Eigentlich seltsam, dass Felicia Langer es bis heute nicht zu einer Würdigung auf Spirit of Entebbe gebracht hat. Über die Ursache kann man nur spekulieren. Fiel sie in den letzten Jahren einfach nicht peinlich genug auf? Wie auch immer: Mit ihrem Artikel im Freitag, der „Ost-West-Wochenzeitung“, der von Klischees und falschen Behauptungen nur so strotzt, hat sie sich definitiv qualifiziert.
Die Berechtigung, im Freitag publizieren zu dürfen, erwarb sie schon mit der Überschrift: „Nicht in meinem Namen“. Das „israelkritische“ Statement einer Jüdin gilt ja gleichsam als Freifahrtschein, um so richtig vom Leder ziehen zu können. Nur: Dann sollte man es auch professionell machen. Von Felicia Langer lässt sich das leider nicht sagen. Man wünschte sich beizeiten zur Abwechslung ernst zu nehmende Kontrahenten. Wer will schon einen 1,20-Meter-Mann auf die Bretter schicken? Dennoch eignet sich der Text hervorragend, um die gewohnt schwachbrüstige Beweisführung der Israelkritiker exemplarisch in ihre Bestandteile zu zerlegen. Es ist wirklich alles dabei.
Was wollen die Palästinenser – wir haben doch Gaza 2005 geräumt?“, sagt die israelische Propaganda und verschweigt, dass die Armee den Landstrich verlassen und sich selbst überlassen hat.
Nun ja – die Palästinenser wollten die Besatzung loswerden. Und trotzdem sollen die Ex-Besatzer weiterhin für das Wohlergehen der Bewohner zuständig sein? Bei dieser Argumentation bleibt die Logik auf der Strecke, zumal angesichts der Milliardenzahlungen an die PA kaum davon die Rede sein kann, sich selbst überlassen zu bleiben.
John Dúgard, UN-Beauftragter für Menschenrechte, beschreibt es so: „Gaza ist ein Gefängnis, Israel besitzt den Schlüssel und hat ihn ins Meer geworfen.“ Kaum anders fällt das Urteil des Internationalen Roten Kreuzes aus: Das okkupierte Volk werde wie eine Geißel des Konflikts behandelt, heißt es da.
Eine amüsante Freud’sche Fehlleistung: Als Geißel gehen die Palästinenser in der Tat durch, Geiseln hingegen nehmen sie selbst.
Ich verurteile den Abschuss mit Qassam-Raketen aus Gaza nach Israel, ich verurteile jeden Angriff auf Zivilisten.
Oje, oje… Wenn jemand wie Felicia Langer solche Selbstverständlichkeiten betont, folgt das Aber gewöhnlich auf dem Fuße.
Aber Besatzung ist der Inbegriff von Gewalt, die Gegengewalt zur Folge hat.
Bingo!
Die offiziellen Vorschläge für eine Waffenruhe, wie sie von Hamas kamen, werden durch Israel abgelehnt. Einen letzten gab es am 20. Dezember 2007. Wieder reagierte Israel mit Verachtung und zog es vor, mit Panzern und Raketen zu antworten, so dass 38 Palästinenser getötet wurden.
Wieviel man von einem Waffenstillstand zu halten hat, den die Hamas anzubieten bereit ist, dürfte hinreichend bekannt sein. Aber es ist nun mal so: Wer Krieg will, der kann ihn haben – und muss dann damit rechnen, ihn mit Pauken und Trompeten zu verlieren.
In Wirklichkeit will die Regierung Olmert nicht die Qassam-Raketen, sondern die Hamas besiegen.
Natürlich – und das ist auch gut so!
So sieht die Politik aus, wie sie von Verteidigungsminister Barak, einem verkleideten Extremisten aus der Arbeitspartei, ins Werk gesetzt wird. Unsere Friedensbewegung betrachtet ihn als den derzeit gefährlichsten Politiker des Landes.
Hier muss einschränkend gesagt werden, dass die Friedensbewegung, wie Felicia Langer sie versteht, auf ein kleines Grüppchen von unbelehrbaren Vollmeisen zusammengeschmolzen ist. Jeder Israeli, der sich noch die Schuhe selber zuschnüren kann, weiß inzwischen, dass Frieden mit den Palästinensern, so wie sie sich derzeit präsentieren, unmöglich ist, jedenfalls nicht durch weitere einseitige Zugeständnisse oder durch den Verzicht auf Gegenwehr zu erreichen.
