bei uns ist alles in Ordnung.
Heute früh stellte ich, wie meist, die Morgennachrichten an, und war überrascht, Bilder eines brennenden Gastanks zu sehen und die Worte „Maaleh Yosef“ zu hören. So heißt unser regional council, eine Art Landkreis, nur kleiner. So, in der Nacht waren Katyushas gefallen, im Kreis Maaleh Yosef. Nun, ich hatte nichts mitgekriegt.
Y. hörte von Kollegen, wo die einzelnen Raketen gefallen waren – das veröffentlichen die Medien bei uns nie genau, damit sich kein Hisbollah-Kämpfer im Zielen üben kann. Aber weit weg war es nicht.
Quartas beste Freundin wurde im Fernsehen interviewt, zum Neid aller anderen besten Freundinnen – warum hatten die Journalisten sich an der Bushaltestelle ihres Moshavs postiert, warum waren sie nicht gleich in die Klasse gekommen? Allerdings war die Freundin auch traurig – die Rakete hat den Hühnerstall des Nachbarn getroffen, und viele Küken sind gestorben. Ein Gastank war getroffen worden, die anderen, die daneben stehen (angeblich wird mit dem Gas die Küken-Abteilung erwärmt, keine Ahnung), wurden von der Feuerwehr gekühlt, und weil es hier in der letzten Zeit viel geregnet hat, breitete sich kein Brand aus.
Als Primus, der seit gestern offiziell seinen Wehrdienst hinter sich hat und nun erstmal Schlaf nachholt, in die Küche tigerte, arbeitete ich schon am Mittagessen. „Hast du gestern nacht eigentlich was gehört?“, fragte ich, und er sagte sofort: „Waren das Katyushas?“, und er sagte mir exakt die Richtung, wo sie gefallen waren. Während seine braven Eltern schon schliefen, war er noch wach und hatte die Explosionen gehört, war sogar nach draußen gegangen, um zu sehen, wie nah es war und ob er vielleicht was tun kann. Er versteht nicht, wie wir das verschlafen konnten. Er versteht auch nicht, wieso die Kollegen des Iron dome nicht im Einsatz waren – ein solches System ist nämlich hier in der Nähe stationiert. Alarm war auch nicht.
Es ist uns schon klar, daß jederzeit, aber wirklich absolut jederzeit weitere Katyushas oder andere Raketen hier vom Himmel fallen können. Wir wußten, daß das die Realität ist in dieser Gegend, als wir vor zwei Jahren beschlossen, hier hin zu ziehen. In anderen Gegenden bleibt eine Vorwarnzeit, und wenn es nur ein paar Minuten sind, in denen man in den Schutzraum sprinten kann – wir sind so nah an der Grenze, daß selbst bei Alarm höchstens 45 Sekunden blieben. Aber das ist ja an der Grenze zum Gazastreifen nicht anders, und da fallen die Raketen viel öfter. Hier war es seit dem Krieg 2006 eigentlich sehr ruhig, von Zeit zu Zeit schießen einzelne Verrückte mal was ab, aber mit dem Dauerbeschuß Galiläas ist seit dem zweiten Libanonkrieg Schluß. Weswegen ich es für voreilig halte, den Ausgang dieses Kriegs als Niederlage für Israel zu buchen.
Aber wer hat die Raketen gestern geschickt? Die Hisbollah meint, sie war es nicht. Das mag stimmen oder nicht. Vielleicht war es eine kleine Gruppe innerhalb der Hisbollah oder außerhalb, die einen Wink aus Teheran bekam? Bestimmt fragen sich manche Leute dort, wie es kommt, daß ihr Atomprogramm wie verhext ist – gestern die Explosion in Isfahan, vor zwei Wochen der seltsame Unfall im Waffenlager, Viren und Unfälle… eine Menge geht schief. Man kann es sich nicht erklären. Ist es der teuflische Zufall, sind es Saboteure der Opposition von innen, oder gar bösartige, allmächtige Feinde von außen…? die Freimaurer…? Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir schon vorstellen, daß es im Iran und bei der Hisbollah Leute gibt, die Israel gern ein paar Nadelstiche versetzen möchten, ohne gleich in den Krieg zu ziehen.
