habe es in Jerusalem nie gegeben – geschweige denn Juden. Sie seien erst im 19. und 20. Jahrhundert aus Europa (nicht etwas aus Nordafrika, dem Jemen oder dem Irak) gekommen, weil sie dort wegen ihrer Geldgier gehasst worden seien, hat das Fernsehen der palästinensischen Autonomiebehörde erst jüngst wieder erklärt.
Darum, sagt der israelische Historiker, Politik- und Islamwissenschaftler Yitzhak Reiter, halten die Palästinenser Grabungen israelischer Archäologen nicht für Wissenschaft: „Es ist offensichtlich, dass man, wenn man tief gräbt, in der Vergangenheit über zweitausend Jahre zurückgeht und Artefakte der frühen jüdischen Periode findet. Es beleidigt die Muslime, wenn Archäologen Überreste aus der Zeit des ersten oder zweiten Tempels finden.“
Den Juden wird ihre kulturelle Vergangenheit in Palästina abgesprochen, weil sie dort keine Zukunft haben sollen. Der Wunsch nach physischer Auslöschung der Juden geht mit der Auslöschung des Gedächtnisses einher. Die Nationalsozialisten behaupteten einst, Heines „Loreley“ sei ein „Volkslied“, das der Feder eines „unbekannten Verfassers“ entstamme. Würden Hamas und Fatah ihr Ziel eines judenfreien Palästinas irgendwann erreichen, würden sie wohl den Kindern erzählen, es habe dort niemals Juden gegeben. Und was ist mit den Zeugnissen der Bibel, mit Jesus, Maria, Joseph und Paulus? Sie waren alle Palästinenser, hat Jassir Arafat bereits vor Jahren gesagt. Und im übrigen hieß Joseph natürlich Yussuf.
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Stefan Frank ist freier Journalist. Auf seiner Homepage ist eine Auswahl seiner Texte und Interviews zu finden.
Über den UNESCO-Beschluss, Rachels Grab als Moschee zu bezeichnen, berichten Stefan Frank und Pierre Heumann aktuell in der Jüdischen Allgemeinen. Ein Interview mit Yitzhak Reiter erscheint demnächst in konkret.
Die Abstimmung 44 : 1 sagt alles! Die UN ist eindeutig palästinenserlastig, das hat sie mit ihren Abstimmungen genügend bewiesen. Da will die UNESCO natürlich die gleiche Linie beweisen. Allen 44 Personen gebührt das Prädikat „blind, taub und geschichts- bzw. traditionslos“. Das Buch Genesis bedeutet ihnen nichts und von jüdischer Geschichte wollen sie nichts wissen. Sie verleugnen sie und haben nicht mal ein schlechtes Gewissen. Die Moslems reiben sich die Hände, sie konnten wieder mal einen moralischen Sieg einstecken.
Der archäologische Dschihad geht weiter, ohne dass es einen Einspruch gibt: Herr Abbas zeigte kürzlich triumphierend eine ihm überreichte Statue, die ganz „Palästina“ zeigt, ohne Israel. Das existiert nämlich gar nicht für ihn und seine „Untertanen“. Hieraus erkennt man seinen echten Willen zum Frieden mit Israel, denn für ihn existiert künftig Israel überhaupt nicht. Eigentlich hätte diese Geste eine öffentliche Rüge von Präsident Obama verdient. Doch dieser schweigt sich aus, tut so, als wüßte er davon nichts. Doch Fotos von Abbas mit der Statue, breit und hinterhältig lachend, gibt es! Na ja, dafür werden die USA Herrn Abbas in den nächsten Tagen schnell mal wieder mit zig Millionen Dollar Finanzhilfe belohnen. Das sagt alles über Amerikas künftige Politik.
Margot
mich würd mal eine liste der länder interessieren und wer wie abgestimmt hat… konnte leider nicths finden.
Wikipedia lehrt mich, daß die Juden eine Moschee für sich beanspruchen:
Die Moschee Bilal bin Rabah gilt in der jüdischen Tradition als Rachels Grab.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rachel_%28Bibel%29#Rachels_Grab
Gegenkritik hat auf twitter darauf aufmerksam gemacht, dass auch Wikipedia beim archäologischen Jihad mitmacht: Die Moschee Bilal bin Rabah gilt in der jüdischen Tradition als Rachels Grab.
@Margot
Quelle? Gerne mit link auf besagte Fotos.
@Culatello: Welche Quelle? Abbas und seine nette Statue?
hier:
– http://www.palwatch.org/main.aspx?fi=157&doc_id=3467
– http://www.thememriblog.org/blog_personal/en/31480.htm
“ … sondern sie machten aus jüdischen Propheten islamische, aus Abraham Ibrahim.“
Naja, islamisch argumentiert haben die Juden zuerst betrogen.
Und Isaak zum legitimen Erben Abrahmas erklärt, und nicht Ismael (Stammvater der Araber und somit der Muslime).
Muhammed hat das dann wieder richtig gestellt.
Also islamisch argumentiert, und a posteriori …
Wobei ja auch auch Isa (Jesus) gar nicht am Kreuz gestorben ist und auch keinen neuen Bund begründet hat, er hat lediglich Muhammed angekündigt (siehe Barnabas-Evangelium, das mag zwar gefälscht sein stimmt aber mit dem Quran überein, weshalb es dann doch richtig sein muss, weil der Quran ja richtig ist).
Also islamisch argumentiert, und a posteriori …
@heplev
Danke.
Gern geschehen.
Danke an Stefan Frank für diesen aufschlussreichen Beitrag. Die UN ist ein korrupter Haufen, der von der OIC dominiert wird. UN-Watch hat leider zu wenig Einfluss.
[…] das Rahelgrab und die Patriarchenhöhle seien Moscheen, bleibt Thema. Stefan Frank schreibt auf Spirit of Entebbe vom „archäologischen Jihad“ und stellt den Propagandalügenkrieg um diese […]
Danke für den Beitrag. Stefan Frank, gut wie immer.