Aber wo die Argumente fehlen, muss die Emotion umso größer geschrieben werden. Ladies and Gentlemen, es folgt die altbekannte Klage über das Elend der Palästinenser.
Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung in Gaza fehlt es an reinem Trinkwasser, die Brunnen sind bakterienbelastet und durch jahrelange intensive Wasserentnahme versalzen. 60 Prozent der Einwohner verfügen über kein fließendes Wasser – viele Straßen in Gaza-Stadt sind überflutet, weil das Abwasser direkt aus den Häusern fließt.
Nicht auszudenken, wenn jetzt auch noch ein Mangel an Schusswaffen und Sprengstoff aufträte. Das würde den Palästinensern in Gaza den Rest geben.
Es gibt dramatische Engpässe bei der Lebensmittelversorgung, deshalb sahen wir auf dem Bildschirm Tausende die Grenze zu Ägypten stürmen, um sich dort zu besorgen, was sie zum Überleben brauchen.
Wie etwa Fernseher, Mofas und Kartoffelchips.
Wer die Bilder sah, glaubte die Befreiung aus einem Käfig zu erleben. Tatsächlich war es ein Zeichen dafür, dass sich die Unterdrückten wehren. Wie schamlos muss die israelische Regierung sein, Menschen in ein solches Maß der Verzweiflung zu treiben?
Verzweiflung war in den Gesichtern der Schnäppchenjäger zwar nicht zu entdecken, aber wir wollen mal nicht so sein. Die Frage lautet ja vielmehr: Warum soll Israel Schuld an der Lage in Gaza tragen? Es ist doch wohl so, dass die Palästinenser selbst die Terrorbande Hamas an die Regierung wählten, die den täglichen Beschuss israelischer Städte gutheißt, so wie sie sich die Vernichtung Israels in ihrer Charta zum Ziel gesetzt hat, und dass diese Hamas die Fatah-Konkurrenz letztes Jahr erledigte. Das kann doch nicht ernsthaft ohne Konsequenzen bleiben.
Es folgt eine Warnung: Die Lektüre der folgenden Passage könnte dazu führen, sich beim Gähnen den Kiefer auszurenken:
Und die USA? Sie haben ihr Veto im Sicherheitsrat immer parat, um Israel zu schützen. Und das gehorsame Europa? Dort wird geschwiegen. Gerade das muss sich ändern, wenn der israelische Staat als Besatzungsmacht ungerührt die Genfer Konventionen von 1949 verletzt. Deren Unterzeichner – und dazu gehört auch Deutschland – haben die Pflicht, sich einzumischen, um diesen Konventionen überall auf der Welt Geltung zu verschaffen. Es wäre ein Segen für das irregeleitete israelische Volk, wenn es dazu käme.
Es schüttelt einen, Sätze zu kommentieren, die in sich mindestens drei falsche Behauptungen bergen, aber gerade weil diese Argumente (?) von Israelfeinden so häufig vorgebracht werden, sollte man es dennoch tun.
Traurig, wenn die USA als einziger Staat wagen, UN-Resolutionen zu verhindern, die israelische Maßnahmen gegen vorausgegangenen Angriffe verurteilen, ohne diese Angriffe auch nur zu erwähnen.
Europa schweigt nicht, sondern sieht die Lage in Nahost im Wesentlichen wie Felicia Langer, also durch die antiisraelische Brille. Das ist ja das ganze Elend.
Wer die „Besatzung“ friedlich beenden kann, sollte es auch tun statt sich das, mit Verlaub, unerreichbare Ziel zu setzen, „ganz Palästina“ (Israel) zu befreien.
Die Rede vom „irregeleiteten israelischen Volk“ erinnert im Fall Langer an die Statements von Psychiatrie-Patienten, die in Bonaparte-Pose davon reden, dass draußen Alle verrückt sind.