Es können auch, wie schon vorher, Palästinenser im Libanon gewesen sein, die ihr Mütchen kühlen wollten.
Unsere Regierung macht die libanesische verantwortlich. Nicht weil sie glaubt, daß die libanesische Regierung dahintersteckt, sondern um sie daran zu erinnern, daß die libanesische Armee verpflichtet ist, solche Vorfälle zu verhindern. Die shlumielim von der UNIFIL laufen rum und untersuchen den Vorfall, aber sie haben schon öffentlich erklärt, daß es sich nicht um eine Verletzung der Resolution 1701 handelt. Na, da bin ich ja beruhigt.
Wie es jetzt weitergeht? Ich weiß es nicht, ich kann nur intuitiv antworten. Und da sehe ich zwei mögliche Szenarios. Das wahrscheinlichere: es handelte sich um eine einzelne Aktion, aus den oben genannten Gründen, und es bleibt erstmal still. Die Iraner warten, bis sie die Atomwaffen haben, die sie zu einem Zeitpunkt, den sie bestimmen wollen, auch benutzen werden. Das kann noch einige Zeit dauern. Vielleicht wollen sie überhaupt nur ein Gleichgewicht des Schreckens, um ihren Einfluß auszuweiten. Aber das werden wir erst in der Rückschau wissen.
Oder aber es handelt sich um den Auftakt zu einer ganzen Angriffsreihe, einer langsamen Erwärmung der Nordgrenze. Eine Rückkehr zu den Zuständen vor dem letzten Krieg. Ein Zerren am Nasenring, bis der Stier schnaubt und scharrt und schließlich zum Angriff übergeht. Woraufhin man dann nach dem Metzger ruft.
Mir erscheint es dafür aber zu früh. Ich glaube, Nasrallah hat einen Riesen-Anpfiff aus Teheran bekommen, weil er die Nase zu früh aus dem Loch gesteckt hat – und das hat er ja auch selbst fast zugegeben. Den Fehler macht die Achse Iran-Hisbollah nicht noch einmal.
Und wenn ich schon die Achse erwähne – was ist mit Syrien? Manche spekulieren, daß die Syrer dahinterstecken, um von ihren Problemen abzulenken. Daß sie der Hisbollah einen Wink gegeben haben, uns einen Wink zu geben, in der Hoffnung, daß wir überreagieren und sie den Volkszorn auf uns lenken können. Nun, dafür wäre es vielleicht sinnvoller, in den Golanhöhen einen Zusammenstoß zu inszenieren. Und hat Assad überhaupt Reserven für einen Konflikt mit uns?
Ich kann allen besorgten Freunden versichern, daß der Umzug uns nicht reut. Wir wußten, daß es hier schon mal gefährlich wird, aber wo ist es eigentlich nicht gefährlich in Israel? Wir haben ja kein Hinterland. Ganz Israel ist jederzeit gefährdet. Sollen wir etwa alle auswandern? Wir haben das Recht, hier zu leben, und wir leben hier. Die Landschaft ist herrlich, die Leute sind nett, und die Nachbarn jenseits der Grenze … wären ohne Hisbollah und andere Fanatiker auch kein Problem.
Wenn man allerdings das ganze Bild betrachtet, wirkt es düsterer. Der arabische Frühling war wohl, wie befürchtet, ein islamistischer Frühling. In ein paar Jahren sind wir von islamistischen Staaten umgeben, von denen keiner mehr den kalten Pragmatismus eines Mubarak oder auch Assad an den Tag legen wird. Wer weiß, wann auch Jordanien davon befallen wird.
Die Interessen der Europäer liegen nicht in Israel, auch die deutschen nicht. Die Leserbriefe in SPon-Foren oder der ZEIT zeigen deutlich, daß die meisten Deutschen bei einer Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran die Partei des Iran ergreifen würden. Und die Industrie, die an iranischen Aufträgen verdient, erst recht. Und die Politiker? Nach dem Spektakel der einstimmigen Verurteilung Israels, Stichwort Mavi Marmara, wundert einen ja nichts mehr. Diese Verurteilung ging raus, bevor noch bekannt war, was überhaupt passiert war. Von einer einstimmigen Entschuldigung, nachdem die Fakten bekannt wurden, ist mir nichts zu Ohren gekommen.
Die deutschen Medien und die Bevölkerung sind prinzipiell gegen Israel und sehen uns nur in der Schurkenrolle. Ich sehe keinen Politiker, der sich leisten könnte, gegen diesen Strom zu schwimmen. Helmut Schmidt, der enormen Einfluß in Deutschland hat, wird in allen Talkshows erklären, daß Israels aggressive Expansionspolitik den Israelis eingebracht hat, was sie nun ernten. Alle werden blöken, aber die Siedler! aber die Besatzung! aber der Rassismus des Alltags!, wenn es hier losgeht. Und werden die Scheine zählen, die das letzte Geschäft mit dem Iran eingebracht hat.
Und im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland noch israelfreundlich. Was können wir von den Briten erwarten? Oder, jetzt lacht mal herzlich, Skandinavien? Belgien? Frankreich? Spanien? Nichts.
Die USA – die haben schon zu viele Töpfe auf dem Feuer. Bevor wir nicht wirklich massiv angegriffen werden, wird sich kein amerikanischer Präsident auf einen Schlag gegen die Iraner einlassen, das kann ich mir nicht vorstellen. (Ich weiß ja auch nicht, ob das klug wäre oder überhaupt möglich, ein Präventivschlag – mir scheint, der Zeitpunkt dafür ist verstrichen, aber was verstehe ich von Atomprogrammen?).
Nein, wir können auf niemanden bauen. Und vielleicht ist das unsere Stärke. Vielleicht verstehen das auch die Leute von außen gar nicht, daß das unsere Stärke ist. Wenn man weiß, daß man auf eigene Kraft vertrauen muß, achtet man darauf, stark zu bleiben. Wenn man weiß, daß es wirklich ums Ganze geht, dann kann man sich keine zu großen Fehler leisten. Das Gefühl, in einem Überlebenskampf auf uns selbst gestellt zu sein, gibt uns den sogenannten „chossen leumi“, die nationale Kraft zum Durchhalten.
Dazu trägt jeder bei. Ich schicke meine Tochter ganz normal in die Schule und die Schule findet auch ganz normal statt. Wir machen weiter mit dem Alltag. Etwas Besseres fällt mir nicht ein als Antwort. Kartoffeln schälen. Unkraut jäten. Stunden vorbereiten. Katzen streicheln. Musik hören.
Shlomo Artzi, Hardufim
Müssen erst Raketen fallen, damit wir wieder etwas von Lila hören? Deine Aussagen klingen sehr düster, aber auch sehr realistisch.
Mai von 1:11 MEZ – leider fehlt mein Lieblingssatz aus den Gaza betreffenden Mails „a direkt hit was confirmed“.
Ich hoffe, das ist nicht so zu verstehen, daß die IDF im Norden das „Hitten“ libanesischen Offiziellen oder gar Unifil überlassen müssen.
Rockets Hit Northern Israel
Posted on November 29, 2011 by
A short while ago, a number of rockets hit the Western Galilee. No casualties were reported. The IDF responded by targeting the origins of the fire.
The IDF regards this incident as severe, and holds the Lebanese government and the Lebanese Army responsible for preventing any rocket fire toward Israel.
The IDF Northern Command is operationally prepared, and conducting an ongoing situation assessment in light of the incident.
http://idfspokesperson.com/2011/11/29/rockets-hit-northern-israel/
😉
@Major Greblitz & alle
Viel Freude.
Danke. Ich hatte die Freude. Aber der proxtube tool tut es auch sein Werk gut. Zu empfehlen.
Hallo Lila,
habe erst durch Dich erfahren, dass es nun im Norden auch wieder Raketenbeschuss gibt.
Ich bete darum, dass Du mit Deiner Einschätzung recht behältst und es nicht die Eröffnung einer zweiten Raketenfront ist.