Was die Regierung Olmert im Namen der Israelis betreibt, heißt Kriegsverbrechen. Der Ort, wohin die Täter gehören, ist der Gerichtshof in Den Haag! Weil die Blockade des Gaza-Streifens rechtswidrig, menschenverachtend und eine Schande ist. Heute demonstrieren die israelischen Friedenskräfte wie Friedensbewegte überall auf der Welt und sagen: „Wir sind alle Gaza!“
Jedenfalls Du bist Gaza, Felicia! Und das sollte man besser nicht als Kompliment auffassen. Wer sich die Politik von Leuten zu eigen macht, die Kinder in den Märtyrertod hetzen, politische Gegner von Hochhausdächern stürzen und Cafébesucher in Stücke bomben, hat keinen Schimmer, wer wirklich vor ein Tribunal gehört. Wie kann man sich als Friedensaktivistin verstehen und dabei kein Problem damit haben, uneingeschränkte Solidarität mit einem Volk zu zeigen, das eine klerikalfaschistische Mörderbande an die Macht gebracht hat? Und diese Sorte Leute verwendet inflationär Begriffe wie „zynisch“ und „menschenverachtend“. Gut, man weiß ja: Wer auf Andere mit dem Finger zeigt, auf den weisen vier Finger zurück.
Wir kämpfen für Frieden und Gerechtigkeit und gegen leere Worte, die benutzt werden, um die weitere Besiedlung der besetzten Gebiete (7.200 neue Wohnungen in Ost-Jerusalem) zu verhüllen.
Puh – Zähne zusammenbeißen, gleich ist es geschafft. Versprochen.
Aus Verehrung ist dem genialen Musiker Daniel Barenboim ein palästinensischer Pass überreicht worden.
Aus Propagandagründen ist dem Musiker Daniel Barenboim ein Pass überreicht worden, den es ohne die Oslo-Verträge mit Israel gar nicht gäbe.
Eine Entscheidung, die noch von der Regierung der Einheit unter Beteiligung von Hamas getroffen wurde. Wie sich zeigt, gibt es Partner für den Frieden!
Hamas – ein Partner für den Frieden. Benedikt XVI – Ihr Berater in allen Fragen der menschlichen Sexualität.
Eine verbrecherische Politik verrät unsere Opfer – die Opfer des Holocaust. Wir, die Lebenden, wehren uns und sagen: „Nicht in unseren Namen!“ Deshalb appelliere ich an Sie, Druck auf Israel auszuüben! Sagen Sie Nein zur Blockade des Gaza-Streifens. Nein zur Inhumanität. Ja zu einem gerechten Frieden mit allen und für alle.
Auch die letzten Reste aus dem mit unappetitlichen Ingredienzien angerührten Empörungskübel müssen herausgekratzt werden. Dabei gibt es nichts Ekligeres, als die toten Opfer des Holocaust zu bemühen, um ausgerechnet die Lebenden, denen manche gern einen neuen Holocaust bereiten würden, zu denunzieren.
Darf man den flammenden Appell noch einmal mit wenigen Worten nüchtern zusammenfassen?
„Ich, Felicia Langer, halte mein Volk für irregeleitet, weil es Leuten, die ihm die Vernichtung ankündigen, glaubt. Dies ist die falsche Lehre aus dem Holocaust. Gegengewalt ist schlimm, aber nur wenn sie von Israel ausgeübt wird. Fakten brauche ich nicht, die ersetze ich durch gefühlsaufwallende Rhetorik.
Ich verurteile den Terror gegen Zivilisten – aber.
Wie alle Leute, die sich auf meinem Argumentationsniveau bewegen, kann ich nicht davon lassen, immer gleich die ganz große Keule rauszuholen: Kriegsverbrechen, Holocaust, darunter geht’s nicht. Mit der Forderung nach einem „gerechten Frieden“ entschuldige ich die Weigerung meiner Schützlinge, jemals mit Israel Frieden zu schließen. Denn von den Palästinensern Kompromisse zu verlangen, wäre ungerecht, und dann sind selbst Terror, Krieg & Intifada schon mal in Ordnung. Ich halte einen Waffenstillstand mit der Hamas für möglich, weil sie vertrauenswürdig genug ist, aber was in ihrem Programm steht, sollte man nicht glauben. Der Bau von Wohnungen in Ostjerusalem ist für mich ein großes Hindernis für den Frieden, Raketen auf den Friedenspartner aber nicht. Ich Mehlmütze verstehe mich als einsame Ruferin in der Wüste, obwohl Millionen den gleichen Mist erzählen wie ich. Selbst die Toten der Shoah muss ich für meine Litanei missbrauchen. Sollte mir diese Geschmacklosigkeit eines Tages bewusst werden, schaue ich eben nicht mehr in den Spiegel, sondern in den SPIEGEL.“
Felicia Langer ist von Beruf Anwältin. Jetzt wird einem klar, warum man in Amerika den Unterschied zwischen einem überfahrenen Anwalt und einem überfahrenen Eichhörnchen daran festmacht, dass vor dem überfahrenen Eichhörnchen Bremsspuren zu sehen sind.