Für Dich und Deine Familie bete ich zu Gott, dass er Euch weiterhin Zuversicht und Kraft schenken möge. Bei uns hat gerade die Adventszeit angefangen. Ich wünsche Euch den Frieden und die Freude des Advents.
MfG Paul
Wow, Primus ist schon durch? Uii, das hätte ich jetzt nicht gedacht (oder: meine Güte, ich werde alt. ;)).
Ich würde deinen Pessimismus Deutschland und Europa betreffend gerne auflösen oder zumindest relativieren, allein mir fehlt ja selbst der Glaube daran. Aber ich bin froh zu lesen, dass es euch gut geht!
Man kann Video „hardufim“ nicht sehen, weil diese Scheß GEMA es bei YouTube sperren lassen hat. Ich kann nicht mehr. Dieses Land mit seinen Veroboten macht mich verrückt.
schau mal hier …
https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/proxtube/
Danke, ein wunderbares tool. Bestimmt mehr wert als diese 3 $ die man gespendet hatte.
😀 Übrigens: Daaanke!!! 😀
schabbes a gitn…ale.hem.
8)
„Was können wir von den Briten erwarten?“
Die haben ihre Rechnung von Achmachmirdenjihad schon erhalten. Sie waren doch zu wenig „antizionistisch“, als sich die Mullahs erhofften.
Ich hoffe inständig, dass das, was der Autor über die Haltung der deutschen Medien und Bevölkerung sagt, nur die halbe Wahrheit ist.
Es gab eine kleine Tagesschau-Meldung über die Raketenangriffe AUF Israel, und sofort wieder Leute, die sich nicht entblödeten, über Israel herzuziehen. Gott sei’s gedankt, dass es auch Gegenstimmen gibt, meine eigene eingeschlossen.
Helmut Schmidt halte ich für einen sehr klugen Kopf – um so übler nehme ich ihm seine oft einseitige Kritik an Israel.
@Herr Schmidt: Israels Hauptfehler besteht nicht darin, eine „agressive Expansionspolitik“ zu betreiben. Er besteht darin, nicht die Volksrepublik China zu sein.
Die UNIFIl-Seite spricht von einer Verletzung der Resoultion 1701, keine Ahnung wen die libanesischen Medien zitieren.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ohne Billigung von der Hizb’Allah irgendjemand in Iranisch-Libanon auch nur eine Rakete abfeuern könnte.
Ich finde nicht, dass das SpOn Forum als Indiz dafür genommen werden sollte zu behaupten die meisten Deutschen wären im Kriegsfall auf Seiten des Iran.
Die meisten Menschen sind unpolitisch, ein noch kleinerer Teil liest SpOn und die Foren da liest eigentlich auch kaum jemand der kein politisches Steckenpferd hat.
Der SpOn ist halt sehr links und da dort fast nur politisch interessierte von Links posten und Gegenpositionen häufig auch noch gelöscht werden entsteht schnell ein einseitiges Bild welches aber auf keinen Fall auf die Allgemeinheit zurückführbar ist.
Wenn man mal die britische Reaktion auf den Botschaftssturm mit der israelischen vergleicht, sieht man gleich wieder den Unterschied zwischen einem Mitglied der P5 und einem ’normalen‘ (nicht-ölproduzierenden, nicht-arabischen) Nahoststaat.
SpOn hin oder her – links sein bedeutet nicht gegen Israel sein auch wenn es immer mehr doofe „Linke“ gibt die das glauben. Erfreulicherweise kenne ich nicht wenige Linke die solidarisch mit den Menschen in Israel sind.
Wirklich, da kann man von hier aus nur gute Wünsche schicken und sich die eigene Wut über sovieles verbeißen.
Was die Positionierung der Deutschen im Falle „Iran greift Israel an“ angeht, das möchte ich garnicht beurteilen. Die Antisemitismus-Studie (Vorsicht: sehrsehr viele Buchstaben) dieser Tage betrübt zusätzlich.
Aber immerhin, trotz des Beispiels das Lila nannte (die einstimmige Verurteilung der „Blockade“), die Medien kochen eben sehr offensichtlich ihr „antisemitisches Süppchen“ -damit erreichen sie die Bevölkerung und auch die Politik- und die Regierung wiederum kocht sich irgendwas, was mit geringer Empathie gegenüber Israel konnotiert ist, trotzdem glaube ich daran, daß die BRD im Falle des Falles mehr oder weniger offen zu Israel stehen wird.
Aber: na und!
Zwar betrachte ich’s hier von Deutschland aus, aber letztlich ist es in Israel vollkommen egal, was Angela Merkel, Helmut Schmidt oder Henryk Broder (oder eben der Verfasser dieser Zeilen hier) dazu zu sagen haben.
Es ist einfach zu betrüblich, wie Lila auch sarkastisch anmerkt, daß wir wohl von etlichen europäischen Ländern nicht besonders viel erwarten brauchen.
Wie dem auch sei, das „chossen leumi“ ist die reine Vernunft, und nur so geht’s!
Hier in Deutschland mag sich mancher den Luxus gönnen über die „Realität der Straße“ hinwegzusehen, aber wie Lila schon sagt, dieses „Hinterland“ gibt’s in Israel nicht!
Und drumherum -ganz deutlich- herrscht die Barbarei!
Die Sicht der „Europäer“ ist sehr verstellt, leider des öfteren auch wider besseren Vermögens, häufiger jedoch einfach aus der Mischung einer manipulativen Medienmache sowie aus der Distanz heraus: es ist den Leuten nicht klar, was da eigentlich vor sich geht.
Die Europäer haben „vergessen“, daß ihr Frieden durch Krieg hergestellt werden mußte, manche Deutsche neigen dazu „Bomben auf Dresden oder Hamburg“ zu betrauern und blenden dabei vollkommen aus, wie und warum es dazu kam.
Die meisten Leute, in jedem Land, sind nunmal keine „Experten“ für das Geschehen rund um Israel, dafür sind ja die Nachrichten da, und da steckt dann eben das große Übel darinnen, wo eben ungerecht und „politisch“ (um nicht einfach „rassistisch“ zu schreiben) manipulativ „informiert“ wird.
Dazu der wohl nicht unbeträchtlich große Anteil der Bevölkerungen, deren Meinungen höchstens „am Stammtisch“ vernommen werden (und es müssen ja nicht immer „dumme Meinungen“ sein, trotz des negativen Beiklangs von „Stammtisch“), die gesellschaftlich funktionieren, aber nicht größer antizipieren, sich weder hier im blog noch sonstwie in der Weise beteiligen, die natürlich auch anfällig sind für allerlei Mär, aber andererseits auch „anfällig“ sind für die Fakten, wenn man sie ihnen nur zukommen läßt.
Von den Medien haben wir das nicht zu erwarten, ich denke, man darf deren Weise ruhig als „Zynismus“ bezeichnen, um wiederum nicht kräftigere Worte (zB „böse Absichten“) zu gebrauchen.
Das nur, weil ich daran die Hoffnung knüpfe, daß die Bevölkerungen nicht durch und durch von der antisemitischen Presse durchdrungen sind. Mag sein, daß die meisten Leute von Juden/Judentum nichts weiter verstehen, aber alleine der Unterricht in der Schule zum Thema Holocaust dürfte viele nachhaltig geprägt haben.
Immerhin, und so traurig das eben ist.
Mag sein, daß nicht jeder Mensch eine „große Leuchte“ ist, aber wir sollten beileibe nicht die Herzen der Menschen unterschätzen!
Nicht nur Helmut Schmidt und so weiter sind fähig zu großen Gefühlen, Verständnis, Dramen, Komödien. Das „Theater des Lebens“ und alles was dazu gehört ist nicht nur Leuten wie dem Odysseus oder Krabat oder Boris Becker vorbehalten, jeder von uns, und das ist jüdische Weisheit, ist die Welt, seine eigene Welt, und dort geschieht alles, was einem Menschen geschieht.