[…] Israelkritik“ der üblichen Spinner nimmt Claudio Casula auf dem Spirit of Entebbe einmal so richtig genüsslich auseinander – am Beispiel von Felicia Langer, die sich nie zu […]
[…] und Sprengstoff aufträte. Das würde den Palästinensern in Gaza den Rest geben. Claudio Casula, Spirit of Entebbe, 01.02.08 zu einer der üblichen Jammereien der Terror-Unterstützer im Westen, in diesem Falle von Felicia […]
Na, heute haben sich verzweifelte Gazabewohner wieder zwischen Zivilisten in Israel in die Luft gesprengt. Wahrscheinlich haben sie in Ägypten keinen Fernseher mehr abbekommen.
[…] viel wichtigere Frage ist doch, was will Felicia Langer (uns damit sagen)? Auch dazu schweigt die israelische Propaganda. Explore posts in the same […]
Hallo Claudio,
als begeisterte Blogleserin ist mir besonders der Felicia-Langer-Eintrag aufgefallen – klasse!
Bestehen deinerseits Bedenken, ihn auszudrucken und in einer SPD-Ortsvereinssitzung zu diskutieren (wir versuchen gerade, eine „Juden und Jüdinnen in der SPD“-Gruppe aufzubauen bzw. dafür Unterstützungsarbeit zu leisten, zu zweiterem gehört eben Aufklärung und Diskussion zu der tatsächlichen Lage in Israel). Ich möchte ungern das „Rad neu erfinden“, vor allem, wo der Eintrag so klasse geschrieben ist.
Solidarischen Gruß
Dorothea Moesch
Also sie möchten wohl gern in Gaza wohnen oder vllt palästinensischer Bauer sein, dem seine Olivenbäume vernichtet wurden. Dann würde sie nämlich den Artikel toll finden.
@ hilbert
Palästinensern in Not wird Felicia Langers unseliges Wirken nicht helfen, dessen können Sie gewiss sein. Sie kocht ihr eigenes Süppchen, indem sie Israel verleumdet, das wird keinen Olivenbaum wieder aufrichten.
Schöner Artikel, besonders: „Du bist Gaza!“ ist die ideale Konvergenz zu „Du bist Deutschland!“ – denn irgendwie haben sich ja da, trotz großer Entfernung, die beiden größten Deppenvölker dieser Erde gesucht und gefunden.
Tach,
nur mal so zur Information: Felicia Langer hat sich mit ihren Ausfällen interssante Freunde gemacht. 2006 ist sie mit dem Menschenrechtspreis der „Gesellschaft für Bürgerrecht und Menschenwürde e.v.“ (alte SED-Kader) ausgezeichnet worden. Dieser ganze nur mühsam getarnte Antisemitismus der alten SED-Genossen wäre doch mal eine Recherche wert. Wenn man beispielsweise in einer Zeitung namens „Rotfuchs“ („Tribüne für Kommunisten und Sozialisten“) die Überschrift „Warum die Palästinenser recht haben“ liest oder einen Blick auf das Programm des Kai Homilius Verlags wirft (Titel des Frühjahrs: Zionismus und Faschismus. Über die unheimliche Zusammenarbeit von Faschisten und Zionisten) kann einem nur schlecht werden.
Ansonsten: SoE ist ein absolut großartiger Blog! (das mußte mal gesagt werden)
[…] im “Deutschland der Friedensbewegung und Lichterketten” (taz) wohnt. Frau Langer setzt sich seit langem ehrenvoll für die Belange der libanesischen Kinder und des entrechteten palästinensischen Volkes […]
[…] 21, 2009 von Claudio Casula Zurzeit tobt ein Streit über die gewiss befremdliche Entscheidung, Felicia Langer das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. Andererseits muss man auch mal das Positive sehen: Von Stund […]