Ich habe schon viele frustrierende Erfahrung mit „den Deutschen“, aber ich habe auch viele gute Erfahrung.
Ich möchte zugeben, ich habe mehr Vertrauen in „den Bodensatz“ (man möge mir diese angedeutete Abwertung verzeihen, ich versuch’s mit tachless) der Bevölkerung, als in den kleineren Teil, zu dem wir hier letztlich auch gehören, nämlich den eher „vergeistigten“ Anteil der Bevölkerung, die es verstehen, sich in Wort und Schrift verständlich zu machen, die es verstehen sich in Abstraktionen zu verlieren, und die sich allzuhäufig in der Eigenverliebtheit der „gefühlten Abgehobenheit“ verlieren.
Nur so kann ich auch Helmut Schmidt, diesen alten Narren (und sicher nicht in jeder Hinsicht, aber das zählt dann auch nicht mehr), verstehen.
Der Antisemitismus der Weimarer Bevölkerung fand Anklang eben auch beim „Bodensatz“, jedoch aus der Frustration heraus (ich beziehe mich zB auf die Erfahrungen eines Rolf Winter sel.A.) gesellschaftlich abgehängt zu sein, bzw tatsächlich Hunger zu leiden, da kam der Hitler eben als der „Heil“bringer…
Heute ist der Antisemitismus vor allem eine Sache der Intellektuellen.
Sehr betrübt möchte ich zugeben, daß das meine eigene Erfahrung ist, nicht irgendeine Studie oder sonst ein prima Artikel.
Auch bei islamischen Studenten in Deutschland ist das allzuhäufig anzutreffen, der Bodensatz wiederum ist eher vergleichbar mit den Lämmern, die dem Hirtenweg folgen…
Das Drama in Europa ist, daß der Antisemitismus zum Gutteil via „Pallywood“ die Köpfe der Intellektuellen korrumpiert hat, die eben ihr Herz für eine „Geschichte aus 1000 und der zweiten Nacht“ gegeben haben.
Dafür, warum das so ist, gibt es sicher viele Gründe, Erklärungen, und sicher schon ganz viele kluge Leute, die das beleuchtet haben. Um also hier nicht zu ausschweifend zu werden möge sich jeder selbst nocheinmal überlegen, wie „das Kind zur Mutter kommt“.
Ein Denkanstoß, es mag biologische Gründe haben, tausende erforschbare Begleitumstände bis in die Mikrobiologie hinein usw, aber am Ende wird nur die Mutter in der Lage sein zu erklären, wie es ihr bei der Geburt zumute war. Und so ist das eben.
Aber, wem es zu kompliziert ist Lila zu glauben, wie es sich anfühlt unter Raketenbedrohung zu leben, der mag sich das Ganze dann eben im Mainzelmännchenfernsehen erklären lassen…
Also, Lila, viele gute Grüße zum erez, selbst ist die Frau, die Familie, Jisrael!
Nur so geht’s, und noch der Dümmste im Lande deutsch wird es verstehen, wenn man es ihnen ganz einfach zeigt.
Und noch der Dümmste wird zur rechten Zeit verstehen, das Israel nicht nur ein gutes Land ist mit guten Menschen, das Land der Juden, sondern ein Wunder, wenn man so will das „achte Weltwunder“, denn Fakten die nicht zum Verkauf stehen, die sind nuneinmal die reine Wahrheit.
Und genau deshalb macht Israel alles richtig (lassen wir mal das Mäkeln), Israel ist wahrhaftig, und nur das ist der Weg um zu überdauern.
Erfolg und Segen!
Alles Liebe auch an Lila & Familie.
Liebe Lila,
„mit dem Alltag weitermachen“ – dieser letzte und weise Satz nach deinem wie immer großartigen Artikel rummst so unerwartet und umso treffender in die Seele, dass gleich das Auge einen Glanz bekommt.
Eure Art zu leben ist genau die Form von Patriotismus, den „wir Deutsche“ in unserem kalten und satten Land nicht kennen.
Aber dafür zahlt Ihr den höchsten Preis. Ich wünsche Israel die Kraft der ZWEI Stiere… !
D.W.